Der Asta-Vorsitzende Sebastian Kröber fordert im Streit um die ehemalige Rektorin Claudia Stöckle mehr Transparenz an der Verwaltungshochschule.

Ludwigsburg – - Am vergangenen Donnerstag wurde die bisherige Rektorin der Hochschule für Verwaltung und Finanzen, Claudia Stöckle, vom Hochschulrat abgewählt. Monatelange Querelen, unter anderem wegen angeblich rechtswidriger Zulagen für Professoren, waren dem vorausgegangen. Der Asta-Vorsitzende Sebastian Kröber berichtet von erheblichen Folgen für den Alltag der Studenten. Er hält eine vollständige Aufklärung für unabdingbar, damit wieder Ruhe an der Hochschule einkehren kann.
Herr Kröber, seit einiger Zeit geht es an Ihrer Hochschule drunter und drüber. Wie wirken sich die Querelen auf die Lehre und die Studenten aus?
Das ist eine schwierige Frage. Innerhalb des ganzen Prozesses wurde schon zu viel verallgemeinert, dabei muss man das differenziert sehen. In meinem Beisein wird mit dem Thema meist eher vorsichtig umgegangen. Allerdings gab es viele Beschwerden von Studenten, dass Professoren aktuelle Zeitungsartikel zu dem Thema in Vorlesungen besprochen hätten und ihnen damit Zeit für die Prüfungsvorbereitung geraubt worden sei. Andere beschweren sich wiederum, dass sie nicht ausreichend über die Sache informiert worden seien. Das ist allerdings auch nicht so einfach, weil nicht alle Informationen für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Wir sind eine Hochschule mit mehr als 2000 Studierenden, hier ist sicherlich jede Meinung vertreten.
An Ihrer Hochschule werden die Führungskräfte von morgen in der Verwaltung ausgebildet. Sollten nicht gerade diese sich für solch ein Thema interessieren?
Der Eindruck, dass die Studierenden sich nicht für das Thema interessieren würden, täuscht. Die Krise ist präsent und wird diskutiert. Aber Außenstehenden ist vermutlich nicht klar, welch riesige Menge an Stoff die Studenten lernen müssen. Das Problem ist daher nicht das mangelnde Interesse, sondern, dass die Studenten nicht wirklich Zeit haben, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass nicht jeder Einblick in den Senat hat, wo man auch die Hintergründe der Querelen mitbekommen hat. Dort sitzen nur vier Mitglieder des Asta als Vertreter der Studenten. Und von diesen wiederum bin ich der Einzige, der die Sache von Anfang an verfolgen konnte.
Warum das?
Ich bin der Einzige der ehemaligen Asta -Mitglieder, der sich wieder zur Wahl gestellt hat. Normalerweise beträgt die gewählte Amtszeit ein Jahr. Ich konnte es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, die Sache so stehen zu lassen. Immerhin sind hier einige fragwürdige Dinge vorgefallen. Aber wo, wenn nicht hier an einer Beamtenhochschule, sollte Recht gelebt werden?
Welchen Stand hatte die Rektorin Claudia Stöckle bei den Studenten?
Als Studierender ist es schwer, sich eine Meinung über die Rektorin zu bilden. Der erste Ansprechpartner für einen Studierenden ist der Professor oder – in übergeordneten Fällen – der Studiendekan. Viele Studenten hatten mit Frau Stöckle direkt kaum zu tun und konnten sie deshalb nicht einschätzen. Aber als Mitglied der Studentenvertretung hatte ich recht viel Kontakt. Aus meiner Sicht hat sich Frau Stöckle sehr für die Belange der Studenten eingesetzt.
Wie stehen Sie dann zu Herrn Melenk als Übergangsrektor?
Ich begrüße, dass uns Herr Melenk als ehemaliges Kommissionsmitglied unterstützt und Rahmenbedingungen für die personellen Veränderungen schaffen möchte. Trotz alledem ist eine umfassende Aufarbeitung meiner Meinung nach zwingend notwendig – dies gilt insbesondere auch für die Straftaten, die an unserer Hochschule begangen worden sein sollen. Denn die Zukunft besteht immer ein Stück weit aus der Vergangenheit. Ganz ohne eine Aufklärung wird der Konflikt immer weiter getragen. Die vollständige Offenbarung und konsequente Umsetzung des Kommissionsberichts sind die ersten Schritte hin zur notwendigen Transparenz.
Was muss aus Ihrer Sicht jetzt passieren?
Wir brauchen mehr Transparenz und Aufklärung. Der Einsatz von Herrn Melenk ist sicherlich ein Anfang, doch wir brauchen weitere Unterstützung. Aus meiner Sicht müsste der Landtag einen Untersuchungsausschuss einberufen. Aber auch der Rechnungshof und der Landesdatenschutzbeauftragte sind bestimmt gute Ansprechpartner, um die Sache aufzuklären. Nicht zuletzt muss untersucht werden, welche Rolle die Kanzlerin und die Dekanate bei dem Thema gespielt haben.