In funkelnden Kleidchen und Glitzer-Make-up spielten die Tennisfrauen in Stuttgart. Diese Inszenierung ist Teil der WTA-Strategie.

Stuttgart - Sobald die Spielerinnen in Stuttgart den Tennis-Court betreten haben, sind sie auch auf der riesigen Leinwand in der Porsche-Arena erschienen. Doch sie wurden dann nicht nur überlebensgroß abgebildet, sondern auch überaus glamourös. In funkelnden Kleidchen, mit glitzerndem Make-up und wehenden Haaren schlugen sie auf den Fotos gegen Tennisbälle. Sie sahen beim Tennisspielen eben nicht nur aus wie Sportlerinnen, sondern wie Models oder Popstars.

 

Die Bilder sind Teil der Werbekampagne „Strong is beautiful“ (Stark ist schön), mit der die Women’s Tennis Association (WTA) seit dem vergangenen Jahr ihre Spielerinnen vermarktet. Die WTA, die Dachorganisation des Frauentennis, will damit laut eigener Mitteilung zeigen, wie die Spielerinnen „Athletik und Grazie“ verbinden. Vor allem soll aber dargestellt werden, dass beim Frauentennis die Übergänge vom Sport zu Mode sowie zu Starkult und Entertainment fließend sind. Neue Fangruppen will die WTA erschließen, vor allem solche, die sich nicht primär nur für Tennis, sondern auch für die sogenannten Lifestylethemen interessieren.Während ihres Besuches beim Porsche-Tennis-Grand-Prix sagte dann auch die WTA-Chefin Stacey Allaster: „Die Performance abseits des Platzes ist sehr wichtig.“ So fordert die Organisation von jeder Spielerin, sich pro Turnier drei Stunden für PR- und Sponsorentermine, Autogrammstunden oder Fotoshootings zur Verfügung zu stellen. Weil man damit allein jedoch nicht ganz nah heran an die jungen, konsumfreudigen Fans kommt, setzt die WTA intensiv auf die neuen Medien. Sie beschäftigt einen eigenen Social-Media-Beauftragten und ermuntert alle Spielerinnen, sich ständig via Twitter, Facebook oder anderer Netzwerke mitzuteilen. „Mehr als 31 Millionen Fans sind über soziale Netzwerke mit den Spielerinnen verbunden“, sagt Allaster.

Das Gesamtpreisgeld ist auf 98 Millionen Dollar gestiegen

Die Kanadierin hat die WTA zu neuen Höhen geführt. Seit 2010 nahm die Organisation 160 Millionen Dollar ein. „Finanziell geht es der WTA so gut wie nie“, sagt Stuttgarts Turnierdirektor Markus Günthardt. Das Gesamtpreisgeld für die Spielerinnen ist auf 98 Millionen Dollar gestiegen, zuletzt konnten fünf neue Großsponsoren gewonnen werden, besonders aus Asien. Das liegt auch am French-Open-Triumph der Chinesin Na Li 2011 – allein das Finale sahen 116 Millionen Chinesen im TV.

Allaster und Co. schauen sowieso verstärkt auf die Wachstumsmärkte dieser Welt. In Peking betreibt die WTA seit 2008 ein eigenes Asienbüro, in Brasilien wird es von 2013 an zwei neue Turniere geben. Mit dem Aufstieg der deutschen Spielerinnen wird auch das wirtschaftsstärkste Land Europas wieder interessanter. „Wir führen gute Gespräche mit Halle“, sagt Allaster. Denn die Organisatoren in Westfalen planen, neben dem Männerturnier von 2014 an auch eines für Frauen auszurichten.Doch der Aufschwung und das größere Interesse bedeuten für die WTA auch neue Baustellen. Die Dänin Caroline Wozniacki forderte als Mitglied des Spielerinnenausschusses in Stuttgart: „Wir wollen bei der Turnierplanung flexibler sein.“ Soll heißen: sie wollen weniger Pflichttermine. Auch über das Fedcupformat gibt es Diskussionen mit dem Weltverband ITF. Außerdem haben die vielen Berichte über stöhnende Spielerinnen die WTA zum Handeln gezwungen – aber nur bei den zukünftigen Stars. Im September soll ein Plan vorgestellt werden, wie „exzessives Stöhnen“ den Talenten abgewöhnt werden kann.