Die Mobile Jugendarbeit bietet mit der Berufsmesse „Markt der Möglichkeiten“ eine Plattform zur Vernetzung.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Friedhofsgärtner oder Steinmetz? Beides keine Berufe, die Jugendliche sexy finden. Nachwuchs für den eigenen Betrieb zu finden, ist für einen Meister daher nicht einfach. Zudem ist das Handwerk an sich bei jungen Menschen nicht mehr wirklich gefragt. Das spürt der Steinmetz Jürgen Elser schon seit Jahren. Während seiner Lehrlingszeit habe es um die 200 Auszubildende in Baden-Württemberg gegeben, sagt der 55-Jährige, der inzwischen den über 100 Jahre alten Familienbetrieb Lindenberger leitet. Neue Auszubildende muss der Steinmetz heute händeringend suchen.

 

Der Großteil der Betriebe kommt aus dem Süden

Die Berufsmesse „Markt der Möglichkeiten“, welche an der Lerchenrainschule in Heslach stattgefunden hat, war für Elser deshalb eine ideale Plattform. Rund 180 Acht- und Neuntklässler der Lerchenrain- und der Heusteigschule waren dort drei Stunden lang auf der Suche nach einem Praktikum- oder einem Ausbildungsplatz. Vor einem Jahr ist die Idee bei der Mitgliederversammlung des Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsvereins Der Süden (HGDV) entstanden. Mit im Boot waren von Beginn an die Mobile Jugendarbeit und Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Das Besondere an der Messe „Markt der Möglichkeiten“: Der Großteil der rund 40 beteiligten Betriebe hat seinen Sitz im Stuttgarter Süden. Ziel ist es nämlich, Schüler und Betriebe aus dem Stadtbezirk miteinander zu vernetzen. Erstere haben damit direkt Kontakt zu einem Arbeitgeber, zweitere finden leichter Bewerber. „Das ist eine Win-win-Situation für alle“, sagte Jonas Puhm, der Leiter der Mobilen Jugendarbeit Süd. Er ist mit seinem Team maßgeblich für das Gelingen der Veranstaltung verantwortlich.

Die Auswahl an Berufen ist vielfältig

Fitnesskaufmann, Metzger, Rechtsanwaltsgehilfin oder Konditorin – die Auswahl der vorgestellten Berufe war riesig. „Das ist wirklich grandios“, sagte Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Das zeige sehr schön, dass es im Bezirk ein großes Angebot jenseits der Klassiker – Friseurin oder Kfz-Mechaniker – gebe, ergänzte er.

Am Stand der Fitnessstudio-Kette „Fit One“, die ihren Sitz an der Hauptstätter Straße hat, war der Andrang groß. Einige hatten dort bei Moritz Pleninger ihre Mappen abgegeben. Der Studioleiter fand die Messe optimal, weil er dort sofort einen Eindruck hat von einem Bewerber. „Bei uns muss man ja sehr gut mit Menschen umgehen können“, sagte er. Wie sich jemand dort präsentiere, zeige ja auch, ob er dies könne oder nicht.

Der 14-jährige Ali war ebenfalls dort am Stand. Irgendwas mit Sport kann er sich gut vorstellen. Etwas Technisches sei aber auch nicht schlecht, weshalb er sein Anschreiben für eine Praktikumsstelle bei der SSB abgegeben hat. Im Vorfeld mussten die Schüler bereits Unterlagen zusammen stellen, um sie direkt bei den Betrieben und Unternehmen abgeben zu können. Für Ali ist die Nähe der Betriebe ideal. „Ich möchte nicht aus Stuttgart weg“, sagte Ali.

Nicht jeder Schüler möchte nach dem Abschluss eine Ausbildung machen. Viele entscheiden sich für ein soziales Jahr, den Bundesfreiwilligendienst oder eine weiterführende Schule. So wie die Neuntklässlerin Pamela. Sie hat gleich zwei Praktika bei einer Kanzlei und bei der BW-Bank abgestaubt, aber eigentlich möchte sie irgendwann noch studieren. Sie wurde daher eher an den speziell darauf ausgerichteten Ständen fündig.

Langfristig soll die Messe für den ganzen Stadtbezirk sein

Die erste Veranstaltung war noch exklusiv für die Heusteig- und Lerchenrainschule. Langfristig kann sich Puhm aber vorstellen, die Veranstaltung ins Alte Feuerwehrhaus zu verlegen und für den ganzen Stadtbezirk zu öffnen. Die Vernetzung innerhalb des Stadtbezirks findet auch Jürgen Elser sehr gut. „Ich glaube, die Bindung an den Betrieb ist dann größer bei den Jugendlichen.“ Und einige Steinmetz-Interessenten gab es dann am Ende doch noch.