Das Vorgehen einzelner Anhänger des VfB Stuttgart gegen Fans in Lederhosen ist beschämend, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Manche Anhänger des VfB Stuttgart haben ein merkwürdiges Verhältnis zum Thema Tracht. Den Merkwürdigsten unter ihnen kommt bei Tracht eine Tracht Prügel in den Sinn, die sie den Trägern von „Bazitrachten“ am liebsten verpassen würden, sollten diese sich zu Volksfestzeiten ins Stadion wagen. Vorfälle, die sich nach glaubhaften Berichten am Rande des Bundesligaspiels gegen den FC Augsburg zugetragen haben, zeigen, dass solche kruden Verknüpfungen einen realen Hintergrund haben. VfB-Fans in Lederhosen, die nach dem Spiel den Wasen besuchen wollten, sahen sich von dieser Sorte VfB-Anhänger massiv behindert. Ihnen wurde sogar Gewalt angedroht. Das ist in höchstem Maße beschämend.

 

Manche Anhänger des VfB Stuttgart haben auch ein seltsames Verhältnis zum Thema Werte. Unter Werten verstehen sie selbst entworfene Riten und Regeln, die in ihrem Einflussbereich rund um ein Fußballspiel zu herrschen haben. Mit Sportlichkeit im Verhältnis zu anderen, nicht Gleichgesinnten, hat das oft wenig zu tun. Die Werte, um die es gerade auch beim Fußball geht, sind hingegen Respekt und Toleranz. Es ist wichtig, dass der Verein darauf deutlich hinweist und ein Stoppsignal gegen die Verrohung setzt.

Man muss das Volksfest nicht mögen, man muss auch keine Lederhosen und andere Moden mögen. Wer allerdings meint, gegen Andersdenkende und Andersgekleidete gewalttätig auftreten zu müssen und das im Namen des Lokalpatriotismus, der ist nicht ultra-treu, sondern ultra-dumm.