In der renommierten Galerie Z im Dorotheen-Quartier stellt Romulo Kurányi aus – und die ganze Familie kommt, zum Teil aus Brasilen. Ex-Fußballstar Kevin ist mächtig stolz auf den Pop-Art-Bruder, der bei der Vernissage einen bunten Querschnitt der Stadt begrüßt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Als er seine Mutter Roseni Kurányi vom Flughafen abholte, die aus Brasilien anreiste, berührte der Sohnemann erst mal ihre Wange. Alles echt! „Mama, wirst du denn gar nicht älter?“, fragte Romulo Kurányi. Die Gene scheinen gut zu sein bei ihm. Die Mutter ist 55 Jahre alt und sieht aus wie seine Schwester. In Rio arbeitet sie als Schriftstellerin.

 

Fünf Kurányis feiern den Erfolg des 33-jährigen Pop-Artists, der bisher oft über sich lesen konnte, er sei der „jüngere Bruder von Fußballstar Kevin Kurányi“. Jetzt sagt Stefan Zimmermann, der Chef der Galerie Z, über ihn, er habe sich „genial“ als Künstler entwickelt. „Als Fußballer musst du irgendwann aufhören“, bemerkt der Hausherr der Vernissage im Stuttgarter Dorotheen-Quartier, „Künstler kannst du bis ins hohe Alter sein.“

Am liebsten würden die Zimmermanns im Dorotheen-Quartier bleiben

Unter dem Titel „poetic power lived“ präsentiert die Pop-up-Galerie gegenüber der Markthalle für drei Wochen eine Werkschau von Romulo Kurányi, der schon viel gemacht hat in seinem jungen Leben, der Gastronom war, sich zum Eismacher ausbilden ließ, seine Eissalons in Degerloch kurz vor der Pandemie verkauft hat, um nur noch von der Kunst und von der Liebe zu leben. Über 100 Gäste, ein bunter Querschnitt der Stadt, ist zur Vernissage gekommen, bei der Kesselliebe, der Wein des Jungwinzers Christoph Kern serviert wird, und bei der die Galeristen ihre Kesselliebe in bester Citylage als Zwischennutzer nach dem Auszug einer Modekette entdeckt haben. Am liebsten würden die Zimmermanns hier mit großer Laufkundschaft und zu günstigen Pop-Art-Kosten weitermachen, und mit ihnen hoffen nicht wenige Vernissage-Gäste, dass ein Nachmieter nicht so schnell gefunden wird, der im Dorotheen-Quartier die „normale Miete“ zu bezahlen bereit ist.

Auch der Vater ist ständig am Zeichnen

Vater Kont Kurányi ist ein „unermüdlicher Zeichner“, berichtet Romulo. Daheim sei er unentwegt dabei, Figuren oder sonstige Elemente zu malen. Einen weiteren Bruder hat der 33-Jährige: Roman Kurányi ist ebenfalls aus Brasilien angereist. Bei diesem Familientreffen spürt man, wie gut sich alle verstehen.

Die Handschrift der Hauptperson des Abends ist Art mit klaren Linien und vielen Köpfen. Die Gesichter mit gesamter Gefühlsbreite fallen meist so aus, wie sich der Künstler gerade fühlt. Mal sind es lustige, fröhliche Gestalten, mal wirken diese traurig und nachdenklich. Jeder Kopf ist anders. „Es kommt immer auf die Betrachter an“, sagt er, „was sie daraus lesen.“ Was die einen als lebensfroh wahrnehmen, sei für andere eher melancholisch oder depressiv.

Im Alter von zehn Jahren kam „Romu“ nach Deutschland

Seine Werke laden dazu ein, lange und genau hinzuschauen. Immer wieder entdeckt man Neues. „Meine Inspiration kommt aus den Facetten und der Vielfalt der Menschen unterschiedlicher Herkunft, da ich multikulturell aufgewachsen bin“, sagt „Romu“, der im Alter von zehn Jahren nach Deutschland gezogen ist. Die Gefühlswelt will er mit Linien, Punkten, Kreisen und Farbenfesthalten – und seine „Liebesbeziehung zur Kunst“ mit allen teilen.