Der VfB Stuttgart verliert nach einem starken Anfang in Leverkusen am Ende nicht nur 0:4 gegen den Gastgeber Bayer 04, sondern auch die Unterstützung der Fans.

Leverkusen - Am Ende ist es eine weitere niederschmetternde Erfahrung, die der VfB am Freitagabend macht und die in die Stuttgarter Fußballwochen des Schreckens passen. Erst holte den Verein die Dopingvergangenheit aus den 70er und 80er Jahren ein, dann sorgten brutale Ausschreitungen von VfB-Hooligans rund um das letzte Heimspiel gegen Hertha BSC für bundesweites Entsetzen. Und jetzt kommt auch noch eine 0:4-Niederlage in Leverkusen dazu. Die gibt der Trainerdiskussion eine neue Dynamik und könnte den Clubplan, mit Huub Stevens auf jeden Fall bis zum nächsten Spiel gegen Frankfurt weiter zu machen, durchkreuzen.

 

Es gehört aber auch zu diesem Spiel, dass der VfB beim Tabellenvierten überraschend selbstbewusst und mit einer Veränderung im Vergleich zum 0:0 gegen Hertha in der Vorwoche begann. Gotoku Sakai ersetzte als linker Verteidiger Adam Hlousek. Nach einer Stunde kam es allerdings zum Rücktausch, nachdem der Japaner einen rabenschwarzen Abend erlebt hatte.

Anfangs spielte der VfB munter nach vorne. Timo Werner passte auf Daniel Ginczek. Der lange verletzte Stürmer scheiterte mit einem Flachschuss am ehemaligen Stuttgarter Torhüter Bernd Leno. Aber was hilft ein überzeugender halbstündiger Stuttgarter Vortrag, wenn Bayer Leverkusen innerhalb von vier Minuten aus den ersten beiden Chancen zwei Tore macht?

Und zweimal ist der frühere VfB-Spieler Roberto Hilbert auf der rechten Seite der Vorbereiter. Seiner ersten Hereingabe geht ein untauglicher Abwehrversuch von Florian Klein voraus. Der Ball landet zunächst am Kopf von Daniel Schwaab und dann vor den Füßen des Bayer-Verteidigers Wendell. Der Brasilianer nimmt die Einladung an und trifft mit einem Flachschuss zur Bayer-Führung und zu seinem ersten Bundesliga-Treffer (32. Minute).

Die VfB-Fans verlassen den Block

Das Spiel ist dann eigentlich schon wieder komplett gegen den VfB gelaufen, als Josip Drmic unbedrängt per Kopf auf 2:0 für die Gastgeber erhöht (36.). So geht die Leverkusener Taktik bereits in der ersten Halbzeit voll auf: geduldig auf die Fehler des Tabellenletzten warten und dann einfach zur Stelle sein. Beängstigend, wie wenig Aufwand die Leverkusener betreiben mussten, während der VfB viel investierte, um nach 45 Minuten desillusioniert und mit leeren Händen dazustehen. Und es sind wieder eklatante Abwehrfehler, die die Mannschaft des glücklosen Huub Stevens um alle Chancen bringen. Die Blackouts in der Defensive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Stuttgarter Horrorsaison und scheinen den Weg in die zweite Liga zu weisen.

In der zweite Hälfte kommt Jerome Kiesewetter ins Stuttgarter Spiel und Leverkusen gleich zu einer weiteren Chance. Nach einer Ecke köpft Kyriakos Papadopoulos knapp an Sven Ulreichs Tor vorbei. Die nächste Leverkusener Möglichkeit bedeutet aber schon kurze Zeit später den dritten Bayer-Treffer. Karim Bellarabi tanzt seinen Gegenspieler Gotoku Sakai aus und trifft flach ins Netz. In dieser Szene wird die individuelle Stuttgarter Unterlegenheit dann besonders deutlich. Und dann kippt auch noch die Stimmung bei den mitgereisten Stuttgarter Fans. Als Josip Drmic der vierte Leverkusener Treffer gelingt (59.), verlassen viele VfB-Anhänger den Gästeblock. Den Auflösungserscheinungen auf dem Rasen folgen Auflösungserscheinungen auf den Rängen. Und das vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Samstag, das allgemein als letzte Stuttgarter Chance begriffen wird.

Sollte zuletzt noch einmal Hoffnung im Stuttgarter Kampf ums Überleben in der ersten Liga aufgekommen sein, ist davon nach der Partie in der Bay-Arena nichts mehr übrig. Auch wenn Daniel Ginczek sagt: „Der Trainer erreicht uns noch.“