Der für rund 12,6 Millionen Euro sanierte und erst seit Sommer wieder zugängliche Stuttgarter Marktplatz weist bereits erste Gebrauchsspuren auf. Die Stadt will nun Veranstalter und Marktbeschicker nochmals ins Gebet nehmen. Vor allem Öle und Fette wurden als Ursache der Verschmutzungen ausgemacht.

Die Stadtverwaltung will die bestehenden Auflagen für Veranstalter, Marktbeschicker und Initiativen, die den neu geplättelten Marktplatz vor dem Stuttgarter Rathaus nutzen, nochmals nachschärfen. Der Grund: Bereits wenige Wochen nach dem Ende der Sanierung des Platzes, der mit Zustimmung der Ratsmehrheit mit einem hellen Granitgestein neu belegt worden war, sind auf einigen Abschnitten des Platzes erste Verschmutzungen aufgetreten, die offenbar vor allem auf Lebensmittelrückstände und Fette beziehungsweise Bratöl zurückzuführen sind. Die CDU-Fraktion und das Linksbündnis im Rathaus hatten dies zum Anlass genommen, einen Bericht über die Reinigungskosten sowie mögliche präventive Maßnahmen einzufordern und die Auswahl des Bodenbelags zu kritisieren.

 

Tiefbauamtsleiter: Belag muss erst Patina ansetzen

Tiefbauamtsleiter Jürgen Mutz konstatierte am Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung, sowohl beim Festival der Kulturen im Sommer als auch beim Weindorf im Herbst hätten offenbar etliche Stand- und Budeninhaber „nicht sonderlich auf den neuen Belag geachtet“. Auch manche Marktbeschicker, so Mutz, ignorierten das Verbot, bei der Anlieferung über das neu angelegte Fontänenfeld zu fahren. Gleichwohl sei der neue Belag relativ widerstandsfähig, normale Verschmutzungen würden durch den Regen beseitigt: „Allerdings hat es dieses Jahr im Sommer halt wochenlang nicht geregnet.“ Man müsse abwarten, bis der Belag eine Patina angesetzt habe, dann seien die Verschmutzungen nicht mehr augenfällig.

Der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs Stuttgart (AWS), Markus Töpfer, berichtete, der Platz werde mit einer eigens neu angeschafften Hochdruck-Reinigungsmaschine in acht bis zehn Nachtschichten nach Veranstaltungen gesäubert. Die Kosten pro Reinigungsgang seien mit 40 000 bis 50 000 Euro zu veranschlagen. „Der Stein wird allerdings durch den Hochdruckreiniger nicht besser“, warnte er. Man müsse auf die Vermeidung von Verschmutzungen wie etwa durch Fette drängen. „Wer sich nicht an die Spielregeln hält, der muss das auch spüren“, so Töpfer.

Linksbündnis: Verwaltung hat das falsche Gestein ausgewählt

Während die CDU die Nutzer auf jeden Fall von der Beteiligung an den Reinigungskosten freistellen will und nun darauf setzt, dass der Platz noch nachdunkelt, warf Luigi Pantisano vom Linksbündnis der Verwaltung vor, das falsche Gestein ausgewählt zu haben: „Das Problem war absehbar.“ Weltweit würden heute auf solchen Plätzen eher schmutzresistente Pflastersteine verlegt. „Ich will gar nicht wissen, wie der Platz nach dem Weihnachtsmarkt aussieht“, orakelte er. Das Ordnungsamt, das die Verunreinigungen vor allem auf einige „wenig professionell agierende“ Verkaufsstände beim Festival der Kulturen zurückführt, will die Veranstalter nochmals für das Thema Fett- und Ölentsorgung sensibilisieren und gegebenenfalls bestehende Auflagen verschärfen. AWS-Chef Töpfer relativierte das Problem mit Humor: „Bei mir im Betrieb wird manchmal gespottet, es gäbe wohl zu viele Leute im Rathaus, die genügend Zeit haben, den ganzen Tag aus dem Fenster zu sehen.“