Seit 35 Jahren gibt es „Verstehen Sie Spaß?“. In der Jubiläumssendung verrät die Grande Dame des Schabernacks, Paola Felix, warum die Show sogar “Wetten, dass . . ?“ überlebt hat.

Stuttgart - Sie ist ein belästigender Eingriff in die Privatsphäre mit krampfigen oder harmlosen Gags, sie ist Schabernack und nicht mehr als schlecht gespieltes Provinztheater. So würde sich eine sehr kurze Zusammenfassung der Kritiken lesen, in denen die Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ innerhalb der vergangenen 35 Jahre regelmäßig zerpflückt wurde. Und wenn man die große Jubiläumssause am vergangenen Samstagabend im Ersten wenigstens mit einem Auge verfolgte, gab es da auch nicht viel mehr zu sehen als: krampfige oder harmlose Gags, Schabernack und schlecht gespieltes Provinztheater, das von nun an in einem Bavaria Studio in München aufgezeichnet wird. So will der SWR bekanntlich Beträge in Millionenhöhe sparen.

 

Trotzdem ist diese Samstagabendshow nun älter geworden als „Wetten, dass . .?“, hat den ZDF-Klassiker überlebt, ist beliebt beim so heftig umworbenen jungen Publikum und hat eine konstante Quote von gut fünf Millionen Zuschauern.

Da beleidigt Guido Cantz, der nach Kurt und Paola Felix, Karl Dall, Harald Schmidt, Dieter Hallervorden, Cherno Jobatey und Frank Elstner die Sendung aktuell moderiert, das „Musikantenstadl“-Publikum, macht noch andere zum Konzept des SWR passende Sparwitze, zeigt harmlose Filmchen über Gummifische, die im Whirlpool Schrecken verbreiten und hat keinen einzigen internationalen Star an seiner Seite. Und all dieser Schabernack reicht, damit seit 35 Jahren jeder, dem der Tag nicht so recht gelingen will, nach der versteckten Kamera fragt?

Guido Cantz zieht im Notfall den Publikumsjoker

Die jungen Leute, die cool „VSS“ sagen, holen sich „Verstehen Sie Spaß?“ direkt aus dem Internet. Der „VSS“-Youtube-Kanal freue sich über mehr als 162 Millionen Abrufe, betonte Cantz am Samstag dann auch zur Feier des Tages. Das dürfte wohl kaum eine Überraschung sein. Youtube lebt schließlich von lustigen Filmchen. Über Facebook live Fragen in die Sendung schicken zu können, auch das scheint bei den Jüngeren gut anzukommen. Und bei Guido Cantz bestimmt auch. Wenn ihm nichts mehr einfällt, zieht er so quasi den Publikumsjoker. Soll im Zweifelsfall doch der Zuschauer sich blamieren.

An den Draht zur Jugend mag der Erfolg von „VSS“ geknüpft sein – warum der Reinleg-Schadenfreude-Klamauk so zeitlos attraktiv geblieben ist, hat in der Jubiläumsausgabe die Frau beschrieben, die jahrelang die Sendung nicht nur moderierte, sondern „VSS“ war: Paola Felix, die es sichtlich sehr berührt hat, im „Fernsehkind von Kurt“ zu Gast zu sein.

Ihr Mann Kurt Felix hat „Verstehen Sie Spaß?“ quasi erfunden, zusammen mit seiner Frau Paola hat er die Show 1983 für den großen Samstagabend aufgezogen und sie am Ende zusammen mit ihr gelebt. Paola Felix also weiß, warum das Format heute noch so beliebt ist. Mit einem Seitenhieb auf das ZDF und dessen Umgang mit „Wetten, dass . .?“ betont sie die Treue zum Konzept und die Treue zum Produktionsteam. Sie beschreibt aber auch ziemlich gut, was den Zuschauer wohl noch viel unmittelbarer für sich gewinnt: das Lausbübische, das in der Show steckt, das Kindische, das im besten Fall das Erwachsenwerden immer überlebt, und die Mimik, die „feinsten Muskelbewegungen“, wie Paola Felix es beschreibt, die bei der Auflösung des Streiches im Mittelpunkt stehen – einfach der Moment, in dem klar wird, dass doch alles gut ist. Paola Felix weiß am Ende sogar noch ganz genau, wie es mit dem letzten alten Showklassiker weitergehen wird. Sie sagt zum Abschied: „Wetten, dass ‚Verstehen Sie Spaß?‘noch manches Jubiläum feiern wird?“