Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Nicht nur die Achse Stuttgart-Ulm (siehe oben) ist verspätungsanfällig. Auch auf anderen Strecken im Land hakt es – darunter auf der wichtigen Schnellzug-Verbindung zwischen Mannheim und Frankfurt. Die Strecke ist ein zentraler Bestandteil des westdeutschen Bahnnetzes. Die Fahrt zum Frankfurter Flughafenbahnhof dauert regulär dreißig Minuten; zum Hauptbahnhof fährt man nur unwesentlich länger. Doch mehr als jeder fünfte Zug auf dieser Strecke war zwischen April 2012 und März 2013 nicht pünktlich.

 

Auch wer regelmäßig zwischen Stuttgart und Mannheim unterwegs ist, dürfte Verspätungen gewohnt sein. Dort war im Untersuchungszeitraum jeder fünfte Zug verspätet – bei Verspätungen fielen im Schnitt 16 Minuten zusätzliche Wartezeit an. Bei der Strecke Heidelberg-Stuttgart kamen sogar drei von zehn Zügen verspätet an.

Die Minuten, in denen man den Anschluss verpasst

Im Badischen ist vor allem die Strecke Freiburg – Baden-Baden verspätungsanfällig. 28 Prozent aller Züge waren dort als verspätet gemeldet. Wer die Strecke über Offenburg wählte, war mit rund 18 Prozent verspäteten Zügen konfrontiert. Im Schnitt betrug die Verspätung auf dem Weg vom Süd- ins Nordbadische im Untersuchungszeitraum 18 Minuten.

Das könnten genau jene Minuten sein, in denen man seinen Anschlusszug verpasst – zumal im eng getakteten Fernverkehrsnetz. Die knappen Anschlussverbindungen sind mit ein Grund dafür, dass teilweise jeder dritte Zug verspätet ankommt.

Die Schwäb’sche Eisenbahn ist oft unpünktlich

Entlang der als gemütlich besungenen Schwäb’schen Eisenbahn (Stuttgart – Ulm – Biberach – Meckenbeuren) fährt die DB oft nicht pünktlich. Zwischen Stuttgart und dem oberschwäbischen Ravensburg sind zwischen 20 und 26 Prozent aller Züge zu spät – auch die Schnellzug-Verbindungen über Ulm Richtung München.

Hinter Ulm wird die Schwäb’sche Eisenbahn von Regionalzügen bedient – und ist kein Stück pünktlicher. Das zeigt die Auswertung nach einzelnen Bahnhöfen: In Biberach kamen im Untersuchungszeitraum 16 Prozent aller Züge zu spät an – das ist der zweitschlechteste Wert für einen baden-württembergischen Bahnhof nach Tuttlingen mit 17 Prozent verspätet einfahrenden Zügen. In der Statistik der verspätungsanfälligsten Bahnhöfe im Land folgt Aulendorf (15,8 Prozent verspätete Züge); Ravensburg liegt mit 14,1 Prozent auf Platz sechs, Ulm auf Platz neun (13,1 Prozent). 11,5 Prozent aller Züge, die am Endpunkt der Schwäb’schen Eisenbahn (laut Volkslied) in Meckenbeuren einfahren, sind zu spät.

Die folgende Karte aller deutschen Fernverbindungen zeigt, auf welchen Strecken es besonders hakt: Je stärker rot eine Verbindung eingefärbt ist, desto höher ist die Quote der Verspätungen. Je dicker der Strich, desto mehr Züge verkehren auf einer Strecke:

Quelle: sueddeutsche.de

Der Hauptbahnhof Stuttgart ist vergleichsweise pünktlich

Der Hauptbahnhof Stuttgart landet in der Rangliste der pünktlichsten Bahnhöfe im Land auf Platz vierzehn. 8,2 Prozent verspätete Züge sind ein vergleichsweise annehmbarer Wert – zumal es sich bei dem Stuttgarter Bahnhof um den zweitgrößten im Land handelt, die Logistik also entsprechend komplex und die Anfälligkeit für Verspätungen höher ist.

Nur in Mannheim sind im Untersuchungszeitraum mehr Züge eingefahren als in Stuttgart; von denen waren jedoch 11,8 Prozent verspätet – ein deutlich höherer Wert. Auch im Vergleich mit anderen großen Bahnhöfen im Bundesgebiet liegt Stuttgart in der Spitzengruppe. Nur in Berlin, München-Pasing, Leipzig und Hamburg (Hauptbahnhof und Dammtor) kamen im Untersuchungszeitraum weniger verspätete Züge an.

Trotzdem: Etwa jeder zwölfte in Stuttgart ankommende Zug war zu spät. Das ist kein geringer Wert. Und wenn man nur diese verspäteten Züge betrachtet, kommt man auf eine durchschnittliche Verspätung von mehr als einer Viertelstunde.

Die wenigsten verspäteten Züge bei Bahnhöfen mit mehr als 250 Einfahrten pro Jahr registrierte der Zugmonitor in Friedrichshafen Stadtbahnhof, dort wurde eine Quote von 2,5 Prozent verspäteten Zügen gemessen. Auch in Singen (Hohentwiel) und Karlsruhe-Durlach kamen weniger als fünf Prozent aller Züge verspätet an.

Das Land liegt nur knapp über dem Schnitt

Insgesamt waren an den baden-württembergischen Bahnhöfen 17,1 Prozent der 407.887 registrierten einfahrenden Züge zu spät. Das ist nur unwesentlich besser als der Bundesschnitt mit 18,8 Prozent verspäteten Zügen. Im Ländervergleich bedeutet das dennoch Platz fünf; nur in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie den Stadtstaaten Berlin und Hamburg fuhren weniger verspätete Züge ein. Kleine Randbemerkung: Nur in Nordrhein-Westfalen registrierte der Zugmonitor zwischen April 2012 und März 2013 mehr Zugeinfahrten als in Baden-Württemberg.

Das Schlusslicht im Ländervergleich ist übrigens Rheinland-Pfalz; in diesem Bundesland war mehr als jede vierte der 99.679 registrierten Zugeinfahrten zu spät.

Auch in Richtung Frankfurt hakt es

Nicht nur die Achse Stuttgart-Ulm (siehe oben) ist verspätungsanfällig. Auch auf anderen Strecken im Land hakt es – darunter auf der wichtigen Schnellzug-Verbindung zwischen Mannheim und Frankfurt. Die Strecke ist ein zentraler Bestandteil des westdeutschen Bahnnetzes. Die Fahrt zum Frankfurter Flughafenbahnhof dauert regulär dreißig Minuten; zum Hauptbahnhof fährt man nur unwesentlich länger. Doch mehr als jeder fünfte Zug auf dieser Strecke war zwischen April 2012 und März 2013 nicht pünktlich.

Auch wer regelmäßig zwischen Stuttgart und Mannheim unterwegs ist, dürfte Verspätungen gewohnt sein. Dort war im Untersuchungszeitraum jeder fünfte Zug verspätet – bei Verspätungen fielen im Schnitt 16 Minuten zusätzliche Wartezeit an. Bei der Strecke Heidelberg-Stuttgart kamen sogar drei von zehn Zügen verspätet an.

Die Minuten, in denen man den Anschluss verpasst

Im Badischen ist vor allem die Strecke Freiburg – Baden-Baden verspätungsanfällig. 28 Prozent aller Züge waren dort als verspätet gemeldet. Wer die Strecke über Offenburg wählte, war mit rund 18 Prozent verspäteten Zügen konfrontiert. Im Schnitt betrug die Verspätung auf dem Weg vom Süd- ins Nordbadische im Untersuchungszeitraum 18 Minuten.

Das könnten genau jene Minuten sein, in denen man seinen Anschlusszug verpasst – zumal im eng getakteten Fernverkehrsnetz. Die knappen Anschlussverbindungen sind mit ein Grund dafür, dass teilweise jeder dritte Zug verspätet ankommt.

Warum die Bahn zu spät kommt

Eine Verknüpfung von Uhrzeit und Verspätungsquote zeigt, dass sich Verspätungen akkumulieren. Am frühen Morgen, wenn am wenigsten Züge unterwegs sind, fuhren seit April 2012 rund sieben Prozent aller Züge verspätet ein. Mit fortschreitender Tageszeit wächst diese Quote beständig; am höchsten ist sie zwischen 0 und 1 Uhr – in dieser Stunde fährt im Schnitt jeder dritte Zug mit Verspätung in den Bahnhof ein.

Auch eine Auswertung der von der Bahn angegebenen Gründe für die Verspätung deutet darauf hin. „Verspätung eines vorausfahrenden Zuges“ ist die häufigste Begründung; sie wurde bei 16,4 Prozent aller Verspätungen angegeben. Die zweithäufigste Ursache ist eine technische Störung am Zug; 11,8 Prozent aller Verspätungen kamen so zusammen. Beide Gründe hängen in gewisser Weise zusammen: Muss ein Zug wegen einer technischen Störung halten und gibt es nur ein Gleis in jede Richtung, müssen die dahinter fahrenden Züge warten. Die technische Störung fällt zeitlich mehr ins Gewicht. 1.569.060 Minuten Verspätung kamen dadurch zustande, das waren 17 Prozent aller Verspätungsminuten.

Kritiker können der Bahn vorhalten, dass die beiden häufigsten Verspätungsursachen von ihr selbst zu verantworten sind. Auch fällt auf, dass gerade die westdeutschen Hauptrouten oft unter Verspätungen zu leiden haben. Stuttgart liegt genau auf der verspätungsanfälligen Route zwischen Augsburg und Frankfurt; auch die Strecke weiter nach Köln beziehungsweise in den Norden nach Hannover ist nicht pünktlicher als die Züge im Land. Das ist angesichts der Daten aus dem Zugmonitor vielleicht der einzige Trost: dass die Bahn anderswo in Deutschland auch nicht pünktlicher fährt.