An dem Karussell, mit dem am Wochenende vier Kinder verunglückten, fehlte ein Sicherungsstift. Die Remsecker Verwaltung kritisiert nun die Berichterstattung zum Unfall – und relativiert die Folgen des Unglücks.

Remseck - Ein fehlendes Bauteil hat zu dem folgenschweren Unfall mit einem Karussell geführt, bei dem am Samstag in Remseck vier Kinder im Alter von zehn und elf Jahren verletzt wurden. Das hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Donnerstag bekannt gegeben. Demnach hat ein Gutachter herausgefunden, dass an der Verankerung der Karussell-Gondel, die während einer Fahrt abgestürzt war, ein Splint fehlte. Dieser Stift aus Metall sichert die Verbindungen zwischen den Gondeln, die sich im Betrieb auf- und abbewegen, und dem übrigen Karussell.

 

Ohne den Splint löste sich die Kabine aus der Verankerung und stürzte ab. Dabei verletzten sich drei Kinder, eines von ihnen schwer. Ein weiteres Kind wurde von einem umherfliegenden Teil getroffen.

Ob der Splint bereits fehlte, als das Fahrgeschäft am Samstagnachmittag in Betrieb ging – gleich zu Beginn des Straßenfests im Stadtteil Neckarrems – oder während der Fahrt abgebrochen oder herausgerutscht ist, wissen die Ermittler noch nicht. Man müsse den endgültigen Bericht des Gutachters abwarten, sagt Heiner Römhild, der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Unklar ist, ob der Sicherungsstift bereits vor dem Start fehlte

Seine Behörde ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung gegen den Betreiber des Karussells, eine Firma aus Murrhardt (Rems-Murr-Kreis). Das Unternehmen wollte sich nicht zu dem Unfall äußern.

Das Karussell hatte eine bis Ende des Jahres gültige Plakette des Tüv Nord. Diese hatte sich die Stadt Remseck als zuständige Behörde vor Festbeginn vorlegen lassen. Eine Untersuchung des Karussells vor Ort, eine sogenannte Gebrauchsabnahme, hatte die Stadt nicht gemacht. Laut dem Ersten Bürgermeister Karl-Heinz Balzer ist der Schausteller seit Jahren auf dem Straßenfest präsent: „Wir hatten keinen Anlass, an der Zuverlässigkeit zu zweifeln.“ Rechtlich ist dieses Vorgehen in Ordnung.

Die Remsecker Verwaltungsspitze hat in der Gemeinderatssitzung am Dienstag den Umgang der Medien mit dem Unglück scharf kritisiert. Der Unfall sei komplett in den Vordergrund gerückt, das größte Straßenfest der vergangenen Jahre davon in den Schatten gestellt worden. Der Oberbürgermeister Dirk Schönberger sagte, man sei „sehr unzufrieden mit der Berichterstattung“. Zudem relativierte er die Folgen des Unfalls. In Bezug auf die schweren Verletzungen eines Elfjährigen sagte er: „Er hat Prellungen erlitten.“

Die Polizei spricht davon, dass der Junge „keine lebensgefährlichen“ Verletzungen davongetragen hat. Er wurde gleichwohl erst am Montag von der Intensivstation auf eine normale Abteilung des Krankenhauses verlegt. Am Dienstag konnte der Junge laut Bürgermeister Karl-Heinz Balzer das Krankenhaus wieder verlassen.