Bezirksbeirat, Uni Stuttgart und die Technische Hochschule fordern Sofortmaßnahmen für den Uni-Campus in der Stadt. Vom Jahr 2020 an soll ein großer Wurf umgesetzt werden. Dann laufen die Verträge mit der Tankstelle und dem Restaurant aus.

S-Mitte - Nur weil ein schlechter Zustand schon lange besteht, gibt es für Veronika Kienzle keinen Grund, sich damit abzufinden. „Seit 25 Jahren reden wir jetzt schon davon, den Stadtgarten zu sanieren, nun wollen wir es erneut angehen“, sagt die Bezirksvorsteherin Mitte und gibt der Diskussion neue Nahrung, indem sie Professorin Simone Rehm von der Universität und Professor Rainer Franke von der Hochschule für Technik in den Bezirksbeirat bat. Beiden „brennt das Thema unter den Nägeln“ (Rehm). Sie empfinden den Park inzwischen als einen „Brennpunkt“. Dabei soll das Stückchen Natur alles andere sein. Etwa Uni-Campus, Naherholungsgebiet für Stadtmenschen oder Energiezentrum für Patienten des benachbarten Klinikums. Franke und Rehm schätzen, dass nicht zuletzt die Uni-Bibliothek jährlich eine Million Besucher anlockt.

 

Doch für alle, die dort verweilen oder flanieren, sei die Qualität des Campus und Bürgerparks alles andere als angenehm. Die Vertreter der Hochschulen prangern miserable Zustände an. „Die Grünanlage wird nicht gepflegt, Toiletten sind nicht vorhanden und Müll bleibt liegen“, sagt Rehm, „die Folgen können Sie sich nicht ausmalen.“

Müll zieht Ratten an

Eine Folge sei eine Rattenplage im Park. Eine andere ist hausgemacht: Weil die Brunnen außer Betrieb und mit Sand aufgefüllt sind, werden sie von Hunden als Klo benutzt. Die Glasscherben und der Abfall der Partygäste, die sich mit Verpflegung und Getränken in der nahegelegen Tankstelle versorgen, türmen sich nach dem Wochenende. Erst am Dienstag rücken die Männer der Abfallwirtschaft (AWS) zur wöchentlichen Leerung an. „Zu selten“, wie Rehm und Franke meinen. Beide verstehen nicht, warum Stadt und Land in ihrer beidseitigen Zuständigkeit einen der schönsten Plätze verkommen lassen.

„Das ist doch ein Aushängeschild für die vielen tausend Studierenden“, sagt Franke, „ich verstehe nicht, warum man sich der Bedeutung und des Potenzials des Stadtgartens nicht bewusst ist. Diese Lieblosigkeit ist doch demotivierend für die Menschen.“ Daher fordern Rehm und Franke einen zweigegliederten Plan: zunächst Sofortmaßnahmen und dann einen Masterplan zur Sanierung des Areals. Sofort wünschen sich beide, dass zweimal pro Woche das Reinigungsteam der AWS den Müll beseitigt. Auch die Parolen der Sprayer an den Betonwänden sollen entfernt werden. Schließlich fordern sie die Pflege der Beete sowie die Instandsetzung der Brunnen. Was den Masterplan angeht, so wissen alle, ist noch viel politische Überzeugungsarbeit nötig. „Der erste Antrag zur Sanierung wurde vor 25 Jahren gestellt, seitdem warten wir von Doppelhaushalt zu Doppelhaushalt“, sagt Veronika Kienzle, die sich auch für den kommenden Haushalt keine Hoffnungen macht.

Dieser Ansicht ist auch Walter Wagner, der stellvertretende Leiter des Gartenbauamtes. Wagner beziffert die Kosten der bisherigen Vorschläge, die auch eine andere Wegeführung vorsehen, auf einen Preis zwischen 1,8 Millionen und 4,4 Millionen Euro. Je nach nachdem, ob die Pläne ein Wasserbecken vorsehen oder nicht. „Aber für keinen dieser Vorschläge gab es bisher eine Mehrheit im Gemeinderat“, sagt Walter Wagner.

Masterplan soll 2020 greifen

Die Hoffnungen an den Hochschulen, im Bezirksbeirat und dem Gartenbauamt ruhen nun auf dem Datum 2020. Dann enden das Erbbaurecht und damit die Pachtverträge mit der Agip-Tankstelle sowie dem Restaurant Mezzogiorno. „Da gäbe es die Möglichkeit, einen großen Wurf zu machen“, so der einhellige Tenor der Diskutanten im Bezirksbeirat.