„Über die zweite Liga rede ich gar nicht, denn der Abstieg wäre wirklich katastrophal. Aber so weit kommt es nicht. Der VfB bleibt in der Bundesliga, denn bei der Mannschaft ist eine klare Leistungssteigerung zu erkennen – und zwar nicht erst seit zwei oder drei Spieltagen wie beim HSV, sondern schon länger. Begonnen hat die positive Entwicklung Ende Februar in Hannover, als Huub Stevens zum ersten Mal auf eine offensive Aufstellung gesetzt hat. Das hat dem Team gut getan. Deshalb ist es kein Zufall, dass der VfB zuletzt mehr Punkte geholt hat als zu Beginn der Rückrunde. Das hat sich abgezeichnet und aufgebaut.

 
Karlheinz Förster. Foto: Baumann

Hinzu kommt, dass Stevens ein erfahrener Trainer ist, der die Situation genau kennt. Er hat den Club schon letztes Jahr gerettet und zieht das durch, was er im Kopf hat – und er strahlt viel Ruhe aus. Das gilt auch für Robin Dutt, der in diesen schwierigen Zeiten immer die Übersicht behalten hat und die Sache sehr besonnen angegangen ist. Das registrieren die Spieler, die sich natürlich über ihren Verein und über die Verantwortlichen unterhalten. Wenn sie da jede Woche neue Äußerungen lesen, verunsichert sie das. Aber so färbt die Souveränität von Stevens und Dutt auf sie ab.

Ein weiteres Argument für den VfB ist Daniel Didavi, der gerade rechtzeitig zurückgekehrt ist und schon letztes Jahr großen Anteil am Klassenerhalt hatte. Das scheint sich zu wiederholen. Außerdem haben in Daniel Ginczek und Filip Kostic zwei ebenfalls sehr wichtige Spieler im richtigen Moment ihre Form gefunden. Die Offensivstärke könnte entscheidend sein.

Dann sind da noch die Fans. Normalerweise müssten sie einen Preis bekommen – so wie sie die Mannschaft unterstützen, obwohl sie in den letzten Jahren immer gegen den Abstieg gekämpft hat. Die Fans sind einfach sensationell. Und zum Schluss gibt es noch meinen Glücksbringer, den ich gegen Mainz zum ersten Mal mit ins Stadion genommen habe. Gegen den HSV ist er auch wieder dabei.“

Karlheinz Förster, 311 Spiele für den VfB (1977 bis 1986), Meister 1984, 81 Länderspiele, Europameister 1980.

Dann sind da noch die Fans. Normalerweise müssten sie einen Preis bekommen – so wie sie die Mannschaft unterstützen, obwohl sie in den letzten Jahren immer gegen den Abstieg gekämpft hat. Die Fans sind einfach sensationell. Und zum Schluss gibt es noch meinen Glücksbringer, den ich gegen Mainz zum ersten Mal mit ins Stadion genommen habe. Gegen den HSV ist er auch wieder dabei.“

Karlheinz Förster, 311 Spiele für den VfB (1977 bis 1986), Meister 1984, 81 Länderspiele, Europameister 1980.

Horst Hrubesch über die Chancen des HSV

„Ich frage mich, warum es der HSV eigentlich nicht schaffen soll? Was gibt es da für einen Grund? Mir fällt keiner ein. In der letzten Saison hat die Mannschaft in der Relegation gegen Greuther Fürth den Kopf doch auch noch aus der Schlinge gezogen – und damals war die Lage eher noch angespannter und bedrohlicher als heute. Solche Erfahrungen vergessen die Spieler nicht. Sie wissen, dass sie sich in Extremsituationen behaupten können. Das gibt Selbstvertrauen – was in dieser Phase jetzt entscheidend ist.

Horst Hrubesch. Foto: Baumann

Außerdem hat der HSV alles selbst in der Hand und ist nicht auf Schützenhilfe angewiesen. Ein Sieg beim VfB könnte schon die Rettung bedeuten. Ich verdränge ohnehin, dass der Club vielleicht absteigen könnte. Denn das habe ich vor einiger Zeit schon mit meinem anderen Exverein Rot-Weiß Essen erlebt – und darauf kann ich getrost ein zweites Mal verzichten. So will ich nicht mehr leiden müssen.

Außerdem ist es doch ganz gut, dass es wenigstens einen Club gibt, der von Anfang an in der Bundesliga gespielt hat und noch nie abgestiegen ist. Außer dem HSV hat das keiner geschafft. Da wollen die aktuellen Spieler jetzt sicher nicht die ersten sein, die diesen bitteren Weg antreten müssen. Deshalb werden sie sich zerreißen und bis zur letzten Minute kämpfen. Überhaupt ist die sportliche Entwicklung nicht so schlecht, seit Bruno Labbadia den Trainerposten übernommen hat. So wurden in den letzten drei Begegnungen sieben Punkte eingefahren. Die Mannschaft zeigt Einsatz, sie lebt.

Ein weiterer Pluspunkt ist das Umfeld in Hamburg. Den Zuschauern muss man einfach ein riesiges Kompliment machen, was sie da immer im Stadion veranstalten – diese Choreografien. Diese Unterstützung hilft den Spielern unheimlich. Das kann den Ausschlag geben. So macht Abstiegskampf sogar Spaß. Die ganze Stadt steht hinter dem HSV und fiebert mit. Das spürt die Mannschaft – und das stachelte sie in den letzten Wochen zusätzlich an. Die Tendenz zeigt nach oben. Das müsste reichen.“

Horst Hrubesch, 159 Spiele für den HSV (1978 bis 1983), Meister 79, 82, 83, 21 Länderspiele, Europameister 1980.