Die Besitzer von Euro-5-Autos sollen nach Ansicht des Konzernchefs kostenlos nachrüsten können. Damit könnte, wenn die Politik das mitträgt, das Fahrverbot für alle älteren Diesel vermieden werden.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Dieter Zetsche, der Chef des Stuttgarter Autobauers Daimler, hat sich dafür ausgesprochen, dass die betroffenen Besitzer von Euro-5-Dieseln ihre Fahrzeuge kostenlos umrüsten lassen können. Das sagte Zetsche vor einem kleinen Kreis an Journalisten.

 

Denn das Ziel sei, dass durch die Nachrüstung bestimmter Euro-5-Fahrzeuge Fahrverbote für alle vermieden werden können, so Zetsche. Dabei sei schwer vorstellbar, dass diejenigen, deren Fahrzeuge zur Nachrüstung anstehen, nun dafür zahlen sollen, dass danach alle freie Fahrt haben. „Das wird man schwer vermitteln könnten“, so Zetsche. „Umgekehrt werden wir uns überlegen müssen, wie wir die Besitzer dieser Fahrzeuge erfolgreich auffordern, dass sie zur Nachrüstung kommen“, so der Automanager. „Und das werden wir sicherlich nicht über eine Gebühr erreichen.“ Industrievertreter und Politiker erarbeiten derzeit ein Umrüstkonzept, das auf dem Diesel-Gipfel der Bundesregierung am 2. August konkretisiert wird.

Daimler schwebt eine europäische Lösung vor

Wie genau die Finanzierung der Umrüstaktion erfolgen soll, stehe noch nicht fest. Der Konzernchef ist aber bereit, seinen Beitrag zu leisten: „Wir haben eine Vorstellung, was das Aufbringen der Softwarelösung kosten würde. Das ist eine Größenordnung, über die wir uns im Klaren sind.“ Zunächst müsste man sich nun aber auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen. „Dabei wird es keine Stuttgarter Lösung geben können“, so Zetsche. Vielmehr müsse man sich auf einheitlichen europäischen Weg einigen. „Wir arbeiten konstruktiv mit und hoffen, dass es zu einer gemeinsamen Lösung kommt“, so Zetsche.

Zuvor hatten bereits die Verbraucherzentralen gefordert, dass die Autobauer die Kosten von Schadstoff-Nachbesserungen bei Millionen Diesel-Fahrzeugen komplett übernehmen. „Diejenigen, die uns allen die Suppe eingebrockt haben, waren die Autohersteller“, sagte jüngst der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller. Die Politik müsse daher standhaft bleiben und kompromisslos das Verursacherprinzip verfolgen. Weder betroffene Kunden noch der Steuerzahler hätten einen Euro zu zahlen.

Angesichts drohender Fahrverbote in mehreren Städten hatte die Branche eine Initiative angekündigt, um Stickoxid-Emissionen älterer Diesel zu verringern. Alle deutschen Hersteller planen, ein Software-Update für Motoren der Abgasnorm Euro 5 anzubieten. Dies soll Teil eines Maßnahmenpakets sein, das die Autobauer auf dem Diesel-Gipfel vorlegen wollen. Über die Kosten solle bei diesem Treffen gesprochen werden, hieß es bislang von der Branche. Die Regierungschefs der Länder mit Autofirmen aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben sich ebenfalls dafür ausgesprochen, dass die Nachrüstung älterer Diesel-Autos von der Automobilwirtschaft bezahlt werden soll.