Ein Aufstieg ist für den Zweitligisten FC Köln wieder in weite Ferne gerückt. Dabei wäre der dringend nötig, um die maroden Clubfinanzen in den Griff zu bekommen. Die soll jetzt der VfB-Mann Alexander Wehrle verwalten, der zum Pokalgegner wechselt. Bei dem Zweitligisten erwartet ihn ein schwerer Job.

Der Blick auf die Zweitligatabelle löst beim 1. FC Köln nach dem finalen Wochenende des Fußballjahres ein Gefühl des Haderns aus. „Wir haben eine große Chance liegen lassen“, sagt der Sportchef Frank Schaefer, denn mit Siegen gegen Braunschweig und in Sandhausen hätten die Kölner trotz missglücktem Saisonstart und einer großen sportlichen Wankelmütigkeit als echter Aufstiegskandidat überwintern können. Bis auf zwei Punkte wäre die Mannschaft an den dritten Tabellenplatz herangerückt. Statt sechs hat der FC aber nur zwei Punkte erspielt, „jetzt rennen wir weiter hinterher“, sagt der Trainer Holger Stanislawski.

 

Eigentlich hatten die Kölner sich ja vorgenommen, offiziell nicht über die Rückkehr in die Bundesliga zu sprechen, aber nachdem der im ersten Saisonviertel drohende Abstieg keine akute Bedrohung mehr darstellt, schauen sie doch wieder nach oben. Zumal die Verantwortlichen um den neuen Präsidenten Werner Spinner intern von Anfang an auf eine sofortige Rückkehr in die Bundesliga hofften. Schließlich steckt in der Mannschaft eine Menge Potenzial, vor allem jedoch wäre der Aufstieg dringend nötig, um die maroden Clubfinanzen in den Griff zu bekommen. Bis ins letzte Detail ist die finanzielle Lage zwar nicht einsehbar, aber hinter vorgehaltener Hand hieß es lange, es drohten Liquiditätsengpässe. Erst mit einer Fananleihe über zehn Millionen Euro konnte diese Gefahr aus der Welt geschafft werden.

Bereits im Januar soll Wehrle übernehmen

Die Entscheidung, die im nächsten Sommer auslaufenden Verträge der Finanzgeschäftsführer Claus Horstmann und Oliver Leki nicht zu verlängern, zeigt, dass die Clubführung überhaupt nicht zufrieden damit ist, wie in den vergangenen Jahren mit Geld umgegangen wurde. Deswegen hat sich Präsident Spinner vom ehemaligen Stuttgarter Kollegen Erwin Staudt den Spezialisten Alexander Wehrle empfehlen lassen, der spätestens am 1. April 2013 die Geschäftsführung bei den Rheinländern übernehmen wird. Wobei der 37-Jährige dem „Express“ sagte: „Zielsetzung ist, dass ich im Januar hier antrete.“

Es ist nämlich eine gewaltige Aufgabe, die Wehrle am Rhein erwartet, und die eigentlich keinen Aufschub verträgt. Der Finanzfachmann, der den Umbau des Stuttgarter Stadions begleitete und als enger Mitarbeiter des Präsidenten Gerd Mäuser gilt, wird sich in einem hochkomplizierten Umfeld behaupten müssen, nicht nur weil die Medien mitunter zum Störfaktor werden können. Der schwer gebeutelte Traditionsclub leidet nach der finsteren Ära des vor einem Jahr abgetretenen Präsidenten Wolfgang Overath unter erdrückenden Altlasten. Jenseits der Anleihe, von der ein Teil zur Umschuldung eingesetzt wurde, übersteigen die Ausgaben die Einnahmen um rund vier Millionen Euro. Längst wurden künftige Erlöse ausgegeben, und nicht zuletzt werden Gehälter an Leute gezahlt, die schon lange niemand mehr am Geißbockheim gesichtet hat.

Ein Pokalsieg würde 800 000 Euro bringen

So bekommt der vor zwei Jahren entlassene Manager Michael Meier bis Dezember 2013 sein Gehalt aus Köln, außerdem bestehen gut dotierte Verträge mit verliehenen Spielern wie Sascha Riether, Pedro Geromel, Milivoje Novakovic oder Slawomir Peszko. Overath, dem auf der jüngsten Mitgliederversammlung zum zweiten Mal die Entlastung verweigert wurde, hat vor Kurzem die Behauptung aufgestellt, dass 30 Millionen Euro Verbindlichkeiten „sicherlich keine bemerkenswerte Summe für einen Erstligisten“ seien, allerdings besitzen andere hochverschuldete Clubs im Gegensatz zu Köln ein eigenes Stadion.

Es gibt also eine Menge zu sortieren in Köln, wo das Präsidium glaubhaft um eine neue Kultur des Wirtschaftens bemüht ist. Wehrle soll der Mann sein, der diesen Prozess vorantreibt. Vorerst wird er jedoch als Verwalter des Mangels agieren müssen, und vor diesem Hintergrund wäre ein Pokalsieg am Mittwoch in Stuttgart besonders wertvoll. Der Einzug in das Viertelfinale ist gut 800 000 Euro wert, eine Summe, die Overath wie Peanuts erscheinen mag, der neuen Clubführung aber ganz bestimmt weiterhelfen würde.