Die Situation am Ausbildungsmarkt spitzt sich zu. Erstmals könnte es mehr Studienanfänger als Azubis geben. Im Südwesten sollen Jugendliche sogar noch aus der Berufsschule heraus in betriebliche Ausbildungen vermittelt werden.

Stuttgart - Im sechsten Jahr in Folge sind bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mehr unbesetzte Lehrstellen als unversorgte Bewerber gemeldet. Der bundesweite Stellenüberhang betrug allerdings nur noch 12 500 Stellen und war damit viel niedriger als in den beiden Vorjahren. 2012 gab es nach dem Ausbildungsstart im September 17 600 freie Lehrstellen mehr als Azubis ohne Vertrag, im Jahr davor betrug die Differenz sogar 18 300. Insgesamt waren zum Ausbildungsstart 21 000 Bewerber bei den Agenturen und Jobcentern als „unversorgt“ gemeldet, wie die BA am Mittwoch mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 34 Prozent. Damit sind deutschlandweit 3,7 Prozent der bei der BA gemeldeten Bewerber ohne Lehrstelle oder alternatives Angebot geblieben. Demgegenüber standen 33 500 unbesetzte Ausbildungsstellen bei den Betrieben.

 

Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sinkt rapide

Den Grund dafür, dass trotz eines immer noch fünfstelligen Überhanges an freien Lehrstellen viele Jugendliche nach der Schule zumindest vorübergehend in die Arbeitslosigkeit rutschen, sieht die Behörde in der wachsenden Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage: „Einen erfolgreichen Marktausgleich herbeizuführen, also Jugendliche und Betriebe regional, fachlich und qualifikatorisch zusammenzuführen, ist schwieriger geworden“, heißt es in der Ausbildungsbilanz der BA. Zwar seien die Bewerberzahlen trotz des demografischen Faktors konstant geblieben – vor allem in Folge der doppelten Abiturjahrgänge. Insgesamt haben 560 000 Bewerber die Vermittlungsstelle der Bundesagentur für Arbeit eingeschaltet (minus 0,1 Prozent).

Allerdings sei die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im gleichen Zeitraum um 12 500 auf 505 000 gesunken, was einem Rückgang um 2,4 Prozent entspricht. Überproportional stark ist dabei die Zahl der Ausbildungsplätze in überbetrieblichen Einrichtungen geschrumpft: um 16,1 Prozent auf 32 000 Stellenmeldungen. Eine Sprecherin der Bundesagentur führt dies auf positive Trends in den vergangenen Jahren zurück: „Die Betriebe zeigen immer mehr Bereitschaft, auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben.“ Entsprechend könnten außerbetriebliche Angebote reduziert werden.