Das vor knapp zehn Jahren eröffnete kombinierte Hallen- und Freibad in Fellbach kostete einst rund 44 Millionen Euro. Der gesamte Schuldenstand der Stadt lag zum Jahresende 2022 bei 43 Millionen Euro.

Um im Bild zu bleiben: Wie ein zwar nicht übermäßig schneller, aber doch konditionsstarker Langstreckenschwimmer zieht der Fellbacher Finanzdezernent mit ausgiebigen Kraulzügen seine Bahnen durch das Fellbacher F3. Das Ziel für Johannes Berner liegt zwar noch in gewisser Ferne. Doch langsam, zugleich jedoch stetig gelingt es der Stadt Fellbach und ihrem Ersten Bürgermeister, die Schulden für das vor knapp zehn Jahren eröffnete Kombibad abzubauen.

 

„Christoph, pack die Badehose ein!“

Es war Mitte September 2013, als der damalige Oberbürgermeister Christoph Palm die allgemeine Aufforderung zur Volksbelustigung („Christoph, pack die Badehose ein!“) ignorierte und stattdessen in Bademantel und Schlappen die Premierengäste vor dem Schwimmtempel empfing. Der seinerzeitige Fellbacher Schultes schwärmte schon vorab: „Die ganze Region wird nach Fellbach blicken, das F3 wird das modernste Erlebnisbad im Großraum Stuttgart sein.“

Nun, mit dieser Prophezeiung lag er keineswegs völlig daneben, wie sich insbesondere nach der zwischenzeitlichen Krise mit dem vormaligen Pächter und der Übernahme des Betriebs durch die städtische Holding Fellbach zeigte. Jährlich liegt man in Fellbach bei rund 550 000 Nutzern, damit sind Bad-Geschäftsführer Kai Steuernagel und Aufsichtsratschef Berner mehr als zufrieden.

Da lässt sich auch verschmerzen, dass es bei dem 44-Millionen-Euro-Projekt, wie Berner die Gesamtsumme kürzlich bezifferte, noch einiges abzuknabbern ist. Der Finanzbürgermeister erläuterte vor wenigen Tagen im Gemeinderat in seinem Bericht zum vorläufigen Rechnungsergebnis 2022, dass die Verschuldung für die Finanzierung des F3-Bads zum Jahresende 2022 bei exakt 16,875 Millionen Euro liegt. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 372 Euro fürs kombinierte Hallen-/Freibad.

Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 947 Euro

Ansonsten, also ohne die Finanzierung des F3, betrugen die Fellbacher Schulden zum vergangenen Jahresende rund 26 Millionen Euro. Das macht pro Bürgerin und Bürger eine Verschuldung von 575 Euro.

Nimmt man beide Posten, also allgemeine Verschuldung und jene fürs F3, zusammen, ergibt dies eine Summe von knapp 43 Millionen Euro oder pro Kopf von 947 Euro.

Ansonsten sprach die Leiterin des Fellbacher Kämmereiamts, Sabrina Arnold, im Gemeinderat von einem insgesamt positiven Abschluss des Haushaltsjahres 2022. Bei der Gewerbesteuer waren Mehrerträge von 15 Millionen Euro zu verzeichnen. Man profitiere allerdings von den positiven Ergebnissen der beiden Vorjahre. „Durch aktuelle Bankenkrisen in den USA und im Nachbarland Schweiz werden Erinnerungen an die Finanzkrise der Jahr 2008 und folgende wach, welche damals auch bei der Stadt Fellbach zu einem Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen von über 20 Prozent führte“, heißt es in den schriftlichen Ausführungen des Kämmereiamts.

„Das läuft definitiv in die falsche Richtung“

Hervorzuheben sind die sogenannten Ermächtigungsübertragungen (EÜT), also nicht getätigte, aber verpflichtende Ausgaben, in Höhe von 24 Millionen Euro. Dies sei „insbesondere mit Verzögerungen in der Umsetzung von Baumaßnahmen und ausstehenden Rechnungen begründet“. Konkret genannt werden als größere Posten, die noch zur Umsetzung ausstehen, der Neubau der Maicklerschule mit 6,5 Millionen sowie das alte Freibadareal, die Sanierung des Waldschlössles, und der Feuerwehrbedarfsplan mit Beträgen zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Euro. 24 Millionen Euro an EÜT, „das läuft definitiv in die falsche Richtung“, tadelte in der Debatte SPD-Fraktionschef Andreas Möhlmann: „Das Ziel war früher, nicht über 10 Millionen zu liegen, das muss wieder in einen besseren Korridor kommen, sonst können wir nicht planen“.

Beim Blick auf die überplanmäßigen Ausgaben 2022 gab es manch interessanten Posten, so etwa bei der Grünbewirtschaftung mit 97 000 Euro. Denn im Jahr 2022 musste wesentlich mehr gewässert werden. „Zudem mussten annähernd doppelt so viele Baumkontrollen wie ursprünglich durchgeführt werden.“ Beim Fellbacher Bauhof schlug die allgemeine Steigerung der Treibstoffkosten mit 108 000 Euro zusätzlich zu Buche.