In einem Waldstück bei Lenningen (Kreis Esslingen) ist eine weibliche Leiche gefunden worden. Die Identität der Toten scheint nun geklärt – es ist offenbar Julia W.

Auf der Suche nach der 16-jährigen Julia W. aus Remshalden ist am Donnerstag eine Leiche gefunden worden. Laut Sprechern der Polizei Reutlingen entdeckten Einsatzkräfte gegen 11.20 Uhr an einem Waldrand bei Oberlenningen (Kreis Esslingen) eine Tote. Bei der Leiche handelt es sich offenbar um die Vermisste aus Remshalden. Das erfuhr unsere Zeitung aus Sicherheitskreisen, eine offizielle Bestätigung der Polizei lag am Abend aber noch nicht vor (Stand 20.30 Uhr).

 

Bilder vom Leichenfundort zeigen einen steilen Hang – eine Wiese, umgeben von Wald. Polizisten der Bereitschaftspolizei und Spezialisten der Spurensicherung haben das Gelände abgesperrt. Ein Pavillon soll den Fundort vor neugierigen Blicken und vor dem Einfluss des Wetters schützen. Der Fundort ist schwer zugänglich – ein Grund dafür, dass sich die Identifikation der Toten hinzog. Zudem mussten die Ermittler darauf achtgeben, beim Vordringen keine Spuren zu verwischen. Es ist unklar, wie lange der Leichnam bereits im Freien gelegen hat. Daher wird sich zeigen müssen, welche Indizien vom Fundort noch verwertbar sind. Der grausigen Entdeckung vorausgegangen war eine aufwendige Suchaktion. Recht rasch nach dem Verschwinden der 16-Jährigen wandte sich die Polizei mit einem ersten Fahndungsfoto an die Öffentlichkeit. Weitere Aufnahmen des Mädchens und seines Rucksacks folgten. In den vergangenen Tagen hatte die Kripo an Haustüren in Oberlenningen geklingelt, an mehreren Stellen hingen auch Fahndungsplakate mit Bildern der Schülerin. Die Fotos zeigten eine lachende Jugendliche mit Zahnspange.

Polizei bekommt etliche Hinweise – hat aber keine heiße Spur

Auf der Suche nach der Jugendlichen aus Remshalden hatten in den vergangenen Tagen starke Kräfte der Polizei, darunter Hundertschaften der Bereitschaftspolizei, Spürhunde und Hubschrauber, sowohl die Gegend um den Wohnort der Schülerin als auch die Region zwischen Lenningen und Kirchheim unter Teck abgesucht. Sogar ein angeblicher Wahrsager meldete sich bei unserer Redaktion und bei der Polizei. Doch auch der Hinweis von ihm führte nicht zum Erfolg. Noch am Mittwoch hatten sich Julias Eltern sichtlich verzweifelt im SWR-Fernsehen zu Wort gemeldet. Ihr Vater hatte von der Hoffnung gesprochen, dass seine Tochter wohlauf sei: „Nur dadurch, dass ich daran denke, meine Tochter kommt wieder nach Hause, kann ich hier einigermaßen sitzen“, sagte er. „Wenn Sie sich jeden Abend Gedanken machen, wo übernachtet meine Tochter, was ist ihr passiert? Da stellen Sie sich Sachen vor, das wollen Sie gar nicht wissen“, sagte der Vater. „Ich will sie doch nur in den Arm nehmen“, sagte ihre Mutter, die mit den Tränen kämpfte.

Warum stieg Julia in den Zug Richtung Lenningen?

In dem Fernsehbeitrag hatten die Eltern ein bislang nicht öffentlich bekanntes Detail geschildert. Demnach hatte Julia ihren Eltern am Morgen des 24. Januar gesagt, sie mache sich zu ihrer Schule in Stuttgart-Sommerrain auf. Eine Freundin soll allerdings von Julias Handy aus eine Nachricht bekommen haben, dass sie nicht in die Schule kommen werde.

Die Ermittler vermuten, dass die Jugendliche tatsächlich erst wie gewohnt die S 2 Richtung Filderstadt genommen hat, dann jedoch irgendwo in Stuttgart zunächst in die S-Bahn nach Kirchheim unter Teck umgestiegen ist. Dort zeigten Aufnahmen einer Überwachungskamera eine junge Frau mit brauner Winterjacke und Rucksack, wie sie um 9.17 Uhr in die Teckbahn Richtung Lenningen stieg. Die Eltern haben ihr Kind auf diesen Aufnahmen identifiziert.

Die Ermittler gehen bislang davon aus, dass sich die 16-Jährige – zumindest zunächst – freiwillig nach Lenningen begeben hat. Warum sie dies getan hat und was dort geschehen ist, müssen nun die Ermittlungen zeigen. Geklärt werden muss auch die Rolle eines unbekannten Mannes, den die Polizei bislang als Zeugen gesucht hat. Er war auf Überwachungsaufnahmen vom Kirchheimer Bahnhof dabei zu sehen, wie er zeitgleich mit der 16-Jährigen die Teckbahn besteigt. Ob es sich um einen Zufall handelt oder ob der Unbekannte mit dem Schicksal der Teenagerin etwas zu tun hat, ist unklar.

Die Polizei hat erst am Donnerstagmorgen, wenige Stunden vor dem Leichenfund, zusätzlich zur schon länger existierenden Telefonnummer auch ein anonymes Hinweisgebersystem eingerichtet. Ein Sprecher betonte zu dem Zeitpunkt, man hoffe, dass die Jugendliche noch am Leben sei und sich beispielsweise bei jemandem aufhalte. Die Anteilnahme in der Bevölkerung sei groß, „es gehen laufend Hinweise bei uns ein“. Nur der entscheidende Tipp sei bislang nicht dabei gewesen. Die Nachricht von dem Leichenfund löste in der Region große Bestürzung aus. Nun soll eine Obduktion genauere Erkenntnisse über die Todesursache und den Todeszeitpunkt geben.