Der VfB hat vor dem 1:6 in München schon zehnmal mit mindestens fünf Toren Unterschied in der Bundesliga verloren. Wie es nach solchen Pleiten weiterging? Der Brustringer klärt auf. Zur Beruhigung: nur einmal gab es eine Horrorsaison.

Stuttgart - Spätestens seit es Guido Knopp gibt, weiß die Menschheit: heutige Generationen müssen von der Vergangenheit lernen, damit sich schlimme Dinge von früher nicht wiederholen. Gleiches gilt natürlich auch für den VfB. Schließlich drängt sich nach der 1:6-Pleite in München die Frage auf: Was bedeutet dieser fußballerische Offenbarungseid für die weitere Saison? Da lohnt es sich, mal die angestaubten Bundesliga-Geschichtsbücher aus Großvaters Bücherschrank zu kramen und zu überprüfen, wie der VfB denn in den alten Zeiten nach ebenso hohen Niederlagen abgeschnitten hat – und davon gab es ja leider auch einige. Um genauer zu sein: insgesamt zehn!

 

Der Brustringer hat sich also mit der gleichen Akribie wie unser hoch geschätzter ZDF-Historikerguru Knoppo diese zehn VfB-Pleiten angeschaut, und knallhart recherchiert, wie die Stuttgarter anno dazumal am nächsten Spieltag darauf reagierten – und wo sie dann am Saisonende landeten. Herausgekommen ist ein erstaunlich erfreuliches Ergebnis, aber auch ein echtes Horrorszenario.

Spiel Nummer 1

14.März 1963: Borussia Dortmund – VfB 7:1

Gleich in der ersten Bundesliga-Saison fing sich die Mannschaft von Trainer Kurt Baluses diese deftige Schlappe am 24. Spieltag ein. Doch sie antwortete eindrucksvoll: in der nächsten Partie wurde der 1. FC Kaiserslautern mit 4:0 aus dem Neckarstadion geschossen. Und am Ende kam der VfB auf Platz fünf.

Spiel Nummer 2

30. November 1974: 1. FC Kaiserslautern – VfB 6:0

Auch auf diese Schmach am 15. Spieltag reagierte das Team des Trainers Hermann Eppenhoff mit einem Sieg. Eine Woche später gewann der VfB 2:1 gegen den MSV Duisburg. Im weiteren Saisonverlauf lief es dann aber abgrundtief schlecht. Die Stuttgarter wurden 16. und stiegen damit ab.

Spiel Nummer 3

5. April 1975: Eintracht Braunschweig – VfB 6:0

Die Abstiegssaison 1974/75 ist die einzige, in der die Stuttgarter zwei so hohe Niederlagen verdauen mussten. Denn am 27. Spieltag verlor die mittlerweile von Albert Sing trainierte Mannschaft dann auch mit 0:6 bei Eintracht Braunschweig. Sieben Tage später schafften die Stuttgarter zwar ein 2:2 in Wuppertal. Dennoch mussten sie am Ende den Gang in die zweite Liga antreten.

Spiel Nummer 4

29. November 1985: Werder Bremen – VfB 6:0

Immerhin mehr als zehn Jahre gelang es dem VfB bis dahin also, nicht mehr so hoch zu verlieren. Auf das 0:6 in Bremen am 17. Spieltag folgte dann ein 1:1 bei Borussia Mönchengladbach. Die Mannschaft von Trainer Otto Baric landete am Ende dann aber auf einem starken fünften Platz.

Jogi Löws Pleite und das historische Fazit

Spiel Nummer 5

12. November 1988: 1. FC Kaiserslautern – VfB 6:1

Und noch eine – natürlich nur in der Rückschau – verschmerzbare Schlappe. Nach dem 1:6 am 14. Spieltag schaffte der VfB unter Arie Haan drei Tage später in einem Nachholspiel gegen den FC Bayern München ein 3:3-Unentschieden (3:1 hatten sie sogar geführt). Und irgendwie war das 1:6 auch für den Saisonausgang ein gutes Omen: die Stuttgarter wurden schließlich Fünfter.

Spiel Nummer 6

13. Oktober 1989: Werder Bremen – VfB 6:1

Fast ein Jahr später musste Arie Haan die nächste 1:6-Pleite hinnehmen. Doch darauf gab der VfB am 14. Spieltag eine Woche später eine überzeugende Antwort: 3:1 besiegten die Stuttgarter Borussia Dortmund. Auf einem guten sechsten Platz wurde die Saison dann abgeschlossen.

Spiel Nummer 7

9. Oktober 1993: 1. FC Kaiserslautern – VfB 5:0

Die roten Teufel vom Betzenberg legen gegen den VfB gerne mal einen Kantersieg hin, so auch am elften Spieltag der Saison 1993/94. Die Mannschaft von Christoph Daum konnte dies danach aber mit einem 1:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg wettmachen. Auch das Ergebnis am Saisonende war zufriedenstellend: Platz sieben.

Spiel Nummer 8

24. September 1994: Borussia Dortmund – VfB 5:0

Auch die Dortmunder sind gegen den VfB historisch gesehen gerne in Torlaune. Wie die Kaiserslauterer fügten sie den Stuttgartern drei der elf höchsten Niederlagen in der Bundesliga zu. Am sechsten Spieltag gelang ihnen das auch gegen den von Jürgen Röber trainierten VfB. Die Wiedergutmachung dafür eine Woche später misslang dann auch: 1:3-Niederlage in Leverkusen. Und so endete die Saison ebenfalls nicht berauschend: die Stuttgarter wurden Zwölfter.

Spiel Nummer 9

16. März 1996: VfB – Borussia Dortmund 0:5

Diese Pleite ist umso niederschmetternder, weil der VfB am 23. Spieltag der Saison 1995/96 zu Hause gegen den BVB so deutlich verlor. Es ist noch immer die höchste Heimniederlage der Stuttgarter in der Bundesliga. Drei Tage später durfte die Mannschaft des Trainers Rolf Fringer dann aber zum Glück wieder ran und gewann ein Nachholspiel beim KFC Uerdingen mit 4:3. Am Ende kam der VfB auf Rang zehn.

Spiel Nummer 10

20. Dezember 1997: Bayer Leverkusen – VfB 1:6

Fast zwölf Jahre liegt diese Schlappe in Leverkusen zurück. Der VfB hat es also sehr lange bewerkstelligen können, nicht allzu viele Gegentore zu kassieren. Am 20. Spieltag der Saison 1997/98 war es dann wieder soweit. Die von Joachim Löw betreuten Stuttgarter konnten danach auch wenig Wiedergutmachung betreiben – denn es folgte die Winterpause. Danach gelang ihnen ein 1:1 gegen den MSV Duisburg. Diese kurze erfolglose Episode hatte jedoch keinerlei Auswirkungen auf die starke Platzierung am Saisonende: der VfB wurde Vierter.

Fazit: Im Großen und Ganzen hat der VfB hohe Niederlagen immer ziemlich gut weggesteckt. Oft kam dann am 34. Spieltag sogar eine hervorragende Platzierung heraus. Eines sollte den Stuttgartern in dieser Saison jedoch nicht passieren: eine zweite hohe Pleite. Denn dann droht ihnen wohl das Schicksal der Absteiger-Mannschaft von 1974/75. Oder es gilt zu hoffen, dass Guido Knopp doch nicht immer Recht hat.