Der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat den BVB in den vergangenen Jahren in allen Bereichen wieder auf Vordermann gebracht. Am Sonntag spielen die Dortmunder gegen den VfB.

Dortmund - Das Bild passt irgendwie. Wenn es in Deutschland brennt und die roten Autos anrücken, stecken die Feuerwehrmänner meist in feuerfesten Anzügen der Firma Watex. Das Unternehmen in Marsberg östlich von Dortmund gehört Hans-Joachim Watzke, der ja nun auch den Ruf genießt, brenzlige Situationen meistern zu können. Und wenn „Aki“ Watzke am Sonntag zum Spiel gegen den VfB seinen Platz auf der Haupttribüne in der wie immer proppenvollen Dortmunder Arena einnimmt, wird der 56-Jährige zufrieden in ein Rund blicken, in dem vor gut elf Jahren beinahe das Licht ausgegangen wäre.

 

Dortmund im Februar 2005: die Borussia drückten 120 Millionen Euro Schulden, das Team unter Trainer Bert van Marwijk war Mittelmaß, die Insolvenz schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Da ereilte den ehrenamtlichen Schatzmeister Hans-Joachim Watzke der Ruf des neu gewählten Präsidenten Reinhard Rauball, den Club als hauptamtlicher Geschäftsführer vor dem Schlimmsten zu bewahren. „Die Entscheidung war nicht zu schwer“, sagt Watzke heute, „viel mehr Erwartungen, als den Verein zu retten, hatte man nicht an mich.“

CDU-Mitglied Watzke übertrug die Geschäftsführung seiner Bekleidungsfirma an seine Frau Annette und begann seinen Job als Feuerwehrmann. Mit beachtlichem Erfolg: durch geschickte Umschuldungen und den Rückkauf des Stadions gelang dem Amateurfußballer eine profihafte Sanierung in relativ kurzer Zeit, 2013 war der BVB komplett schuldenfrei. Den Umsatz konnte Watzke auf 250 Millionen fast verdreifachen, der Club peilt für 2017 die 300-Millionen-Euro-Marke an. Statt Schulden hat der BVB etwa 55 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto und von Insolvenz spricht schon lange keiner mehr bei der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.

Watzke drehte an vielen Schrauben

Der sportliche Erfolg hatte natürlich großen Anteil an der finanziellen Gesundung, Watzkes Geschäftsführung zeitigte aber schon Erfolg, als die Mannschaft unter Bert van Marweijk und später Jürgen Röber sportlich immer weiter abrutschte. Thomas Doll konnte den Abstieg 2008 zwar gerade noch verhindern, der große Erfolg kam aber erst mit der Verpflichtung von Jürgen Klopp zurück, mit dem der BVB zweimal Meister (2011/12), Pokalsieger (2012) und Champions-League-Finalist (2013/ 1:2 gegen die Bayern) wurde.

Aber als Klopp antrat, war der Club schon wieder ziemlich gesund. Watzke hatte an vielen Schrauben gedreht und vieles richtig gemacht. Dass sich der frühere Spieler und Präsident des Amateurclubs Rot-Weiß Erlinghausen aber derart reingekniet hatte, hinterließ Spuren. „Ich altere offenbar schneller“, sagt der Mann, dem das „Manager Magazin“ „Stirnfalten, auf denen sich eine Bergetappe der Tour de France nachfahren ließe“ bescheinigt. Alles zum Wohle des BVB. Dass Watzke allgemein als Arbeitstier, als zuverlässig und seriös gepriesen wird, reicht da wohl nicht allein.

„Ich denke“, sagt er, „uns ist es gelungen, den BVB als Marke erfolgreich zu entwickeln.“ Watzke sagt uns, meint aber hauptsächlich drei Personen: Ein Geheimnis seines Erfolgs sieht der Geschäftsmann darin, dass wichtige Entscheidungen im kleinen Zirkel mit Präsident Rauball und Sportdirektor Michael Zorc getroffen werden. Einstimmig, wie er betont. Von regelmäßiger Mitsprache von Aufsichtsräten hält er dagegen wenig. „Ich stelle mich einmal im Jahr dem Aufsichtsrat, bitte um einen Etat und stehe ein Jahr dafür gerade“, sagt er. Ins aktuelle Geschäft solle sich das Gremium aber bitteschön nicht einmischen.

„Geld schießt eben doch Tore“

Dafür kümmere er sich um alles und bastele an der „Authentizität“ (Watzke), die zentral sei. Von der Frage, ob rund um das Trainingsgelände eine Eventmeile für die Zuschauer aufgebaut werden soll („So ein Chichi passt nicht zu uns, wir sind Malocher“), bis zu der, ob die Borussia ein Auswärtstrikot tragen soll („Nein, wir sind schwarz-gelb. Punkt.“), entscheidet er auch Kleinigkeiten. Bei großen Fragen wie der Umbenennung des Westfalenstadions in Signal-Iduna-Park, eine seiner ersten wichtigen Entscheidungen, wich er von der Pott-Tradition ab. Trotzdem sagt er: „Wir sind eine Marke.“

In den zwölf Jahren im Amt hat Hans-Joachim Watzke ein paar zentrale Erkenntnisse für sich entwickelt. Die erste: „Als Geschäftsführer in einem Proficlub musst du mal gekickt haben.“ Watzkes andere Thesen dürften die Konkurrenz eher beunruhigen. „Langfristig“, sagt der zweifache Vater, „schießt Geld eben doch Tore.“ Davon ist er überzeugt. Und auch davon, dass man ordentlich Geld bewegen muss, wenn man international spielen will. „Mit 75 Millionen Umsatz wird das nichts“, sagte er kürzlich bei einer Veranstaltung der Versicherungsmakler RVM in Eningen bei Reutlingen. Der nur knapp 40 Kilometer davon entfernte VfB hat zwar mehr (107 Millionen Euro Umsatz), für große Sprünge reiche das aber auch nicht. Ratschläge will er dem VfB natürlich keine geben, aber eines betonte er schon: „In so einem wirtschaftstarken Raum liegt Potenzial.“