Der Ministerpräsident, sein Vize, Regionalpräsident, Landräte und Stadtoberhäupter – der Auftrieb an Anzugsträgern war enorm, als am Freitag in der Schwabenlandhalle in Fellbach der Kooperationsvertrag mit der Region Stuttgart mit der Telekom unterzeichnet wurde.

Stuttgart - Als europaweit einmalig hat der Telekom-Vorstand Dirk Wössner den am Freitag unterzeichneten Vertrag zum Glasfaserausbau mit der Region Stuttgart bezeichnet. „Dieses Kooperationsprojekt ist das größte seiner Art in Europa“, sagte er beim Festakt in der Fellbacher Schwabenlandhalle, an dem Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Vizeministerpräsident Thomas Strobl (CDU), OB Fritz Kuhn (Grüne), Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), Landräte und viele Stadtoberhäupter teilnahmen.

 

Lob für regionale Anstrengung

Auch Kretschmann sprach von „einem der größten Glasfaserprojekte deutschlandweit“. Das Land und die Region Stuttgart müssten den Anspruch haben, „vorne zu sein beim Breitbandnetz, dem 5 G-Ausbau und der Digitalisierung“. Man konkurriere schließlich „nicht mit Husum, sondern der ganzen Welt“. Und der Wohlstand sei kein Selbstläufer, sagte Kretschmann in Richtung der Kritiker, die vor der Halle demonstrierten: „Ein gutes Netz ist die zentrale Infrastruktur unserer Zeit“. Er hob auch hervor, dass die Region, die Kreise und Kommunen „an einem Strang gezogen“ haben: „Schon dieser Zusammenschluss ist etwas besonderes.“

Telekom will Netz gegen Gebühr öffnen

In der Gigabitregion Stuttgart kooperieren 174 der 179 Kommunen mit der Telekom beim Ausbau des Glasfasernetzes. Bis 2025 soll allen Unternehmen und 50 Prozent der Haushalte ein Internetzugang per Glasfaser zur Verfügung stehen, 2030 sollen 90 Prozent der Haushalte angeschlossen sein. Bis 2025 sollen 90 Prozent der Bevölkerung Mobilfunk (LTE) nutzen können. Außerdem ist geplant, ein leistungsstarkes 5 G-Netz aufzubauen. Diese digitale Infrastruktur soll „anderen Unternehmen zu fairen und marktüblichen Konditionen zur Verfügung stehen“, betonte Wössner: „Wir sind offen für Wettbewerb“. Die Telekom wird bis zu 1,1 Milliarden Euro für das neue Glasfasernetz investieren, die Kommunen sollen rund 500 Millionen Euro bezahlen. Dort wo ausreichend Firmen und Bürger für einen Glasfaseranschluss entscheiden, baut die Telekom auf eigene Rechnung. „Wo der Ausbau für uns nicht wirtschaftlich ist, schauen wir, wie sich die Kommunen einbringen können“, sagte Wössner. Das könnte Bau- und Planungsleistungen, aber auch Leerrohre oder Zuschüsse sein. Der Telekom-Vorstand forderte auch mehr Unterstützung beim Bau der Mobilfunkmasten. „Wer 5 G-Abdeckung will, muss Sendemasten akzeptieren“, sagte er.

Landräte fordern Zuschüsse

Bei einer Talkrunde am Vormittag forderten die Landräte Heinz Eininger (Esslingen) und Roland Bernhard (Böblingen) das Land auf, auch Projekte in der Region Stuttgart zu fördern. Dies wies Landesdigitalminister Strobl mit Verweis auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zurück. Bernhard stellte das nicht zufrieden. „Der Bär steppt in der Region Stuttgart“, sagte er, das müsse das Land berücksichtigen.