Kliniken im Landkreis Ludwigsburg brauchen deutlich weniger Blutkonserven als noch vor acht Jahren. Ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes erklärt, warum es trotzdem wichtig ist, Blut zu spenden.

Für alle, die jemandem helfen wollen, scheint diese Nachricht erstaunlich: „Ihr Blutspendetermin kann nicht stattfinden.“ Dabei wollte man doch Gutes tun und dem allseits bekannten Mangel an Spenderblut entgegenwirken. Aber auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das bundesweit Blutspendetermine organisiert, bleibt eben nicht verschont von der aktuellen Krankheitswelle. Laut dem Pressesprecher des DRK-Blutspendediensts, Eberhard Weck, werden Termine nur selten abgesagt – meistens aber wegen kurzfristiger Krankheit des Personals. Wie groß die Auswirkung auf die Versorgung mit Spenderblut ist, hängt von der jeweiligen Gesundheitslage ab.

 

Jeden Tag kann sich die Situation schlagartig ändern. Es muss nur kurz der Bedarf an Blutspenden steigen oder die Spendebereitschaft merklich zurückgehen – dann können schnell nicht mehr alle Patienten eine rettende Blutspende bekommen. Eberhard Weck sagt, manchmal müsse er richtig Gas geben und um viele Spender werben, aber dann gebe es auch Zeiten, da muss er fast auf die Bremse drücken. Denn Blut ist nicht lange haltbar – wenn nicht alle Spenden gebraucht werden, wird das Blut vernichtet. Und das will keiner, sagt Eberhard Weck, vor allem nicht die ursprünglichen Besitzer des Bluts.

Defekte Heizung als Grund für Terminabsage

Dass hin und wieder ein Blutspendetermin ausfällt, kalkuliert das DRK ein. Kritisch wird es, sagt Weck, wenn sich die Fälle häufen. Zum Beispiel kommen deutlich weniger angemeldete Spender zu einem Termin, wenn eine dicke Schneedecke auf den Straßen liegt – dauern solche Witterungen Tage an, geht die Zahl der Spenden merklich zurück. Vor Kurzem musste das DRK in Hessen einen Termin absagen, zu dem mehr als 100 Spender angemeldet waren. Der Grund: Die Heizung ist ausgefallen. „Das passiert gerade öfter, weil die Kommunen sparen und die Heizung erst für uns hochdrehen, da gehen die gern kaputt“, erklärt Weck.

In Kliniken ist der Bedarf an Blutkonserven in den vergangen Jahren rasant gesunken. Alexander Tsongas, Sprecher der Regionalen Klinikenholding (RKH), erklärt, dass das mit neuen Operationstechniken zusammenhängt. „Die Zahl der benötigten Blutkonserven wurde geringer, obwohl die Zahl der Eingriffe deutlich zugenommen hat“, sagt er. Möglich werde das dank minimalinvasiver Chirurgie oder Roboterchirurgie. Im Klinikum Ludwigsburg sind so im Jahr 2021 nur noch 1760 Blutkonserven benötigt worden. Acht Jahre zuvor waren es 9403. Tsongas berichtet, dass es dennoch manchmal zu einem leichten Mangel an Blutkonserven der Gruppe Null Rhesus negativ kommt.

200 Blutkonserven in Ludwigsburg

Bei diesen Zahlen stellt sich nun die Frage: Ist es überhaupt nötig, regelmäßig Blut zu spenden? Auf der Homepage des DRK-Blutspendedienst gibt es ein Barometer, das die Versorgungslage nach Blutgruppen anzeigt. Alle Gruppen sind dort mit „niedrig“ oder „kritisch“ ausgezeichnet. Eberhard Weck erklärt, dass das die Spender dazu animieren soll, weiterhin zu spenden. „Wenn wir überall ‚ausreichend’ hinschreiben würden, würden die Leute nicht mehr kommen – und wenn die Spender morgen nicht mehr kommen, können wir übermorgen nicht mehr versorgen“, sagt Weck.

Zurzeit werden in Baden-Württemberg und Hessen jeden Tag etwa 2500 Einheiten Blut gespendet. Im Klinikum Ludwigsburg lagern aktuell 200 bis 220 Blutkonserven, in Bietigheim 75 bis 80 und in der Orthopädischen Klinik Markgröningen 50 bis 55. Laut Alexander Tsongas sind das nur so viele, dass sie in einem „überschaubaren Zeitraum“ verbraucht werden können und nicht entsorgt werden müssen. Die Blutbestandteile sind unterschiedlich haltbar. So können die Blutplättchen nur vier Tage, die roten Blutkörperchen bis zu 35 Tage gelagert werden.

Blutspenden im Kreis Ludwigsburg

Termine
 Am 20. Dezember kann von 14.30 bis 19.30 Uhr in der Stadthalle Markgröningen Blut gespendet werden. Am 21. und 22. Dezember gibt es diese Möglichkeit zur gleichen Uhrzeit im Bürgerhaus in Möglingen. Für die Termine muss man sich anmelden, das geht zum Beispiel unter www.blutspende.de

Orte
 Blut gespendet wird oft in größeren Räumen oder Hallen, die zurzeit durchaus mit Flüchtlingen aus der Ukraine belegt sein könnten. In Markgröningen und Möglingen ist das diesmal nicht der Fall. Beide Kommunen betonen aber, dass sie für die Blutspende andere Räume suchen und finden würden, wenn die ursprünglich geplante Halle belegt wäre.

Personen
 Blut spenden dürfen gesunde Personen zwischen 18 und 65 Jahren, die mindestes 50 Kilogramm schwer sind. Abgenommen werden etwa 500 Milliliter Blut. Die gleiche Person darf frühestens 56 Tage danach wieder spenden.