Die kleine Sarah fühlt sich sichtlich wohl zwischen Brezel-Motiv und VfB-Logo. Foto: privat
Ein Stuttgart-Trip der in Erinnerung bleibt: Selma und Emir Gharbi aus Tunesien wollten eigentlich den VfB Stuttgart in der MHP-Arena anfeuern. Doch dann kam alles ganz anders.
Isabelle Vees
24.10.2024 - 16:00 Uhr
Eigentlich sollte es nur ein kurzer Trip nach Stuttgart werden, als Selma und Emir Gharbi am 24. September ins Flugzeug stiegen. Die beiden Tunesier sind leidenschaftliche Stuttgart-Fans und unterstützen auch den VfB mit Leib und Seele. Spätestens am 7. Oktober wollten sie zurückfliegen, denn Selma Gharbi war bereits im achten Monat schwanger. Doch das Baby hatte andere Pläne.
Es war ein nervenaufreibendes Spiel am 6. Oktober in der Stuttgarter MHP-Arena. Der VfB Stuttgart feuerte unentwegt auf das Tor der TSG Hoffenheim, dominierte das Spiel, doch der Ball wollte einfach nicht ins Netz. Dann, in der 44. Minute, trafen die Gäste aus Hoffenheim. Ärgerlich! Die Stuttgarter schienen einfach kein Glück zu haben. Doch kleine Wunder geschehen immer wieder, und die Weiß-Roten belohnten sich für ihren Kampfgeist, als Ermedin Demirović in der neunten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte. Die Stimmung im Stadion, trotz Punkteteilung: grandios.
Über Stuttgart: „Es war Liebe auf den ersten Blick“
Dieses Spiel wollten sich Selma und Emir Gharbi auf keinen Fall entgehen lassen. Die beiden sind große VfB-Fans, so große, dass sie regelmäßig die zweieinhalb Stunden Flug nach Stuttgart auf sich nehmen. So auch Ende September. Das Paar hat eine besondere Verbindung zur Schwabenmetropole: „Wir besuchten Stuttgart zum ersten Mal im Jahr 2016 auf unserer Hochzeitsreise, und es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt die 40-Jährige. Die Leidenschaft für das Team der Schwaben kam dann ganz von selbst. „Seit unserer Hochzeitsreise kommen wir oft hierher, und natürlich sind wir seitdem Fans des VfB Stuttgart.“
Doch letztendlich war Emir Gharbi allein auf der Tribüne der MHP-Arena, um den späten Ausgleichstreffer zu bejubeln. Selma Gharbis Stadionpläne wurden durchkreuzt. Während des Spiels lag sie erschöpft, aber überglücklich im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Glücklicher, als es jeder Treffer des VfBs je hätte machen können.
Entbindungstermin erst Ende des Monats
Denn zwei Tage vor dem Spiel erblickte die kleine Sarah Gharbi das Licht der Welt – obwohl es eigentlich noch nicht so weit war. „Der voraussichtliche Entbindungstermin war der 31. Oktober“, erklärt Selma Gharbi. Doch sie spürte, dass das Baby nicht mehr so lange warten wollte. Und so kam es anders als geplant.
Statt der tunesischen Stadt Hammamet, wo die Entbindung ursprünglich stattfinden sollte, steht nun ein anderer Geburtsort auf der Urkunde des Neugeborenen: Stuttgart. Mit 4200 Gramm und 54 Zentimeter kam Sarah am 4. Oktober zur Welt – zur Überraschung ihrer Eltern. Doch trotz der Umstände machten sie das Beste daraus und feierten das Ereignis gebührend.
Sarahs erstes Outfit stammt aus dem VfB-Shop
So kleidete der frischgebackene Vater seine Tochter ein: in weiß-roter Kleidung aus dem VfB-Fanshop. Eine Brezel-Decke, ein VfB-Mützchen und ein Shirt mit der Aufschrift „Ich bin ein Stuttgarter“, dazu ein VfB-Ball. Die kleine Sarah scheint sich darin pudelwohl zu fühlen. Damit ist die Tunesierin wohl eine der jüngsten Fans des VfB.
„Ich bin ein Stuttgarter“ steht auf dem kleinen Shirt des Neugeborenen. Foto: privat
Den Rückflug am 7. Oktober ließ die nun dreiköpfige Familie verstreichen. Stattdessen soll es Anfang November zurück nach Tunesien gehen. Und wer weiß, vielleicht findet die gebürtige Stuttgarterin mit ihren Eltern in Zukunft eine Bleibe in ihrer Geburtsstadt. „Ich bin Zahnärztin, und mein Traum ist es, nach Stuttgart zu ziehen, um hier zu leben und zu arbeiten“, verrät Selma Gharbi.
Denn das Paar hat sich längst in den Kessel verliebt. Für sie ist Stuttgart nicht nur irgendeine Stadt: „Stuttgart ist eine magische, freundliche und lebenswerte Stadt, in der die Menschen sehr hilfsbereit und herzlich sind“, sagen die beiden.
Aber nun gilt die Aufmerksamkeit erst einmal ihrer Tochter - und der Erholung, nach diesem unvergesslichen Stuttgart-Trip.