Wenig Personal, bauliche Mängel, Streit ums Konzept: Im Gudrun-Mebs-Kinderhaus in Stetten (Leinfelden-Echterdingen) hat es viele Probleme gegeben. Teils weigerten sich Eltern, ihre Kinder dorthin zu schicken. Doch das ändert sich nun.

Stetten - Die gute Nachricht vorne weg: Die Stadtverwaltung bemüht sich derzeit mächtig, die Situation im Gudrun-Mebs-Kinderhaus zu verbessern. Seit wenigen Wochen hat die Stettener Kindertagesstätte eine neue Leiterin. Die Frau hat offenbar Kollegen aus anderen Kinderhäusern motiviert, dorthin zu wechseln. Damit verfügt die Kita wieder über mehr Personal. Auch baulich hat sich in den vergangenen Wochen dort viel verändert.

 

Der ursprüngliche Eingang des Hauses an der Pestalozzistraße wurde reaktiviert. Damit die Kinder nicht ungebremst aus der Kita Richtung Straße laufen können, wurde ein Zaun aufgestellt. Das Bauamt hat Fluchtwege geschaffen. Arbeiter haben Lärmschutzplatten in einem Raum angebracht, der auch einen neuen Boden erhalten hat. Dabei handelt es sich um den Glasbau, der zu einem Kinderrestaurant umgestaltet werden soll. Die Küche wurde nach hinten verlegt. Schließ- und Sprechanlagen wurden eingebaut und der recht lange Weg zu den Toiletten sicherer gemacht. Die Stadt rechnet für die Ertüchtigung der Kita mit Kosten von rund 51 000 Euro. Mit der Feuerwehr, dem DRK, dem Forum Stetten und zwei Vereinen, die ebenfalls Räume des Gebäudes nutzen, hat die Stadt feste Kooperationsverträge geschlossen.

17 Erzieherinnen innerhalb von zwei Jahren

„Langsam kehrt wieder Ruhe ein“, sagt Ingrid Krebs, die zuständige Mitarbeitern bei der Stadt. „Wir schauen positiv nach vorne.“ Lange Zeit aber hätten sich Eltern fragen müssen: „Was passiert dort mit unseren Kindern?“ Es soll auch Familien gegeben haben, die sich geweigert haben, ihren Nachwuchs in das Kinderhaus zu bringen, berichtet Regine Schierle-Wenger, die pädagogische Fachberaterin der Stadt. 17 Erzieherinnen haben innerhalb von zwei Jahren das Haus wieder verlassen. Der ständige Personalwechsel habe Mütter und Väter verunsichert. Mit der ursprünglichen Leiterin der Einrichtung, die an dem bisherigen Konzept der Kita festhalten wollte, habe es Probleme gegeben.

Die Pädagogik des Hauses habe sich vom städtischen Standort entfernt, erklärt Schierle-Wenger. Ingrid Krebs sagt dazu: „Wir legen Wert auf ein offenes Konzept.“ Ziel sei von geschlossenen Gruppen wegzukommen. Die Kinder sollen sich freier und selbstbestimmter in der ganzen Kita bewegen können. Dazu habe es viele Gespräche gegeben.

Schierle-Wenger räumt auch Versäumnisse der Stadtverwaltung ein. Dazu sagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell: „Wir hatten das Große und Ganze im Blick“. Dazu muss man wissen, dass das Gudrun-Mebs-Kinderhaus auf dem Haldenareal liegt, direkt neben dem Stettener Feuerwehrhaus, für das seit geraumer Zeit ein geeigneter Standort gesucht wird. Genauso lange sind der Abriss der Kita und ein Neubau im Gespräch. „Wir wollten deshalb nicht mehr viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Kalbfell. Ingrid Krebs sagt: „Wir mussten auf die Bremse treten, weil wir nicht wussten, was mit dem Haus passiert.“

Den Eltern das neue Konzept des Hauses vorgestellt

Die Sicht der Eltern sieht etwas anders aus. Demnach hätten viele Mütter und Väter mit dem Konzept der ursprünglichen Leiterin – also feste Bezugsgruppen für die Kinder – gut leben können. Die Kita aber war personell über Jahre hinweg unterbesetzt. Zudem habe es bauliche Mängel gegeben: Lose Kabel neben dem Spielplatz, eine Decke, durch die es durchtropft, ein unterspülter Gartenzaun, durch den Kinder durchkrabbeln können.

Die Situation hat den Elternbeirat dazu bewogen, das Gespräch mit Bürgermeister Kalbfell und Ingrid Krebs zu suchen. Diese hatten laut den Eltern damals dann versprochen, pädagogische Kräfte zu suchen und auch die baulichen Mängel zu beseitigen. Dennoch sei zunächst nichts passiert. Die Elternvertreter sahen sich gezwungen, beim Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) schriftlich Beschwerde einzureichen. Daraufhin kam es zu einer Besichtigung des Hauses, an der KVJS-Mitarbeiter teilgenommen haben. Erst danach kam Schwung in die Sache. Die Stadt war gezwungen zu handeln.

Am Dienstagabend wurde der Elternbeirat neu gewählt und den Eltern das neue Konzept des Hauses vorgestellt. „Wir haben in anderen Kitas gute Erfahrungen mit dem offenen Konzept gemacht“, sagt Krebs unserer Zeitung. Denn dieses Konzept bedeute keineswegs Chaos. „Es ist sogar noch mehr Struktur erforderlich.“