Erst wollte die Union Investment als Eigentümerin kein Kino mehr im denkmalgeschützten Metropol an der Bolzstraße. Jetzt hat sie den Mietvertrag mit einem bekannten Kinobetreiber unterschrieben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Aus dem früheren Bäckermeister ist ein leidenschaftlicher Cineast geworden, der Dialoge der Filmgeschichte auswendig vortragen kann: Mitte der 70er hat sich Heinz Lochmann nach dem Tod seiner Tante um ihre Löwenlichtspiele in Rudersberg gekümmert – und Feuer für eine Branche gefangen, die große Gefühle erleben lässt. Sein Unternehmen expandiert seitdem immer weiter in die Republik hinein. In Hamburg und Berlin ist der 63-Jährige aktiv, aber die schwäbische Heimat ist ihm besonders wichtig. In Leonberg betreibt der Mann, den manche einen „Abenteurer“ oder „Filmfreak“ nennen, die größte Leinwand der Welt. Auch für das Stuttgarter Metropol will er sich Einzigartiges ausdenken.

 

Der Mietvertrag beginnt Mitte Februar und geht über 15 Jahre

Was unsere Zeitung bereits vor einem halben Jahr berichtet hat, ist nun offiziell. Am Donnerstag hat die Union Investment als Besitzerin des Metropols mitgeteilt, dass sie für das denkmalgeschützte Gebäude, das zunächst als Boulderhalle vorgesehen war, einen Mietvertrag mit Traumpalast-Chef Heinz Lochmann unterschrieben hat. Die Schlüssel sollen Mitte Februar übergeben werden. Man habe das Mietverhältnis auf 15 Jahre vereinbart.

Monatelang war hart um die Details des Mietvertrags verhandelt worden. Mit Lochmann zieht nun ein hemdsärmelig wirkender Cineast, der fest an die Zukunft der Kinos glaubt, in das geschichtsträchtige Haus ein. Nur das Kino biete „dieses Gemeinschaftsgefühl“, sagt er, da komme Netflix nicht mit. Möglichst bald will er mit dem Kinobetrieb starten. Einen genauen Termin, wann es losgehen soll, nennt der 63-Jährige nicht. Erst einmal müssten neue Kinosessel gekauft werden – die Vormieter hatten alles ausgeräumt. Außerdem müsse er von der Stadt erfahren, ob Baugesuche notwendig werden. „Groß umbauen werde ich aber nicht“, stellt Lochmann klar, „ich werde weiterhin drei Kinosäle bespielen.“ Einen jubelnden OB hat der Kinochef schon mal hinter sich.

Nopper spricht vom „Erfolg für die Stadtgesellschaft“

Die Einigung von Union Investment und dem Traumpalast-Betrieb sei „ein Erfolg für die Stadtgesellschaft“, erklärt Frank Nopper (CDU). Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) pflichtet ihm bei: „Das Metropol ist wahrlich eine Instanz, die Perspektive verdient. Kino hat Zukunft – auch im Streamingzeitalter. Gerade während Corona haben wir deutlich gespürt, dass sich gemeinschaftliches Erleben nicht ersetzen lässt.“

Gemeinschaftlich demonstriert hat die Initiative zur Rettung des Metropols über Monate hinweg. Auch dort freut man sich nun über den unterschriebenen Mietvertrag. Der Protest habe für die Geschichte dieses Hauses sensibilisieren können, sagt Joe Bauer von der Initiative. In einem Gespräch hat er Lochmann vorgeschlagen, dass im Metropol mehr entstehen könnte als ein Kino. Auch zur Begegnung von internationaler Kultur eigne sich dieser besondere Ort, findet Bauer und ist froh, dass ihn die Denkmalschützer vor dem Klettern bewahrt haben.