Der FDP-Stadtrat und stellvertretende Fraktionschef Heinz Lübbe wird vorerst auf seinen umstrittenen Professorentitel verzichten. Experten meinen, er habe die Bezeichnung nicht korrekt geführt.

Stuttgart - Der FDP-Stadtrat und Vize-Fraktionschef Heinz Lübbe wird seinen von einem College im indischen Bangalore verliehenen Titel eines Honorarprofessors ab sofort in allen städtischen Veröffentlichungen nicht mehr führen. Dies teilten die Stadtverwaltung und der Stadtrat in einer gemeinsamen Presseerklärung am Montag mit. Ein mehrwöchiges Prüfverfahren, an dem die Deutsche Botschaft, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) in Neu-Delhi sowie die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen in Bonn beteiligt war, habe ergeben, dass nur eine übergeordnete Universität und nicht das jeweilige College, einen Ehrentitel rechtmäßig verleihen könne.

 

Lübbe, der sich als Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg und Vorstand der Cleft-Kinderhilfe in Indien für missgebildete Kinder engagiert, war im September in die Schlagzeilen der Boulevardpresse geraten. Eine routinemäßige Prüfung des Statistischen Amts im Zuge der Kommunalwahl hatte bei der Stadtverwaltung Zweifel aufkommen lassen, ob Lübbe den Titel eines Honorarprofessors auf dem Wahlzettel und auf Wahlplakaten nach deutschem Recht ohne Zusatz zur Herkunft führen darf (die StZ berichtete). Auf dem Wahlzettel und in städtischen Publikationen firmierte der Mediziner seither als „Dr. Dr. Lübbe“, auf Wahlplakaten hatte er dagegen versucht, als „Prof. Dr. Dr. Lübbe“ beim Wähler zu punkten.

Ganz aufgeben will Lübbe den Professorentitel noch nicht

Lübbe gab seinerzeit an, er habe prüfen lassen, ob er den vom Institut CDIS aff R.g. Univ.H.S. Bangalore verliehenen Titel auch in Deutschland nutzen dürfe. Nach StZ-Informationen hat er dies freilich nur bei den entsprechenden Standesorganisationen getan. Ihm sei der Professorentitel egal, ließ sich der Stadtrat noch im September in der StZ zitieren. Doch jetzt will er es wissen: Er werde direkt Kontakt zum Dachverband der indischen Universitäten beziehungsweise zur Uni in Bangalore aufnehmen, um klären zu lassen, ob auch das jeweilige College eine Honorarprofessur verleihen kann. Von Bernd Klingler wird Lübbe diesmal keine Ehrenerklärung erwarten dürfen: der Ex-Fraktionschef, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue ermittelt, war vor drei Wochen vom Amt zurückgetreten, nachdem ihm seine drei Stadtratskollegen – darunter Lübbe – die Unterstützung versagt hatten.