Die EnBW kündigt nach einem Verlust im ersten Halbjahr weitere Kostensenkungen an, die über das bereits laufende Sparprogramm „Fokus“ hinausgehen. Dennoch werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, verspricht der Energiekonzern.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die EnBW und Konkurrenten wie Eon und RWE sind durch die Energiewende gleich von mehreren Seiten unter Druck geraten. Zum einen ist ihnen durch die Stilllegung von Atomkraftwerken eine wichtige Ertragsquelle weggebrochen – was die EnBW mit ihrem einst hohen Atomstromanteil besonders hart getroffen hat. Zum anderen rechnet sich wegen der wachsenden Konkurrenz von Wind- und Solarstrom der Betrieb vieler Kohle- und Gaskraftwerke nicht mehr. Zugleich müssen EnBW & Co. Milliardeninvestitionen in Erneuerbare Energien schultern, um ihrerseits vom Ökostrom-Boom profitieren zu können. Konzernchef Frank Mastiaux will die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bei der EnBW bis 2020 von derzeit rund zwölf auf 40 Prozent im Jahr 2020 ausbauen.

 

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen kündigte EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer bei der Vorstellung der tiefrot gefärbten Halbjahresbilanz weitere Kostensenkungen von jährlich mehreren Hundert Millionen Euro an. „Von den gesamten Gemeinkosten in Höhe von rund drei Milliarden Euro entfällt etwa die Hälfte auf den Bereich Personal“, erläuterte der Finanzvorstand. Daher seien auch Auswirkungen auf die Beschäftigten zu erwarten. Betriebsbedingte Kündigungen solle es aber nicht geben. Mit Blick auf weitere Einsparungen liefen bereits Gespräche mit der Arbeitnehmerseite. Weitere Details nannte Kusterer nicht.

„Kritisch-konstruktive“ Gespräche

„Wir werden diesen Prozess kritisch-konstruktiv“ begleiten, kündigte Bodo Moray an, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat sitzt. „Die Arbeitnehmerseite ist sich der schwierigen Situation des Unternehmens bewusst, sagte der Landesfachbereichsleiter Ver- und Entsorgung bei Verdi Baden-Württemberg. Moray bezeichnet sich als „ausdrücklichen Befürworter der Energiewende“. Es könne aber nicht sein, dass die Folgekosten vor allem auf dem Rücken der Beschäftigen in der Energiebranche ausgetragen würden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Anteilseigner – das Land und die OEW – das anders sehen“, sagt der Gewerkschafter und fordert Unterstützung aus der Politik. Ein möglicher Weg sei beispielsweise die Honorierung konventioneller Reservekraftwerke im Rahmen eines Kapazitätsmarktes. Die EnBW würde gerne mehrere ältere, vorwiegend mit Kohle betriebene Kraftwerke stilllegen, weil sie beim derzeitigen Strompreisniveau nicht mehr rentabel sind. Die Arbeitgeberseite hat dem bereits zugestimmt, doch die Bundesnetzagentur lehnt die Abschaltung ab, weil sie die Anlagen als systemrelevant für eine sichere Stromversorgung einstuft.

Zufrieden mit dem bereits laufenden Sparprogramm

Beim laufenden Sparprogramm „Fokus“, auf das sich EnBW und Verdi Ende 2011 nach dem zweiten deutschen Atomausstieg geeinigt hatten, liege man nach wie vor über Plan, bekräftigte Kusterer. Das Ziel einer jährlichen Kostensenkung von 750 Millionen Euro, davon 250 Millionen Euro im Bereich Personal, werde bereits Ende 2014 und damit ein Jahr früher als ursprünglich geplant erreicht. Ende 2013 habe das Einsparvolumen bei 624 Millionen Euro gelegen, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

„Fokus“ sieht unter anderem den Abbau von insgesamt 1350 Stellen vor. Tatsächlich lag die Mitarbeiterzahl Ende Juni mit 19 926 nur um knapp 300 unter dem Wert von Ende 2011. Die EnBW verweist darauf, dass Auflösungsverträge und Altersteilzeitvereinbarungen teilweise erst verzögert wirksam werden. Zudem seien auch unbesetzte Stellen gestrichen worden, was sich nicht in der Mitarbeiterzahl niederschlage. Schließlich habe es in einigen Bereichen auch Neueinstellungen gegeben, etwa bei Offshore-Windprojekten.