Der Tabellenletzte aus Augsburg steht vor dem Spiel am Samstag beim VfB Stuttgart unter großem Druck. Dabei treffen die Teams mit den meisten Gegentreffern in der Fußball-Bundesliga aufeinander.

Augsburg - Markus Weinzierl klang sehr entschlossen. Von einem „Neustart“ sprach der Trainer des FC Augsburg und davon, dass nach der Länderspielpause die Saison richtig beginne. Einmal keine englische Woche samt Europa League und stattdessen eine Phase, in der man sich mit mehreren Trainingseinheiten am Stück gezielt vorbereiten könne, das war die Hoffnung. Dass die Nationalspieler beim Üben fehlen würden, betrachteten die Augsburger als geringeres Übel. Ausbrechen aus dem steten Rhythmus von spielen und regenerieren, der diese Saison prägt, hörte sich für sie vielversprechend an.

 

Ärgerlicherweise aus Sicht des FCA liegt dieser Optimismus schon eine Weile zurück. Nicht vor der gerade beendeten Länderspielpause hatte Weinzierl diesen Ansatz vorgetragen, sondern schon vor jener im Oktober. Beim damals erhofften Neustart gegen den Aufsteiger Darmstadt 98 setzte es eine 0:2-Heimniederlage. Weinzierl musste sich nach der enttäuschenden Leistung seiner Mannschaft erst einmal im stillen Kämmerlein sammeln, ehe er vor seine Spieler sowie vor die Kameras und Mikrofone trat. Insgesamt sprang aus den vier Ligapartien, davon drei zu Hause, zwischen den jüngsten beiden Länderspielpausen nur ein Punkt heraus, beim 3:3 gegen Mainz 05. So hatte sich Weinzierl das mit dem gefühlten Saisonbeginn ganz und gar nicht vorgestellt. Und hängengeblieben ist ein Satz von Stefan Reuter, mit dem dieser die Mannschaft in die nun zurückliegende Länderspielpause entließ. „Jedes Spiel hat für uns jetzt Finalcharakter“, sagte der Augsburger Sport-Geschäftsführer.

Erst sechs Pünktchen aus zwölf Ligaspielen

Jetzt liegt wieder eine Verschnaufpause hinter dem Tabellenletzten, und so langsam muss sich dieser beeilen, mit der Saison zu beginnen, damit diese nicht einen sehr ungemütlichen Verlauf nimmt, ohne dass Weinzierls Elf richtig daran teilgenommen hat, jedenfalls gefühlt. Am Samstag geht es zum VfB Stuttgart, der in dieser Saison immerhin attraktiv spielt, aber ebenfalls mit relativ wenig Ertrag dasteht. Gerade deshalb kommt diesem Auftakt nach einer Länderspielpause nun eine besondere Bedeutung zu. Vor allem für den FC Augsburg, der den Ausfall von Tobias Werner beklagt. Der Offensivspieler laboriert an einer Schambeinentzündung und muss passen.

Sechs Pünktchen aus zwölf Ligaspielen sind erst erwirtschaftet worden. Bei einer weiteren Niederlage im Vergleich der beiden schwäbischen Bundesligisten drohen die bayerischen Schwaben in der Tabelle den Anschluss zu verlieren. Es ist also, wenn man Reuter folgen will, Augsburgs erstes Finale von insgesamt noch 22.

Schon jetzt beträgt der Rückstand auf Platz 15, der am Saisonende die Versetzung garantiert, fünf Punkte. Bei einer Niederlage beim Tabellen-16. Stuttgart wären es schon mindestens deren sieben, möglich sind auch acht. Ein sportlich bedrohliches Szenario, dem sich Weinzierl weiter mit offensiven Aussagen stellt. „Wir sind in der Lage 20, 24 oder 27 Punkte in einer Halbserie zu holen. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir das schaffen“, sagte er und kündigte an, zwar „defensiv besser stehen“, aber nicht vom angriffslustigen Stil abrücken zu wollen: „Wir werden an unserer offensiven Spielweise festhalten, denn damit sind wir letztes Jahr Fünfter geworden. Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns jetzt nur hinten reinstellen.“

25 Gegentore – nur der VfB hat mit 27 mehr

Ein bisschen rätseln sie in Augsburg, warum der unter Weinzierl erlebte Aufschwung bis zum erstmaligen Einzug in   die Europa League einen Bruch erlebt hat. Sie ahnen, dass dies sehr wahrscheinlich mit der höheren Belastung durch den Europapokal zu tun hat. Zugleich gibt ihnen die Fehlerdichte im Ligaalltag zu denken, die schon viele Punkte gekostet hat und kaum allein mit den zusätzlichen Pflichten zu erklären ist. 25 Gegentore stehen zu Buche, nur der VfB hat mehr (27).

„Ungewöhnlich viele individuelle Aussetzer“ hat auch Stefan Reuter erkannt. Aber offenbar ebenso, dass sich eine gewisse Laxheit bei den Profis eingeschlichen hat. „Es ist menschlich zu glauben: ‚Irgendwie geht es schon‘“, lässt er diesen Verdacht anklingen: „Aber irgendwie geht es eben nicht.“ Schon gar nicht für den nach wie vor nicht so großen FC Augsburg. Und erst recht nicht mehr jetzt.