Wie unterscheidet sich die Luftqualität zwischen der Stuttgarter Innenstadt und den Fildern? Ist die Luft im Kessel viel schlechter als oben? Das untersucht die Uni Stuttgart an der Zacke. Und es gibt bereits Vermutungen, wie der Versuch ausgeht.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Jenen Radfahrern, die nicht eisern genug sind, regelmäßig die mehr als 200 Höhenmeter vom Talkessel bis auf die Filderebene zurückzulegen, wird es vielleicht schon aufgefallen sein: Seit einigen Tagen ist am Fahrradwagen der Zahnradbahn eine schwarze Box installiert. Partikelmessbox für Luftverunreinigungsmessungen steht darauf. Dahinter steckt ein Forschungsprojekt der Universität Stuttgart: „Wir wollen die Feinstaubkonzentration sowie die Temperatur, die Feuchtigkeit und die Druckverhältnisse zwischen Degerloch und der Innenstadt messen“, erläutert Ulrich Vogt von der Universität Stuttgart. Er ist Leiter der Abteilung Reinhaltung der Luft am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik (IFK).

 

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Das Gerät an der Zacke misst alle fünf Sekunden die Feinstaubkonzentration. Nach einigen Wochen kann also ein sehr genaues Höhenprofil entlang der Strecke zwischen dem Marienplatz auf 266 Metern Höhe und dem Albplatz auf 470 Metern gezeichnet werden. In den kommenden Tagen sollen die ersten Ergebnisse vorliegen, derzeit tüfteln die Mitarbeiter und Studenten der Uni Stuttgart noch an einem Problem mit der Elektronik und dem installierten GPS. Bisher können sie nur an der Box selbst die Daten ablesen; also immer nur dann, wenn die Zacke gerade für etwa fünf Minuten am Marienplatz oder in Degerloch hält und umkehrt. „Wir arbeiten daran, dass wir die Daten zu uns ins Büro übermittelt bekommen“, sagt Vogt.

Über der B 27 wird die Luft schlecht

Einige Vermutungen, wie die Messungen ausgehen, hat Ulrich Vogt jedoch bereits: „Wir werden vermutlich erhöhte Feinstaubkonzentrationen im Kessel feststellen und niedrigere Werte in Degerloch. Das liegt daran, dass es oben mehr Wind gibt.“ Jedoch sind auch die Bewohner der Filderebene freilich nicht von Feinstaub und anderen Schadstoffen verschont. Dafür ist unter anderem die B 27 verantwortlich, eine der verkehrsreichsten Straßen Stuttgarts. „Schon jetzt wissen wir, dass in dem Moment, wenn die Zacke die B 27 überquert, eine kurze Spitze entsteht, also eine höhere Feinstaubkonzentration“, sagt Ulrich Vogt. Unterdessen erwartet das Team am Marienplatz, dem tiefsten Punkt der Messungen, zwar schlechtere, jedoch keine katastrophalen Werte: „Der Platz ist deutlich besser belüftet als zum Beispiel die Hauptstätter Straße – obwohl diese Straße ja nur etwa 70 Meter entfernt ist.“

Das IFK hat im Rahmen des Forschungsprojekts Stadtklima im Wandel in den vergangenen Monaten mehrere Messungen in Stuttgart durchgeführt. Im Februar 2017 hat das IFK einen Messwagen auf dem Marienplatz installiert. Dort wird kontinuierlich die Luftverschmutzung gemessen sowie weitere Daten aufgezeichnet. Außerdem sind Studenten der Uni Stuttgart insgesamt 3000 Kilometer mit einem Fahrrad durch die Stadt gefahren, an dem ein Messgerät installiert war. Dabei wurde gemessen, wie sich die Luft in Stuttgart verändert – je nach Wetter, Lage und Höhe. Zudem hat das Institut an mehreren Tagen einen 12 Meter langen mit Helium gefüllten Fesselballon im Schlossgarten installiert, mit welchem ebenfalls Daten über die klimatischen Verhältnisse in Stuttgart gesammelt wurden. Und in Heslach war eine Drohne im Einsatz. „Als letzten Baustein unserer Messungen haben wir nun die Zacke mit einem Feinstaubsensor ausgerüstet“, sagt Ulrich Vogt.