Erfreuliches von der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart: Der Club erwirtschaftet 2014 einen kleinen Gewinn und plant durch die Ausgliederung groß zu investieren.

Stuttgart - Das sieht aber gut aus und zeigt, dass der VfB durchaus den Mut zu Veränderungen hat – zumindest im Kleinen. So wird auf der Mitgliederversammlung in der Porsche-Arena eine Broschüre verteilt, in der die Bilanz des Geschäftsjahres 2014 dargestellt ist, jedoch nicht wie in der Vergangenheit als schwer zu verstehendes und schier unendliches Zahlenwerk, sondern übersichtlich und transparent. Aber noch wichtiger als die Verpackung ist für Stefan Heim natürlich der Inhalt. Und da ist der Finanzchef schon „ein bisschen stolz, dass wir den Trend stoppen konnten“. Nachdem 2012 ein Verlust von 9,7 Millionen Euro und 2013 ein Minus von 3,1 Millionen Euro hingenommen werden musste, präsentiert Heim für 2014 ein anderes Ergebnis – einen Gewinn.

 

Vielleicht weil das ungewohnt für ihn ist, nimmt er es da zunächst ganz genau. Notariell beglaubigte 897 842,91 Euro habe sein Verein erwirtschaftet, sagt er, um den Betrag dann doch noch großzügig auf 900 000 Euro aufzurunden, weil es sich damit besser rechnen lässt. 897 842,91 Euro sind zwar nicht viel, wenn man bedenkt, was ein einigermaßen brauchbarer Spieler kostet, aber immerhin, Heim freut sich – auch wenn das Resultat nur durch den Transfer von Joshua Kimmich zustande gekommen ist. Der FC Bayern zahlte für das Talent 7,5 Millionen Euro. Laut Statuten hätte der Wechsel eigentlich erst im Januar 2015 vollzogen werden können und wäre so buchhalterisch für 2014 nicht mehr wirksam gewesen. Aber dank einer Option im Vertrag von Kimmich konnte das Geschäft um einen Monat vordatiert werden.

Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit

Gut gelaufen ist das, findet Heim, der sich ansonsten aber schon Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit des VfB macht. Zumal er Vergleichsmaterial gesammelt und festgestellt hat, dass der Club in einigen Bereichen ins Hintertreffen geraten ist. So betrug der Umsatz des VfB in der Saison 2013/14 exakt 106,6 Millionen Euro. Der Bundesligaschnitt liegt jedoch bei 135,9 Millionen – und die ersten sechs Teams in der Tabelle brachten es sogar auf 244,2 Millionen. Ähnlich verhielt es sich bei den Personalkosten für die Profis – VfB: 45,6 Millionen, Ligaschnitt: 50 Millionen, Schnitt der sechs Spitzenclubs: 87,6 Millionen.

Das gefällt Heim nun gar nicht. Noch Fragen? „Wir haben unsere Personalkosten in den letzten Jahren immer weiter verringert, aber damit muss jetzt Schluss sein“, sagt er, „nur wenn die Summe wieder steigt, gibt es wieder Aussicht auf sportlichen Erfolg.“ Was Heim bei der Bilanz gelungen ist, muss er also auch hier schaffen – den Trend stoppen.

Dazu hat sich der VfB auch schon was einfallen lassen. Die Profiabteilung soll aus dem Gesamtverein ausgegliedert werden, um über den Verkauf von Anteilen an Investoren zu frischem Geld zu kommen. Damit könnte dann die Kasse so aufgefüllt werden, dass sie zumindest wieder dem Durchschnitt in der Liga entspricht.

22 Regionalversammlungen im ganzen Land stehen an

Das Problem ist nur, dass momentan noch viele Fans gegen diesen Plan sind, so dass die erforderliche Stimmenmehrheit von 75 Prozent auf einer Mitgliederversammlung kaum zu erzielen wäre. Und wie groß das Misstrauen gegenüber der Vereinsführung ist, zeigte sich am Sonntag erneut. Deshalb will der VfB seine Anhänger unter Führung des Projektleiters Rainer Mutschler aktiv in den Prozess einbinden. Das Motto lautet: Gemeinsam die Zukunft gestalten! Oder um auf gut Schwäbisch mit Mutschler zu sprechen: „Nicht nur maulen, sondern mitmachen.“

Wir können alles außer Hochdeutsch, aber der Club will ja eh volkstümlicher werden. Zwischen Januar und April finden insgesamt 22 Regionalversammlungen in ganz Baden-Württemberg statt, die offen für jeden sind, der nicht nur maulen will. Schließlich stehe der Verein wieder einmal vor einer wichtigen strategischen Entscheidung, sagt Mutschler. Er steigt zwar ergebnisoffen in den Austausch mit den Fans ein, aber trotzdem auch mit einer klaren Vorstellung: „Wir zeigen den Leuten einen Weg auf und diskutieren mit ihnen, ob dieser Weg richtig ist.“

Vor allem die Mannschaft soll verstärkt werden

Als Rechtsform der Ausgliederung favorisiert der VfB im Augenblick eine Aktiengesellschaft (AG) wie der FC Bayern. Dort halten die drei Aktionäre Audi, Adidas und Allianz jeweils 8,33 Prozent der Anteile. Dafür zahlten sie rund 275 Millionen Euro. Für den VfB ist das ein astronomischer Betrag, doch mindestens 80 Millionen Euro sollten es schon sein, wenn dafür 25 Prozent der Clubanteile abgegeben werden. Dieses Geld würde dann wie jetzt die 897 842,91 beziehungsweise 900 000 Euro zu einem großen Teil in die Verstärkung der Mannschaft gesteckt. „Wir suchen eine Lösung, die für den VfB passt“, sagt Mutschler.

Über das Modell soll auf der nächsten Mitgliederversammlung am 26. Juni 2016 abgestimmt werden. Mal gucken, wie dann die Broschüre dazu ausfällt.

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