Laut einer Fahrplanprüfung mit simulierten Werten verursacht der zusätzliche Zugverkehr zwischen Calw und Renningen lediglich Verspätungen im Sekundenbereich. Einige Kreisräte hegen Zweifel an den Ergebnissen.

Böblingen - Wenn die Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Renningen in Betrieb geht, hat das so gut wie keine Auswirkungen auf den S-Bahn-Verkehr der Linie S 6 (Stuttgart-Schwabstraße/Weil der Stadt). Zu diesem Ergebnis kommt eine sogenannte Fahrplanrobustheitsprüfung, die am Montag im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreises Böblingen vorgestellt wurde. Die Studie hatte das Calwer Landratsamt bei der DB Netze in Auftrag gegeben. Die Basis war die Bestandsaufnahme der Verspätungen im S-Bahn-Netz der Region binnen hundert Tagen – wonach 60 Prozent der Züge nicht planmäßig fahren.

 

Zwei bis vier Minuten Verspätung durch Hesse-Bahn

Unter anderem, und das tangiert die Pläne für eine Hesse-Bahn, haben die S-Bahnen in Richtung Stuttgart an den Stationen Malmsheim und Renningen durchschnittlich eine Verspätung von 38 Sekunden. „Weil jedoch die S 6 in Renningen jeweils planmäßig vier Minuten hält, ist der Zeitpuffer so groß, dass der Verzug für den weiteren Verkehr irrelevant ist“, erklärte Michael Stierle, der Geschäftsführer des Anfang des Jahres gegründeten Zweckverbands Hesse-Bahn. Die Verspätung rühre von den im S-Bahn-Netz der Region auftretenden Unpünktlichkeiten her. Zudem werde die Strecke nach der Station Malmsheim in Richtung Weil der Stadt eingleisig.

Die Experten errechneten, dass sich bei einer zusätzlich fahrenden Hesse-Bahn die S-Bahnen zwischen Weil der Stadt und Korntal durchschnittlich um zwei bis vier Sekunden verspäten würden. „Das ist für die Bahn marginal und zu vernachlässigen“, sagte Stierle. Zumal der 15-Minuten-Takt in den Hauptverkehrszeiten berücksichtigt worden sei. Stierle wies ferner darauf hin, dass der Kreis Calw und der Verband Region Stuttgart im vergangenen Juli eine Vereinbarung getroffen hätten, wonach die S 6 vorrangig fahren solle. Das heißt, dass die Hesse-Bahn warten muss, um der S-Bahn die Weiterfahrt zu ermöglichen. Der Betrieb mit den zusätzlichen Hesse-Bahnen könne folglich grundsätzlich „wirtschaftlich-optimal“ gewährleistet werden, bilanziert die DB Netze.

Auf die Fahrdienstleiter kommt es an

„Die Praxis sieht aber immer anders aus“, gab jedoch der SPD-Kreisrat Manfred Ruckh zu bedenken und brachte damit Unwägbarkeiten durch Entscheidungen von Fahrdienstleitern ins Spiel, die bestimmen, wann welche Züge wo abfahren. Stierle widersprach. „Die Vorrangregel hängt beim Fahrdienstleiter. Bei der Bahn werden die Vorschriften beachtet. Im Notfall wird die Hesse-Bahn immer von der S-Bahn ausgebremst.“ Ruckh äußerte aber auch noch grundsätzlich Kritik an der 33 Seiten umfassenden Studie. „Es sieht in dem Papier alles toll aus. Mir ist aber unklar, wie die Zahlen errechnet worden sind.“

Stierle bat um Verständnis dafür. Er stelle lediglich die Untersuchung vor und halte sich an die Aussagen. Nähere Fragen und konkrete Zweifel sollten an die DB Netze weitergegeben werden. Der Landrat Roland Bernhard stellte in Aussicht, mit dem Verband Region Stuttgart und der DB Netze ein Gespräch zu vereinbaren, „in dem die noch unklaren Dinge zur Sprache kommen können“. Bernhard betonte aber auch: „Keiner möchte die Hesse-Bahn verhindern.“

Welche Auswirkungen hat der zunehmende Güterverkehr?

Auch der SPD-Kreisrat Peter Pfitzenmaier bekannte, dass er den Berechnungen der Studie nicht wirklich folgen könne. Die große Frage sei, warf noch Dieter Maurmaier (FDP) ein, welche Auswirkungen der zunehmende Güterverkehr habe. „Es können nicht sämtliche Eventualitäten berücksichtigt werden“, meinte der Zweckverbandschef Stierle und verwies am Ende noch einmal auf den Zeitpuffer am Renninger Bahnhof. „Es ist doch ein Armutszeugnis, dass die Fahrgäste dort vier Minuten warten müssen“, lautete der Kommentar, Dieter Maurmaiers,