Die Deutsche Rentenversicherung hat in mehr als 150.000 Fällen zu niedrige Renten ausbezahlt. Betroffen sind Witwenrenten sowie Renten, bei denen eine Berufsausbildung berücksichtigt worden ist.

Stuttgart - Die Deutsche Rentenversicherung hat in mehr als 150 000 Fällen zu niedrige Renten ausbezahlt. Die Deutsche Rentenversicherung Bund und andere Versicherungsträger haben den Fehler mittlerweile behoben. Betroffen sind Witwenrenten sowie Renten, bei denen eine Berufsausbildung berücksichtigt worden ist. Die fehlerhaften Bescheide sind dem Bundesversicherungsamt bereits 2010 aufgefallen. Damals wurden die Pannen öffentlich. Mittlerweile sind nach Aussage der Deutschen Rentenversicherung Bund alle Versichertenkonten überprüft und berichtigt worden. Das Bundesversicherungsamt hat jetzt über das Ausmaß der Versäumnisse berichtet. Auf Druck der Kontrollbehörde wurden 216 000 Renten daraufhin untersucht, ob die Ausbildungszeiten richtig berechnet wurden. In 86 Prozent der Fälle wurden die Renten neu berechnet. Rund 148 000 Rentner erhielten Nachzahlungen sowie eine höhere Rente. In 4000 Fällen sank die Rente geringfügig.

 

Das zuständige Bundesarbeitsministerium, bei dem die Rechtsaufsicht über die Rentenversicherung liegt, bedauerte den Fehler. „Es ist sehr ärgerlich, dass so etwas passiert“, sagte ein Sprecher von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die Deutsche Rentenversicherung Bund erklärte, es seien alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen worden, damit sich solche Irrtümer nicht wiederholten. Nach Aussagen der Rentenversicherung hätten sich in vielen Fällen die Renten nach der Korrektur nur um wenige Euro erhöht. Bei Nachberechnungen durch fehlerhafte Ausbildungszeiten sei die Monatsrente im Durchschnitt um 2,80 Euro gestiegen, hieß es. Die Deutsche Rentenversicherung Bund begründet die Fehler damit, dass es bei den Ausbildungszeiten mehrfach Gesetzesänderungen gegeben habe. Diese seien nicht bei allen Rentnern berücksichtigt worden.

Formular war irreführend

Zu Falschberechnungen kam es ebenso bei Witwern und Witwen. Weil ein Formular der Deutschen Rentenversicherung Bund irreführend war, gaben die Hinterbliebenen in vielen Fällen nicht die Kinder an. Bei der Witwenrente gibt es einen Kinderzuschlag, der zu einer höheren Rente führt. Bei der Hinterbliebenenrente wurden allein bei der Deutschen Rentenversicherung Bund 26 000 Fälle geprüft. Davon wurden 8000 Renten neu berechnet. Auch andere Versicherungsträger wie die Knappschaft Bahn-See mussten Bescheide korrigieren. Im Schnitt erhöhte sich durch die Korrektur die Monatsrente um 57 Euro. Stellen die Rentenversicherer zu niedrige Renten fest, erstatten sie für die Vergangenheit den fehlenden Betrag und schreiben Zinsen gut.

Das Bundesversicherungsamt hatte auf die Missstände erstmals in seinem Jahresbericht 2010 hingewiesen. Damals waren aber noch nicht alle Fälle überprüft. Erst jetzt liegen die Gesamtzahlen vor. Die Deutsche Rentenversicherung Bund betont, für die Festlegung der Rentenhöhe gebe es vier Kontrollinstanzen. Bei den jüngsten Kontrollen habe es sich um eine der bisher aufwendigsten Nachprüfungen gehandelt. Die Deutsche Rentenversicherung zahlte im vergangenen Jahr insgesamt 10,5 Millionen Renten. Das Bundesversicherungsamt bescheinigt der Rentenversicherung, dass sie trotz des sehr umfangreichen Rentenrechts „sehr präzise und solide funktioniert“. Das deutsche Rentensystem gehöre zum effektivsten auf der Welt.