Zur Eröffnung widmet sich die Galerie F5A der ewigen Verlockung des Weibes. Piot Brehmer zeigt bemerkenswerte Ölgemälde spärlich bekleideter Frauen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Die Sujetwahl ist die ewig männliche: Mädchen, nicht im ursprünglichen Sinn des Wortes, denn Piot Brehmers Mädchen sind dem Kindesalter entwachsen. Sie sind junge Frauen, die der Künstler aus Düsseldorf nicht ausschließlich spärlich bekleidet malt, aber bevorzugt, gelegentlich auch nackt und häufig in aufreizender Pose. Was allerdings, um nicht gleich alle Vorurteile zu bedienen, nur ein kleiner Ausschnitt seines Schaffens ist. Brehmer experimentiert auch mit Schriftzügen oder abstrahiert mit Öl auf Samt statt Leinwand. Aber zu seinen Mädchen kehrt er immer wieder zurück. Gut 160 von ihnen hat er inzwischen gemalt.

 

19 der Ölgemälde hängen derzeit in der neu eröffneten Galerie F5A im Hospitalviertel. Er habe lange gesucht nach Kunst, die „das Thema Weibsbilder aus männlicher Sicht zeigt“, sagt Stefan Zimmermann, der die Galerie gemeinsam mit Heidrun Zimmermann betreibt, „die Jungen trauen sich da nicht mehr ran“. Brehmer ist knapp fünfzig.

Jüngere würden sich vom Wort Weibsbilder fernhalten

Jüngere Galeristen würden sich zumindest in Vernissage-Reden auch vom Wort Weibsbilder fernhalten. Aber Zimmermann gehört ebenfalls einem Jahrgang an, in dem noch wurscht war, ob das Essen ayurvedisch links oder rechts dreht, weil die Foie gras immer gleich schmeckt, egal, ob die Platte im Uhrzeigersinn um die Tafel gereicht wird oder gegen ihn.

Die Eröffnung der neuen Galerie an der Firnhaberstraße ist Folge der Schließung einer alten, der Galerie Z mit Sitz an der Teckstraße. Dort wurde der Ausstellungsraum mit dem Fernsehturm-Argument geschlossen: Brandschutz. „Wir sind schweren Herzens aus dem Osten ausgezogen worden.“ So formuliert es Zimmermann.

„Die neuen Räume sind wie gemacht für Piot Brehmers Mädchen“, sagt der Galerist. Das stimmt zunächst allein der Größenverhältnisse wegen. Die Räume sind in Wahrheit nur ein Raum, etwa so groß wie ein gemütliches Wohnzimmer, und anders als seine Abstraktionen malt Brehmer seine Mädchen im Kleinformat, etwa in Zeitschriftengröße.

Die Gemälde könnten durchaus Zeitschriftenfotos sein

Die Bildmaße machen zumindest einen Teil der Wirkung aus, denn wären die Gemälde Fotografien, könnten sie durchaus in Zeitschriften gedruckt sein, sei es auf den Lifestyle-Seiten einer aktuellen Cosmopolitan oder auch mal in einer Playboy-Ausgabe aus den 70er-Jahren. Noch aus einer Entfernung von zwei, drei Metern sind Brehmers Gemälde von Fotos nicht zu unterscheiden. Was ebenfalls einen Teil ihrer Wirkung ausmacht.

Weil das Weib eben ewig lockt, passen Brehmers Bilder auch in geschäftlicher Hinsicht zu einer Neueröffnung. Die Front der neuen Galerie ist vollständig verglast. Früher bot an gleicher Adresse ein Einrichtungshändler Hocker und Vasen an. Jeder, der vorbeispaziert, spechtet wenigstens kurz durchs Fenster, um das Rätsel zu lösen, warum sich ein allem Augenschein nach kulturbeflissenes Publikum vor Fotos halb nackter Frauen versammelt.

Tatsächlich sind die vordergründig flachen Motive „mit malerischer Kraft aufgeladen, in fast klassischem Stil umgesetzt“, sagt Zimmermann. Beim Nähertreten offenbart sich eine feinhandwerkliche Perfektion, die dem Äußeren des Künstlers widerspricht. Brehmer ist ein vierkantiger Geselle, Bauart Bildhauer, der lieber über inszenierte Politik spottet, als über seine Kunst zu schwadronieren. Er liebt starke Kontraste, hell-dunkel wie farbliche, und ist ein Virtuose des feinen Pinselstrichs. Mit dem setzt er Glanzlichter, arbeitet Details in liebevoller Akribie aus – oder, je nach Lesart und Detail, auch lustvoller. Kein noch so hoch aufgelöstes Foto könnte die Faszination seiner lichtmalerischen Gemälde erreichen, in denen sich hinter jeder Feinheit eine weitere verbirgt.

Bis zum 15. Februar sind seine Mädchen in der Galerie F5A an der namensgebenden Firnhaberstraße 5 A zu sehen, immer dienstags bis samstags von 12 bis 19 Uhr. Danach wird Zimmermann mit Anderem locken müssen als mit dem Weibe.