Ende Juli hatte ein leuchtendes, schwebendes Objekt im Rems-Murr-Kreis für Aufsehen gesorgt. Sogar ein Polizeihubschrauber wurde eingebunden. Ein Rentner hat gesehen, um was für ein Flugobjekt es sich handelte.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen - Eine Invasion von Marsmenschen? Die Internationale Raumstation? Ein Laserpointer, der auf Wolken gerichtet wird, ein Wetterballon – oder doch Satelliten von Elon Musks Projekt „Space X“? Das Objekt, das in der Nacht auf den 22. Juli über Waiblingen-Beinstein gesichtet wurde, sorgte für jede Menge Spekulationen.

 

Zumal das leuchtende, schwebende Etwas nicht nur von Otto Normalverbrauchern gesehen wurde, sondern auch von Polizisten im nahen Führungs- und Lagezentrum. Die schickten Streifenwagen nach Beinstein und banden in den Einsatz sogar einen Hubschrauber ein. Die Ufo-Jäger in Blau begegneten zwar keinen Außerirdischen, wurden aber auch ansonsten nicht fündig. Eine Anfrage unserer Zeitung ergab, dass auch die Deutsche Flugsicherung und die Bundeswehr nichts beobachtet hatten.

Das vermeintliche Ufo über Waiblingen war ein Drachen mit LED-Schweif

Ein 65-jähriger Waiblinger hat aber die – sehr irdische – Lösung des Rätsels gefunden. Horst Liner wohnt im Ortsteil Beinstein und beobachtet gerne, was sich am Himmel tut. Er besitzt ein Spiegelteleskop und frönt der Astronomie – „ich finde sie einfach faszinierend“, sagt er. An jenem Abend hielt er eigentlich Ausschau nach dem Kometen Neowise. Statt dessen sah er etwas anderes – aber im Unterschied zu fast allen anderen konnte er es einordnen. „Wir hatten diesen Drachen schon am 5. Juli einmal gesehen und fotografiert“, erklärt Liner.

Nur diesmal war es bereits dunkel, und der Schweif des Drachen offensichtlich mit LED-Leuchten ausgestattet. Liners Frau fotografierte die ungewöhnliche Erscheinung. Überraschend klar ist die Form des Flugobjekts zu erkennen, sowie sein langer Schweif, der in der Dunkelheit leuchtet wie ein Tiefseewesen. Horst Liner vermutet, dass der Drachen irgendwo mit einer mehr als hundert Meter langen Schnur fest angebunden war. „Es war jedenfalls erst das zweite Mal, dass wir ihn gesehen haben“, sagt er. Obwohl das Paar im Ort gut vernetzt sei, habe er nicht in Erfahrung bringen können, wer den Drachen steigen ließ.

Ob der Drachenbesitzer sich meldet, steht ebenfalls in den Sternen: Immerhin hat das Erscheinen des vermeintlichen Ufos viel Aufsehen verursacht, einen teuren Hubschraubereinsatz inklusive. Ob es gesetzeskonform war, das ungewöhnliche Objekt steigen zu lassen, ist ebenfalls fraglich: Laut der Luftverkehrsordnung braucht es eine Genehmigung, um einen Drachen mit einer mehr als hundert Meter langer Schnur fliegen zu lassen.

Eine solche lag für den Abend nicht vor. In diesen Fällen gilt es zudem, die Seile „durch rot-weiße Fähnchen, bei Nacht durch rote und weiße Lichter so kenntlich zu machen, dass es von anderen Luftfahrzeugen aus erkennbar ist“, heißt es im Gesetz. Dass die bunte, flirrende LED-Beleuchtung des Schweifs diese Anforderung erfüllt hat, ist eher unwahrscheinlich.