Der sechsjährige Bub, der die Polizei in Stuttgart-Bad Cannstatt eine Nacht lang beschäftigt hat, schlief in einer Kita. Damit gibt er den Ermittlern ein großes Rätsel auf.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - An Tausenden Frühstückstischen in der Stadt ist am Dienstagmorgen ein Stoßseufzer erklungen, als die Polizei Entwarnung gab: „Gott sei Dank!“ Denn der kleine Lucas ist wieder aufgetaucht. Die Suchaktion nach dem sechsjährigen Bub aus Bad Cannstatt hatte die ganze Nacht angedauert. „Bei vermissten Kindern startet man sofort mit der Suche, wenn sich die Eltern melden“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann.

 

Polizei veröffentlicht kein Fahndungsfoto

Meldungen auf Facebook ließen vermuten, es hätten sich etliche Bürger in der Nacht auf die Suche gemacht und die Gegend nach dem Kind durchkämmt. Die Anteilnahme der Bürger sei groß gewesen, aber die Suchaktivitäten hätten sich vor allem auf die sozialen Netzwerke beschränkt. Hunderte Male seien die Meldungen der Polizei und der Medien geteilt worden. Ein Sicherheitsunternehmen meldete, es habe mit Privatleuten gemeinsam gesucht.

Im Netz wurde auch das Foto des Sechsjährigen verbreitet. „Das haben wir noch nicht gemacht“, sagt der Polizeisprecher. Auch in einem Vermisstenfall sei zunächst auf den Persönlichkeitsschutz zu achten. „Wenn er am Dienstag noch nicht da gewesen wäre, hätten wir sicher ein Foto gebracht“, erläutert Widmann. „Glücklicherweise ist das nun nicht mehr notwendig“, fügt er hinzu. Auch bei der Polizei ist die Erleichterung groß, dass die Geschichte ein gutes Ende nahm. Ein Foto hätten die Einsatzkräfte natürlich dabeigehabt, die in der Gegend zwischen der Schule im Osten und dem Wohnort des Kindes in Bad Cannstatt unterwegs waren. „Das zeigt man dann zum Beispiel in der Stadtbahn und fragt, ob ihn jemand gesehen hat“, erläutert der Polizeisprecher.

Der Sechsjährige war am Montagnachmittag vermisst gemeldet worden. Er und seine Mutter hatten sich am verabredeten Treffpunkt, seiner früheren Kita an der Ottostraße, verpasst. Am Morgen entdeckte ihn eine Mitarbeiterin der Kita, als sie dort gegen 5.30 Uhr aufschloss. Der Junge lag dort schlafend. Die Frau rief umgehend die Polizei, die dann die gute Nachricht an die Mutter des Erstklässlers überbringen konnte. Die Kita war am Montag wegen eines pädagogischen Tages der Erzieher geschlossen. Ob überhaupt kein Personal in dem Gebäude war, weiß man bei der Polizei noch nicht. Die Kita liegt etwa zehn Minuten Fußweg von der Schule in Stuttgart-Ost entfernt.

Mantrailerhund findet das Kind nicht

Am Abend und in der Nacht waren etliche Einsatzkräfte unterwegs: „Die Einsatzhundertschaft, ein Hubschrauber und etliche Beamte waren unterwegs“, schildert Widmann. Auch sei ein speziell trainierte Mantrailerhund auf die Suche geschickt worden. Diese haben die Fähigkeit, feinste Spuren zu erschnüffeln – den sechsjährigen Lucas fand der Hund aber nicht, auch die 14 Rettungshunde des Deutschen Roten Kreuzes, die an der Suche beteiligt waren, konnten den Bub nicht aufspüren. Der verpasste all die Aufregung: Er war in seine alte Kita gegangen und hatte sich dort am Abend schlafen gelegt. „Man lässt den Hund dort die Witterung aufnehmen, wo der Gesuchte zuletzt vermutet wird“, erläutert der Polizeisprecher – in Lucas’ Fall also an der Raitelsbergschule, der Grundschule im Stuttgarter Osten, wo er bis zum Nachmittag betreut worden war. Der Hubschrauber sei zwei Mal über der Gegend gekreist.

Bei Erwachsenen wird nur dann umgehend eine Suche gestartet, wenn etwa aufgrund gesundheitlicher Probleme eine Gefahr besteht. „Wennn jemand Medikamente braucht, startet die Suche natürlich sofort. Auch bei älteren Menschen, die an Demenz leiden, suchen wir umgehend los – vor allem im Winter ist da Eile geboten“, sagt der Polizeisprecher.