Keine Entführung, keine Bedrohung, keine Straftat: Ostfildern ist erleichtert. Die beiden am Mittwoch verschwundenen Mädchen sind wohlbehalten wieder aufgetaucht. Sie hatten am Abend Ponys gefüttert und dann im Wald gecampt.

Ostfildern - Mehr als 18 Stunden lang sind zwei Kinder aus Ostfildern verschwunden gewesen. Gegen 12.45 Uhr kam am Donnerstag endlich die erleichternde Meldung der Polizei: „Sie sind wieder da“, sagte der Pressesprecher Michael Schaal. Bis zu dieser Entwarnung hatte die Polizei mit einem Großaufgebot die Umgebung von Nellingen nach den beiden zehn und elf Jahre alten Mädchen abgesucht. Als letzte Spur der beiden existierte eine Aufnahme aus der Überwachungskamera einer Tankstelle am östlichen Ortsrand, wo die beiden noch gegen 19.30 Uhr eingekauft hatten.

 

Die Mädchen haben laut der Polizei die Nacht im Wald verbracht und sich danach nicht nach Hause getraut. Sie hätten erzählt, dass sie am Abend noch Ponys füttern waren. Den Nachmittag hatte die Elfjährige bei der Jüngeren verbracht. Kurz vor 19 Uhr hatte die Mutter der Zehnjährigen die beiden gesehen, bevor sie noch mal kurz das Haus verließ, um etwas zu erledigen.

Gegen 22 Uhr die Polizei alarmiert

Als sie wenig später zurückkam, waren die Mädchen weg. Im ersten Moment musste sich die Mutter noch keine Sorgen machen, denn ihr Kind hatte auf einen Zettel geschrieben, dass sie die Freundin nach Hause begleiten würde. Als beide Elternpaare feststellten, dass die Kinder weder bei der einen noch der anderen Familie waren, alarmierten sie gegen 22 Uhr die Polizei und gaben eine Vermisstenmeldung auf.

Bei den Beamten der Esslinger Polizeidirektion schrillten alle Alarmglocken. „Es waren Hunderte Kollegen im Einsatz“, sagte der Pressesprecher Michael Schaal. Allein aus Esslingen seien sofort mehr als 50 Beamte ausgerückt, und die Polizeidirektion bildete einen Führungsstab, um den Großeinsatz zu koordinieren. Zusätzlich wurden zwei Züge der Bereitschaftspolizei angefordert, die Polizeireiterstaffel und Hundeführer mit Suchhunden beteiligten sich an der Suche nach den zwei Schülerinnen. Am Morgen flog mehrfach ein Polizeihubschrauber über dem Gebiet, doch auch aus der Luft war nichts zu sehen.

Flugblätter verteilt

Im Ort hatten die Polizisten bereits am Abend begonnen, die Menschen zu befragen. Das führten sie auch am Morgen fort und verteilten Flugblätter mit Fotos der Kinder. „Wir sind in alle Läden gegangen, und der Tankwart konnte sich an die beiden erinnern“, sagte Schaal.

Zusammen mit dem Mitarbeiter werteten die Polizisten die Videoaufnahmen aus, auf denen die zwei Ausreißerinnen eindeutig zu identifizieren waren. „Das war unser erster Anhaltspunkt.“ Ob den Mädchen etwas zugestoßen war, wusste man zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht. Der Einkaufstrip war jedoch ein erstes Anzeichen, dass kein Dritter im Spiel war, der sie mit Gewalt aufgehalten haben könnte. Dieser Hinweis war zwar noch keine Entwarnung für die Polizei. „Wir haben weiter mit Hochdruck gesucht.“ Die Polizisten durchkämmten die Felder und Wälder, ausgehend von der Tankstelle.

Am Vormittag entdeckten die Beamten eine weitere Spur ganz in der Nähe der Wohnungen der beiden Mädchen. Eine Sporttasche lag an der Einfahrt zu einer Tiefgarage. Dort hatten sich die Schülerinnen am Vormittag versteckt. Sie trauten sich nicht mehr nach Hause, weil sie über Nacht weggeblieben waren.

In die Sporttasche hatten die Mädchen eine Decke gepackt. Auch das war für die Polizei ein Anzeichen, dass die Geschichte stimmte und sie sich wirklich selbst entschlossen hatten, nachts im Wald zu campieren. „Warum und wo sie waren, wissen wir noch nicht“, sagte der Polizeisprecher. Es werde noch weiter Befragungen geben. Im ersten Moment zählte für die Polizei jedoch nur, dass die Mädchen unversehrt wieder da waren und niemand sie entführt oder bedroht hatte. „Wir können auf jeden Fall ausschließen, dass eine Straftat vorliegt. Alles andere ist im Moment zweitrangig.“ Die Erleichterung überwog.