Der enge Vertraute des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hält einen Sturz Wladimir Putins durch Massendemonstrationen für unwahrscheinlich. Doch er sieht eine andere Gefahr für Russlands Präsidenten.

Der russische Exil-Oppositionelle Leonid Wolkow hat einen möglichen Sturz von Kreml-Chef Wladimir Putin durch Massendemonstrationen gegen den Ukraine-Krieg als westliche Wunschvorstellung bezeichnet. „Die Vorstellung, man könne Putin mal eben durch ein paar große Protestmärsche hinwegfegen, ist naiv“, sagte der enge Vertraute des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitagsausgaben). Dennoch halte er eine Entmachtung Putins wegen der russischen Invasion im Nachbarland für wahrscheinlich - im inneren Kreml-Zirkel brodele es.

 

Vielen Russen sei nach den jüngsten Strafverschärfungen das Risiko zu groß, wegen einer Teilnahme an Demonstrationen in Haft zu kommen und ihren Job zu verlieren, sagte Wolkow. „Putins Entmachtung wird kommen, aber auf andere Weise.“ 

Wokow: Unruhe in Moskaus Elite

In Kreisen der politischen und ökonomischen Elite in Moskau gebe es eine enorme Unruhe, sagte Wolkow. Putins militärische Pläne in der Ukraine hätten sich als irreal entpuppt. Zugleich erleide Russland realen Schaden durch die vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen. „Diese beiden Faktoren addieren sich zu einem Druck auf Putin, der ihn früher oder später das Amt kosten wird, da bin ich sehr zuversichtlich“, sagte Wolkow.

Im Falle seiner Freilassung würde der prominente Putin-Kritiker Nawalny „natürlich“ als Präsident kandidieren, sagte Wolkow. Da Nawalny sich seit Jahren einen Ruf als beharrlicher Kämpfer gegen die Korruption und die „obszönen Unterschiede zwischen Arm und Reich in Russland“ erarbeitet habe, gelte er den Menschen als glaubwürdig.

Nawalny ist seit Anfang des vergangenen Jahres in einem Straflager östlich von Moskau inhaftiert. Auf den Oppositionspolitiker war im August 2020 in Russland ein Giftanschlag verübt worden, für den er Putin verantwortlich macht. Der Kreml weist den Vorwurf zurück.