Stefan Krämer will das Geschäft, in dem es keine Verpackungen geben wird, in der Uhlandstraße in Backnang eröffne. Der gelernte Automobilkaufmann ist sehr optimistisch und nennt sein Projekt augenzwinkernd „Krämerladen“.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Die Immobilie für den ersten Unverpackt-Laden in Backnang ist längst gefunden. Noch indes ist Stefan Krämer auf der Suche nach weiteren Menschen, die ihn und sein Projekt finanziell unterstützen möchten. Die Vermieterin des leer stehenden Geschäft in der Uhlandstraße 27 habe zugestimmt, der Laden könnte noch in diesem Frühjahr eröffnet werden, erzählt der 52-jährige gelernte Automobilkaufmann.

 

Für den Sprung in die Selbstständigkeit benötige er insgesamt rund 80 000 Euro. Er habe ein bisschen Eigenkapital. 27 000 Euro hat Krämer bereits über sogenanntes Crowdfunding zusammenbekommen, mit Hilfe der deutschen Internetplattform Startnext. Eine Bank sei auch im Boot, Krämer ist sehr zuversichtlich, dass alles klappt wie geplant, dass er tatsächlich schon bald in die Selbstständigkeit starten kann. Wie kommt ein Mann aus der Automobilbranche nur auf die Idee, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen? Stefan Krämer sagt, alles habe mit einem Film im Fernsehen angefangen. Vor etwa eineinhalb Jahren war das.

Warenlieferung mit dem E-Bike

In der TV-Reportage ging es um die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll. Bald war die Idee geboren, in Backnang – jener Stadt, in der er seit 50 Jahren lebt – einen Unverpackt-Laden zu eröffnen. Krämer hat rund ein Dutzend solcher Geschäfte besucht, etwa in Bamberg, in München, in Nürnberg und in Saarbrücken. Von den Betreibern in Bamberg habe er sich einige Ideen abgeguckt. Der Unverpackt-Laden in der bayerischen Stadt lädt regelmäßig Grundschulklassen ein, jedes Kind darf sich dann einmal ein Produkt „kostenlos abzapfen“, berichtet Krämer und sagt: Die Schüler seien sicherlich gute Werbeträger.

Vieles ist bereits konkret geplant. Der Mann, der noch in einem Autohaus angestellt ist, will seinen Wagen gegen ein E-Bike mit Anhänger tauschen. Er könne sich vorstellen, den Kunden die Waren mit dem Rad bis nach Hause zu liefern. Anbieten will Krämer in seinem „Krämerladen“ in erster Linie trockene Lebensmittel, die „rieselfähig“ sind, also zum Beispiel Mehl und Zucker, sowie Reinigungsmittel und Pflegeprodukte wie Shampoo.

Kein Risiko beim Crowdfunding

Eine ganze Reihe von Freunden und Bekannten hätten versprochen, dass sie in der Anfangszeit mithelfen im Laden. Bald will Krämer zwei Minijobber einstellen. Das Geschäft solle montags bis samstags von von 10 bis 19 Uhr geöffnet werden. 70 bis 80 Prozent der Waren sollen von Produzenten aus der Region – möglichst aus dem Rems-Murr-Kreis – geliefert werden, etwa Mehl von einer Mühle in Weissach, Honig aus Backnang und Seife aus Kaisersbach. Die Kunden sollen ihre eigenen Gefäße mitbringen, dann könnten sie sich ganz genau so viel Gramm abfüllen lassen, wie sie wirklich brauchten.

Stefan Krämer denkt schon weiter in die Zukunft und sagt, er könne sich sehr gut vorstellen, in seinem Laden eines Tages einen behinderten Mann oder eine behinderte Frau zu beschäftigen. Das Thema Inklusion beschäftige ihn.

Wer sich am Crowdfunding beteilige, sagt Krämer, gehe keinerlei Risiko ein. Jeder Geldgeber erhalte einen Warengutschein in Höhe der zur Verfügung gestellten Geldsumme, um damit schon bald im ersten Backnanger Unverpackt-Laden einkaufen zu können. Sollte das Projekt doch noch platzen, dann erhalte jeder Förderer sein Geld zurück überwiesen. Weitere Informationen findet man hier.