Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Psychologie spricht von erweitertem Suizid

In der Psychologie spricht man nach Aussage des Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Egg– einem der versiertesten Experten auf diesem Gebiet – von einem „erweiterten Suizid“. „Diese Frau weiß aus welchen Gründen auch immer – das kann Ergebnis einer Krankheit oder einer Beziehungs- oder Lebenskrise sein – nicht mehr weiter und möchte aus dem Leben scheiden.“
Der emeritierte Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg und ehemalige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle des Bundes und der Länder (KrimZ) in Wiesbaden kennt solche schrecklichen Fälle aus seinem Berufsleben. Er versucht die Tat zu erklären.

Eine Tat aus Mitleid und Mutterliebe

Die Frau „möchte ihren kleinen Kindern ersparen, dass sie diese ohne sie aufwachsen müssen und in fremde Hände kommen und deshalb will sie sie mit in den Tod nehmen. Das ist eine Form von Fürsorge oder Mitleid, welche die Annahme in sich birgt, dass man selber derjenige ist, der dem Kind oder den Kindern das Leben nehmen darf, weil man es ihm oder ihnen auch gegeben hat. Das ist der psychisch gestörte Anteil an einem solchen Fall.“
„Die Verzweiflung muss extrem groß sein“, sagt der 67-jährige Kriminalpsychologe aus Wiesbaden. „Die Kinder müssen aber auch eine extrem große Bedeutung für diese Frau haben. So dass sie das Schicksal der Kinder mit ihrem eigenen Schicksal verknüpft, so als wären sie eins.“