Das Landratsamt startet die Kernsanierung seines Verwaltungshochhauses – unter guten finanziellen Vorzeichen. Die Maßnahme soll auch ein Beitrag zur Klimaneutralität bis 2030 sein.
Lange war es ein Symbol vergangener Verwaltungsarchitektur, nun wird es ein Baustein für die Zukunft: Im Hochhaus des Landratsamts am Alten Postplatz in Waiblingen hat eine grundlegende Sanierung begonnen. Die Arbeiten markieren den vorerst letzten Abschnitt der sogenannten Gesamtimmobilienkonzeption des Landkreises.
Die Baugenehmigung der Stadt Waiblingen liegt laut Angaben der Kreisbehörde seit Ende Juli vor, die Baustelle ist eingerichtet, und der offizielle Baubeginn erfolgt nun im Oktober – zunächst mit Abbrucharbeiten, etagenweise von oben nach unten.
Landratsamt spart Millionen bei Baukosten ein
Überraschend positive Nachrichten gibt es bereits vorab bei den Baukosten: Die bislang vergebenen Leistungen – rund 55 Prozent des Gesamtvolumens – liegen laut Angaben der Dezernatsleiterin Mascha Bilsdorfer deutlich unter dem ursprünglichen Vergabebudget. Nach aktuellem Stand können bis zu 2,14 Millionen Euro eingespart werden.
Diese erfreuliche Entwicklung kommentiert der Landrat Richard Sigel mit gewissem Stolz – und verweist dabei zugleich auf den größeren Zusammenhang: Die Sanierung sei ein „notwendiger Schritt“ und Teil einer zukunftsgerichteten Verwaltungsstruktur. Dass dies zugleich als Investition in den Klimaschutz gelte, sei ein weiterer Vorteil.
Klimafreundliches Bauen spart Energie und Ressourcen
Tatsächlich steht die Maßnahme auch unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit: Die Fassade wird gedämmt, eine Photovoltaikanlage installiert, veraltete Versorgungsleitungen werden erneuert. Laut Landkreis könne allein durch die energetische Ertüchtigung der jährliche Energieverbrauch um rund 30.000 Kilowattstunden gesenkt werden, das entspricht dem Verbrauch von etwa acht Familienhaushalten.
Gleichzeitig verzichtet der Kreis bewusst auf einen Abriss. Die Sanierung im Bestand vermeidet zusätzliche Flächenversiegelung und bewahrt die sogenannte „graue Energie“ – also jene, die bereits in das bestehende Bauwerk investiert wurde.
Fördergelder für Sanierung: KfW stockt Unterstützung auf
Die Finanzierung erhält durch eine deutlich erhöhte Förderung zusätzlichen Rückenwind. Statt der ursprünglich kalkulierten 600.000 Euro fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) das Projekt nun mit 1,8 Millionen Euro. Die zusätzliche Summe stärkt den finanziellen Risikopuffer des Vorhabens.
Insgesamt bleiben die veranschlagten Baukosten mit 23,3 Millionen Euro stabil. Ein Umstand, der angesichts der allgemeinen Baukostensteigerungen in der Region nicht selbstverständlich ist.
Mehr Arbeitsplätze durch flexibles Raumkonzept im Landratsamt
Das Gebäude selbst soll künftig mehr leisten als bisher: Die Anzahl der Arbeitsplätze wird von derzeit 120 auf rund 180 steigen. Möglich macht das ein neues Raumkonzept, das auf Flexibilität und das sogenannte Drei-Zonen-Modell setzt – mit offenen Büroflächen, Rückzugsräumen und Bereichen für Beratung und Service.
Die durchgängige Barrierefreiheit wird ebenfalls nachgerüstet. Besonders wichtig: Der bisher nur über eine Treppe erreichbare sechste Stock erhält einen Aufzug. Bis Mitte April 2026 sollen die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein, der Bezug ist für das zweite Quartal 2027 geplant.
Landrat sieht sich als „Impulsgeber für moderne Verwaltungskonzepte“
Nicht nur energetisch, auch organisatorisch verfolgt der Landkreis neue Wege. Der Landrat sieht seine Behörde als „Impulsgeber“ für moderne Verwaltungskonzepte. Bereits 2024 war Waiblingen Gastgeber einer bundesweiten Immobilienwerkstatt zum Thema „New Work“. Jetzt im Herbst 2025 soll die zweite Ausgabe folgen.
Dass der Ton dabei selbstbewusst ausfällt, hängt sicherlich auch mit der aktuellen Lage der Kommunen zusammen. In einer Zeit, in der viele kommunale Vorhaben aus Kostengründen gestoppt werden müssen, hebt sich das Hochhaus-Projekt sichtbar ab. Das wird im Landratsamt betont – und zugleich als letzter großer Kraftakt markiert. Weitere Großprojekte, etwa die Sanierung der sogenannten Pagode, wurden vorerst verschoben.
Mit dem Abschluss der Sanierung wird das Hochhaus Teil eines zentralen Behördenclusters im Stadtzentrum Waiblingens. Ziel der Gesamtimmobilienkonzeption ist es, ehemals verstreute Verwaltungsstandorte zu bündeln, Wege zu verkürzen und Ressourcen effizienter zu nutzen.