Die Explosion bei BASF in Ludwigshafen hat mindestens zwei Todesopfer gefordert. Zwei Menschen werden noch vermisst, sechs weitere sind schwer verletzt worden. Das Feuer ist inzwischen unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht.

Ludwigshafen - Bei einer gewaltigen Explosion und Bränden auf dem Gelände des Chemieriesen BASF in Ludwigshafen sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Bei den Getöteten handelt es sich dem Unternehmen zufolge um Mitarbeiter. Außerdem würden zwei Menschen noch immer vermisst, sechs weitere seien schwer verletzt worden.

 

Die Ursache für die Explosion ist demnach noch unklar. „Wir werden natürlich alles daran setzen, das schnell in Erfahrung zu bringen“, sagte Liebelt. Es gebe auch noch keine näheren Erkenntnisse, welcher chemische Stoff in Brand geraten sei. In dem Hafen würden Flüssiggase, aber auch brennbare Flüssigkeiten verladen.

Keine erhöhten Messwerte in der Luft festgestellt

Gefährdungen der Bevölkerung durch die Luft sind Liebelt zufolge derzeit nicht messbar. Nach der Explosion wurden demnach Wassersperren zwischen dem Landeshafen Nord und dem Rhein errichtet. Davor und dahinter seien keine erhöhten Messwerte festgestellt worden.

Der Zwischenfall ereignete sich Behörden zufolge gegen 11.20 Uhr im Landeshafen Nord an einer Rohrleitungs-Trasse. Vor der Explosion sei zunächst eine Versorgungsleitung in dem Hafengebiet in Brand geraten, sagte Liebelt. Als die Feuerwehr zum Löschen eingetroffen sei, „kam es dann zu einer Explosion“.

Nach dem Vorfall habe es eine Rußentwicklung gegeben. Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.

Das Feuer auf dem Werksgelände sei unter Kontrolle aber noch nicht aus, sagte der Leiter der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, Peter Friedrich.

Man hoffe, den Brand bis in die Abendstunden einzudämmen. Im Einsatz seien 100 Mann der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen sowie 62 Mann der Werksfeuerwehr. Auch Notfallseelsorger sowie weitere Rettungskräfte seien am Ort.

Sechs Schwerverletzte und mindestens ein Leichtverletzter

Laut dem Ärztlichen Direktor der BASF, Stefan Lang, gab es sechs Schwerverletzte und mindestens einen Leichtverletzten. Weitere Leichtverletzte hätten sich möglicherweise selbst in ärztliche Behandlung begeben. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich und ändere sich von Minute zu Minute.

Aus Sicherheitsgründen seien nach der Explosion insgesamt 14 Anlagen heruntergefahren worden. Dabei hätten sich Fackeln gebildet, weil Stoffe in Leitungen verbrannt werden mussten. Betroffen waren auch zwei sogenannte Steamcracker. Diese seien das Herzstück des Werks, an dem eine ganze Reihe an chemischen Grundbausteinen für die Produktion entstehen.

Autofahrer sollten den Bereich großräumig umfahren. Über dem Norden der Stadt stieg eine große Rauchwolke auf. Es könne zu Geruchsbelästigungen und Sichtbehinderungen in den nördlichen Stadtteilen kommen, erklärte die Feuerwehr. An einem Werkstor wurde ein Infozelt für Anwohner aufgebaut.

Im Landeshafen Nord werden nach Angaben der BASF brennbare Flüssigkeiten und unter Druck verflüssigte Gase umgeschlagen, die Menge liege jährlich bei 2,6 Millionen Tonnen. Der Hafen sei für die Rohstoffversorgung des Unternehmens von großer Bedeutung.

Mit der Rohrleitungs-Trasse, an der die Explosion ausgelöst wurde, werden nach Angaben einer BASF-Sprecherin Vorprodukte von Schiffen zu den Produktionsstätten transportiert. Aus Sicherheitsgründen wurden nach der Explosion dem Unternehmen zufolge die zwei sogenannten Steamcracker sowie weitere Anlagen am Standort heruntergefahren. Dabei hätten sich Fackeln gebildet, weil Stoffe in Leitungen verbrannt werden müssten.

In Lampertheim kam es ebenfalls zu Verpuffung

Die Steamcracker sind dem Unternehmen zufolge das Herzstück des Werks, an dem eine ganze Reihe an chemischen Grundbausteinen für die Produktion entstehen. Der neuere der beiden aus dem Jahr ist 1980 hat eine Fläche von rund 64 000 Quadratmetern und ist damit so groß wie 13 Fußballfelder.

Dort wird mit Hilfe von Dampf (englisch: steam) Rohbenzin aufgespalten (englisch: to crack). Das BASF-Werk in Ludwigshafen ist das größte zusammenhängende Chemieareal weltweit.

In einem anderem Werk von BASF im südhessischen Lampertheim war es ebenfalls am Montag zu einer Verpuffung an einem Filter gekommen. Hierbei wurden vier Menschen verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Auch hier war der Grund noch unklar.

Vor zwei Jahren gab es bereits eine Explosion in Ludwigshafen

Ludwigshafen war bereits am 23. Oktober 2014 Ort einer gewaltigen Explosion gewesen. Seinerzeit explodierte eine Hochdruckgasleitung, an der Schnittstelle der Stadtteile Oppau und Edigheim. Ein Arbeiter wurde getötet, ein anderer so schwer verletzt, dass er Wochen später starb. 22 Menschen erlitten damals ebenfalls Verletzungen.

Die Arbeiter einer hessischen Firma hatten die Leitung ausgegraben, weil sie bei einer Kontrolle Unregelmäßigkeiten gezeigt hatte. Den Auftrag hatten sie vom Leitungsbetreiber Gascade, einem Gemeinschaftsunternehmen der BASF und des russischen Energieriesen Gazprom. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall wegen fahrlässiger Tötung und der fahrlässigen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, wartet aber noch auf ein entscheidendes Gutachten.

Behörden und das Unternehmen haben für Betroffene Informations-Telefone eingerichtet. Die Feuerwehr Ludwigshafen ist unter der Rufnummer 06 21 /57 08 60 00 erreichbar, das BASF-Bürgertelefon unter 08 00 / 5 05 05 00 und die Umweltzentrale unter 0 621 / 6040 40.

Für betroffene Anwohner in Ludwigshafen richtet BASF zudem ein Infozelt an Tor 11 ein.

Ein Video zur Pressekonferenz veröffentlichte der SWR: