Bei einem Europapokalspiel des VfB Stuttgart in der Slowakei im August griff ein Böblinger gegnerische Fans an. Der 46-Jährige stand jetzt vor Gericht.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Böblingen - Das Ergebnis des Auswärtsspiels des VfB Stuttgart gegen Slovan Bratislava am 19. August 2010 erinnern sicherlich nur eingefleischte Fußballfans. 1:0 siegten die Roten und setzten dafür den Grundstein für den späteren Einzug in die Hauptrunde der Europa-League. Im Gedächtnis geblieben sind indes eher die hässlichen Szenen, sie sich abseits des Fußballplatzes auf den Rängen abgespielt haben. Insgesamt fast 200 Fans beider Clubs waren in der 36. Spielminute aneinandergeraten. Erst gab es von beiden Seiten Drohgebärden und Beleidigungen. Dann wurde aber der Zaun zwischen den Gruppen eingerissen. Dann flogen die Fäuste und von beiden Seiten herausgerissene Sitzschalen.

 

Die Bratislava-Anhänger versuchten, den VfB-Block zu stürmen, nachdem dort Feuerwerkskörper gezündet hatten. Knapp zwei Minuten dauerte der Spuk. Erst als die mit Schlagstöcken und Pfeferspray ausgestatte Polizei aufmarschierte, beruhigten sich die erhitzten Gemüter. Das Spiel, das bei der Massenschlägerei kurz unterbrochen wurde, konnte fortgesetzt werden.

Juristisches Nachspiel

Am Dienstag hatte die Auseinandersetzung am Amtsgericht in Böblingen ein juristisches Nachspiel. Denn ein 46 Jahre alter Böblinger war damals von der Polizei dabei fotografiert worden, wie er eine Sitzschale in den Block der Bratislavaanhänger warf. Da die slowakischen Behörden von einer strafrechtlichen Verfolgung absahen, wanderte der Ermittlungsarbeit nach Deutschland. Und tatsächlich erkannte ein Polizeibeamter den Mann, der in der Vergangenheit bereits mehrere Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten war und dem VfB als gewaltbereiter Fan bekannt ist, auf den Fotos wieder.

Im vergangenen Juli wurde dem Böblinger ein Strafbefehl zugeschickt. 90 Tagessätze zu je 20 Euro, also 1800 Euro sollte der Mann zahlen. Der 46-Jährige bestritt denn gestern am Amtsgericht achselzuckend auch nicht, dass er die Sitzschale als Wurfgeschoss verwendet hatte. Er legte aber Widerspruch gegen die Höhe des Strafbefehls ein, weil er Hartz-IV-Empfänger sei und er monatlich lediglich 359 Euro zur Verfügung habe. Der Richter Günter Scheible rechnete noch einmal nach und halbierte die Geldstrafe dann auf 900 Euro.

Laut der Staatsanwaltschaft in Stuttgart wurden wegen der Ausschreitungen in Bratislava insgesamt fünf Verfahren gegen VfB-Fans in die Wege geleitet. Neben dem Böblinger zahlte ein weiterer Mann aus dem Großraum Stuttgart wegen des Zeigens verfassungsfeindlicher Symbole eine Geldbuße. Drei weitere Verfahren wurden indes eingestellt, weil die Taten nicht eindeutig nachgewiesen werden konnten.