Was die Stuttgarter Zeitung bereits vermeldet hat, ist nun auch vom VfB Stuttgart bestätigt worden. Der Fußball-Bundesligist trennt sich von seinem Sportvorstand Fredi Bobic. Kommt nun Ralf Rangnick?

STUTTGART - Am Mittwoch um 19.09 Uhr kommt vom VfB Stuttgart dann die Bestätigung für das, was die Stuttgarter Zeitung bereits am Vormittag vermeldet hat: Der Fußball-Bundesligist trennt sich von seinem Sportvorstand Fredi Bobic. Der erfuhr in Dortmund, wo der VfB am Abend auf die Borussia traf, telefonisch von der Entlassung. Kurz vor dem Anpfiff wurde Bobic also aus dem Spiel genommen. „Wir haben in den vergangenen Monaten die Gründe für die enttäuschende sportliche Entwicklung eingehend analysiert. Das hat zu der Überzeugung geführt, handeln zu müssen“, so wird der VfB-Präsident Bernd Wahler in der Pressemitteilung zitiert. Und der Aufsichtsratschef Joachim Schmidt mit diesen Worten: „Fredi Bobic war das Gesicht unseres Vereins und hatte mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Unter dem Strich steht aber nach vier Jahren, dass es nicht gelungen ist, eine Mannschaft zusammenzustellen, die dauerhaft eine unserem Etat entsprechende Tabellenregion erreicht.“

 

Ein aktuelles Beispiel für die Fehlentwicklung ist die Verpflichtung des Mittelfeldspielers Filip Kostic aus Groningen, der sechs Millionen Euro gekostet hat, aber gar nicht in das System des Trainers Armin Veh passt – und der in den Niederlanden zudem meist auch zentral hinter den Stürmern agiert hat und nicht auf der linken Seite, für die der VfB eine Verstärkung suchte.

Weil solche Irrungen und Wirrungen in den Personalplanungen von Bobic zuletzt eher die Regel denn die Ausnahme waren, rückten die Verantwortlichen um den Präsidenten Bernd Wahler und den Aufsichtsratschef Joachim Schmidt mehr und mehr von dem Manager ab. So stand nach StZ-Informationen auch schon länger fest, dass sich der VfB von Bobic trennen wird – nur sahen Vorgehensweise und Timing ursprünglich anders aus. Ein sanfter Übergang sollte es sein – möglichst geräuschlos nach dieser Saison. Aber dann war die Dynamik plötzlich nicht mehr zu stoppen.

Hervorgerufen wurde sie zum einen durch den Fehlstart in die neue Runde mit nur einem Punkt und einem Tor aus den ersten vier Spielen. Andererseits richtete sich der Zorn der Fans gegen Bobic, der die negative Stimmung noch weiter aufheizte, indem er die Anhänger in Interviews attackierte – wie zuletzt am Wochenende das Commando Cannstatt. Den offenen Bruch mit seiner Basis konnte der VfB aber nicht riskieren, da er deren Unterstützung beispielsweise braucht, wenn er die angestrebte Ausgliederung der Profiabteilung umsetzen will. So wurde Bobic zunehmend zu einer Belastung für den Club. Die Fronten waren verhärtet.

Am Tiefpunkt muss Bobic gehen

Deshalb zog der VfB nun einen Schlussstrich unter diese Personalie – eine Maßnahme, über die schon im Mai nach dem Ende der abgelaufenen Saison gesprochen wurde. Aber damals konnten sich die Entscheidungsträger noch nicht zu diesem Schritt durchringen, was sich als Fehler herausgestellt hat. Noch einmal durfte der Manager auf dem Transfermarkt tätig werden, um das Gesicht der Mannschaft zu verändern. Das Zwischenresultat: der VfB ist Tabellenletzter. Am Tiefpunkt muss Bobic nun gehen – der einst starke Mann eines mittlerweile schwachen Vereins.

Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Der Verein will keinen Schnellschuss riskieren, weil er weiß, dass diese Personalie sitzen muss, um nicht endgültig im sportlichen Niemandsland des deutschen Fußballs zu verschwinden. So gibt es ein klares Anforderungsprofil an den neuen Manager, der zu den im VfB-Leitbild definierten Tugenden passen muss – speziell zu dem Ansatz, wieder verstärkt auf die Jugend setzen zu wollen. Zunächst wird Armin Veh gemeinsam mit dem Sportdirektor Jochen Schneider die Aufgaben von Fredi Bobic übernehmen. Vorübergehend.

Verschiedene Kandidaten für die Nachfolge

Der Wunschkandidat ist Ralf Rangnick (mit Red Bull als strategischem Partner?). Der Sportdirektor von RB Salzburg und RB Leipzig wird aber kaum mitten in der Saison das Lager wechseln – wenn überhaupt. An seinem aktuellen Arbeitsplatz kann er finanziell aus dem Vollen schöpfen, er ist dabei, Leipzig nach oben zu führen, wie ihm das einst bereits mit der TSG 1899 Hoffenheim gelungen ist. Beim VfB heißt es, dass man gegebenenfalls auch bereit sei, ein paar Monate auf Rangnick zu warten – wenn dieser denn ein grundsätzliches Interesse signalisieren würde.

Zunächst verworfen scheint dagegen eine frühere VfB-Überlegung, Armin Veh nach dieser Saison zum Sportdirektor zu machen. Absoluter Wunschkandidat für eine frei werdende Trainerstelle war der in Mainz ausgestiegene Thomas Tuchel.

Als Kandidaten für die Bobic-Nachfolge sind jetzt auch die ehemaligen VfB-Profis Jens Todt (Karlsruher SC) und Michael Zeyer (Stuttgarter Kickers) im Gespräch, denen bei ihren Clubs eine sehr gute Arbeit attestiert wird. Ob sich der VfB allerdings noch einmal auf einen Mann einlässt, der als Manager noch keine Bundesligaerfahrung vorzuweisen hat, ist nach den Erfahrungen mit Bobic fraglich.

Die Abberufung von Fredi Bobic, der noch einen Vertrag bis 2016 hat und deshalb mit einer Abfindung von rund einer Million Euro rechnen darf, hat aber auch Auswirkungen auf den Vorstand des Bundesligisten. Der besteht nun aktuell nur noch aus dem Präsidenten Bernd Wahler und dem Finanzchef Ulrich Ruf. Der gerade erst vom VfL Wolfsburg zum VfB als Kommunikationschef zurückgekehrte Oliver Schraft könnte diesen Posten in der Clubführung einnehmen. Aber auch das ist noch ungewiss – wie so vieles beim VfB.