Bis zu 80 000 Mal wandern in der Landeshauptstadt jeden Tag Kaffeebecher über die Tresen, die später im Müll landen. Jetzt lässt sich die Stadtverwaltung ihren Plan genehmigen, wie sie die Verhältnisse ändern will.

Stuttgart - Rund 80 000 Becher mit Kaffee werden in Stuttgart Tag für Tag über Tresen gereicht und landen wenig später im Müll, schätzt die Stadtverwaltung. Und das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Am Dienstag legte die Verwaltung dem Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderats ihre Vorschläge für ein umfassendes Mehrwegsystem vor. Bei den Fraktionen zeichnete sich eine klare Mehrheit dafür ab, förmlich abstimmen wird man aber erst im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen am kommenden Freitag. Andere Städte sind bereits gegen Einwegbecher vorgegangen.

 

Der Plan in Stuttgart sieht vor, dass die Anbieter von Coffee to go wie Bäckereien und Cafés Mehrwegbecher einführen, die bei anderen Betrieben oder an Pfandautomaten beispielsweise bei Banken oder auf Unifluren gegen eine Erstattung von je einem Euro wieder abgegeben werden können. Ein privater Betreiber soll für das Spülen und erneute Verteilen der Becher sorgen, möglicherweise könnten dafür Lastenräder eingesetzt werden. Dafür will man nun den Markt möglicher Partner erkunden und Konzepte sondieren. In einer zweiten Phase des Verfahrens, möglicherweise Ende Oktober, soll die eigentliche Auswahl anlaufen. Dann dürfen sich die Konzepteinreicher der ersten Phase wieder beteiligen, sollen aber auf die genauen Anforderungen der Stadt reagieren und Preise für ihre Dienstleistungen benennen. Die Stadt werde in den ersten beiden Jahren voraussichtlich eine Anschubfinanzierung von je 270 000 Euro aufbringen müssen, heißt es.

Nur ein Stadtrat redet dagegen an

Das schreckte die Fraktionen nicht ab. Nur Einzelstadtrat Walter Schupeck (LKR) hielt eine Gegenrede. Das sei viel Geld. Am Ende werde die Stadt maximal 1000 Einwegbecher pro Tag vermeiden. Die anderen rechnen mit einer viel größeren Akzeptanz und finden das Vorhaben unerlässlich in einer Zeit, da ständig von kleinsten Plastikpartikeln in Meeren und im Nahrungskreislauf die Rede sei. Die CDU hält es für wahrscheinlich, dass die Stadt selbst Betreiberin werden muss. Grüne und SPD nehmen an, dass sich ein privater Betreiber findet. Die Linke erklärte, 60 Prozent der Beschäftigten in Stuttgart seien Pendler. Man solle an die Region denken.