Wie kann es gelingen, die Schulen so umzugestalten, dass sieben neue Gymnasialzüge und fünf neue Realschulzüge herauskommen? Die Stadt sucht die Lösung.

Stuttgart - Wie kann es gelingen, die Schulstandorte in der Innenstadt so umzugestalten, dass sieben zusätzliche Gymnasialzüge und fünf zusätzliche Realschulzüge dabei herauskommen? Vor dieser Aufgabe steht jetzt die Stadt Stuttgart. Hintergrund ist die stetig zunehmende Schülerzahl an den Gymnasien und der seit Jahren bestehende Engpass an den Realschulen, während die Hauptschulen mehr und mehr ausbluten. Die Stadtverwaltung wird nun – wie für die Außenstadtteile bereits beschlossen – auch für etliche Schulstandorte in der Innenstadt mehrere Alternativen prüfen. Den Auftrag hierzu hat ihr am Mittwoch der Verwaltungsausschuss erteilt – einstimmig, wie auch das Votum des Schulbeirats.

 

Geprüft werden sollen jetzt alle Vorschläge, die die Stadtverwaltung und die Fraktionen hierzu eingebracht haben – ohne Einschränkung. Die Bandbreite an Alternativen reicht für einzelne Schulstandorte von der Vergrößerung bis zur Auflösung. Dies werfe die Schulen „in kolossale Unsicherheit“, sagte Renate Schlüter, die Geschäftsführende Schulleiterin der Grund-, Haupt- und Werkrealschulen. „Es ist ein Unterschied, ob ich mich in Richtung Gemeinschaftsschule bewege oder in Richtung Auflösung“, sagte die Rektorin.

Außenklassen von Schulstandorten

Marita Gröger (SPD) schlug zwar zunächst vor, auf die Prüfung weiterer Alternativen dort zu verzichten, wo jene vor Ort, also in den Bezirken, abgelehnt worden seien. „Wir wollen keine Entscheidung über den Willen des Bezirkes hinweg treffen“, sagte sie. Sie erklärte sich dann aber doch mit dem Vorschlag von Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann einverstanden, eine Vielzahl von Varianten prüfen zu lassen. Selbst das Thema Außenklassen von Schulstandorten dürfe nicht ausgeklammert werden, zumindest als letzte Möglichkeit.

Auf Antrag der CDU soll sich künftig der Unterausschuss Schulsanierungen des Gemeinderats fortlaufend mit den Möglichkeiten der Umsetzung befassen – gegen das Votum von SPD und SÖS/Linken. Diese und Vertreter des Gesamtelternbeirats der Schulen hatten verlangt, dass solche Themen nicht hinter verschlossenen Türen besprochen werden sollen, sondern im Schulbeirat.

Weiterkommen der Jugendlichen

Marita Gröger und Ulrike Küstler forderten auch, an der Johannes-Gutenberg-Schule auf dem Hallschlag ein Technisches Gymnasium einzurichten. Dies würde nicht nur dem Wirtschaftsstandort nützen, sondern auch das Weiterkommen der Jugendlichen voranbringen. Eisenmann verwies darauf, dass ein Technisches Gymnasium dort nur eingerichtet werden könne, wenn die entsprechenden Umstrukturierungs- und Erweiterungsmaßnahmen umgesetzt würden. Über die Finanzierung müsse der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsplanberatungen entscheiden.

Gemäß dem Verwaltungsausschuss sollen folgende Varianten geprüft werden:


Botnang/Mitte/Süd/West

Die Friedens- und die Falkertschule werden zu einer zentralen Grund- und Werkrealschule am Standort Falkertschule/Schloss-Realschule zusammengeführt.

 Am Standort Friedensschule wird ein neues Gymnasium eingerichtet.

 Die Falkert- und die Friedensschule werden an der Friedensschule zusammengeführt. In das frei werdende Falkertschulgebäude zieht die Schloss-Realschule.

 Die Friedens- und die Schwabschule werden zu einer Gemeinschaftsschule für die Jahrgangsstufen eins bis zehn weiterentwickelt. Die Hasenbergschule wird Partner beim gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern (Inklusion).

 Es wird untersucht, ob an der Friedensschule auch der Hauptschulzweig der Falkertschule untergebracht werden kann.

 Die Heusteigschule wird aufgelöst.

 Die Schloss-Realschule wechselt an den Standort Heusteigschule.

 Die Heusteigschule wird aufgelöst, stattdessen wird dort ein neues Gymnasium eingerichtet. Alternativ könnte das Gymnasium auch am Standort Römerschule entstehen und die Römerschule in das Gebäude der Heusteigschule umziehen.

 Die Heusteigschule wird eine Gemeinschaftsschule der Stufen fünf bis 13, die Lehenschule wird Partner bei der Inklusion.

 Die künftige Heusteig-Gemeinschaftsschule wird mit der Römerschule und umliegenden Einrichtungen der Jugendhilfe zu einem Campus Süd zusammengefasst.

 Die Lehenschule wechselt in freie Räume der Jakobschule, und die Immenhoferschule nutzt die Räume der Lehenschule.

Ost

Die Grundschule Ostheim wird reduziert oder aufgelöst, die Werkreal- und die Realschule Ostheim werden weitergeführt.

 Ostheim wird Gemeinschaftsschule mit den Jahrgangsstufen eins bis zehn, mit der Berger Schule als Inklusionspartner.

 Auch mit der Albert-Schweitzer-Schule wird über eine Inklusionspartnerschaft mit Ostheim gesprochen.

 Die Raichberg-Realschule wird ganz aufgegeben.

 Die Ameisenbergschule und die Raitelsbergschule werden aufgelöst, um die Standorte der Werkrealschulen Gablenberg und Ostheim zu stärken. 

Vom Büro Gus entwickelt

Plan Die Basis für die notwendig gewordene Umstrukturierung der Stuttgarter Bildungslandschaft hat das externe Büro Gus entwickelt. Es hat im Auftrag der Stadt die allgemeinbildenden Schulen einer Gesamtschau unterzogen und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet. Darüber ist in allen Stadtbezirken informiert und diskutiert worden. Die Stadtverwaltung, aber auch die Ratsfraktionen haben daraus eigene Vorschläge entwickelt, die nun genau auf ihre mögliche Umsetzung geprüft werden sollen.

Umsetzung Am Mittwoch hat der Verwaltungsausschuss lediglich Prüfaufträge beschlossen. Als Zeithorizont für die Umsetzung nannte Schulbürgermeisterin Eisenmann einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren. Bevor der Rat endgültig über Maßnahmen entscheidet, müssen noch viele Fragen zur inhaltlichen Konzeption der künftigen Schulen, aber auch zum Raumprogramm geklärt werden. Eisenmann betonte, dass auch künftig die Betroffenen vor Ort in diesen Prozess einbezogen würden.ja