Der „Verstehen Sie Spaß?“-Moderator Guido Cantz ist VfB-Fan und -Mitglied. Das entscheidende Spiel in Paderborn kann er nur unter ganz schwierigen Bedingungen verfolgen, wie Cantz uns im Interview verrät.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)
Stuttgart – - Anruf beim Management von Guido Cantz. Frage: Steht Ihr Klient für ein VfB-Interview zur Verfügung? Antwort: „Auf jeden Fall. Für den VfB macht Guido fast alles.“
Herr Cantz, verstehen Sie Spaß, wenn es um den VfB geht?
Normalerweise schon. Der VfB macht mir auch Spaß, in dieser Saison konnte davon allerdings keine Rede sein. Jetzt hoffe ich nur, dass die ganze Sache in Paderborn noch gut endet.
Wo werden Sie das Stuttgarter Finale an diesem Samstag verfolgen?
Das ist eine etwas kuriose Geschichte. Ich bin von den Eintracht-Frankfurt-Allstars als Gastspieler verpflichtet worden. Danach gehen wir alle ins Frankfurter Stadion zur Partie gegen Bayer Leverkusen. Hoffentlich hängt da irgendwo ein Fernseher, auf dem das VfB-Spiel läuft.
Ihr Vater ist Stuttgarter und nach dem Studium in Köln hängen geblieben. Die Hälfte der Verwandtschaft lebt in Stuttgart. Wer ist denn da der größte VfB-Fan in der Familie.
Da bin ich schon ganz vorne mit dabei. Die meisten der Familie Cantz sind VfBler. Vor allem die Frau meines Vetters, der die Metzgerei Cantz in Degerloch führt, fiebert auch extrem mit dem VfB mit. Mein Opa hielt allerdings zu den Kickers.
Was für eine Sorte Fan sind Sie denn? Der kritische Vertreter oder eher der bedingungslose, der eine Krise als etwas Schicksalhaftes versteht.
Ich bin nicht nur Fan, sondern auch VfB-Mitglied. Bedingungslos drücke ich nur die Daumen. Ich finde schon, dass man nicht nur durch die Vereinsbrille schauen sollte und den Club durchaus kritisch betrachten muss.
Was sehen Sie beim VfB kritisch?
Einiges. Den Vertrag mit Vedad Ibisevic hätte man zum Beispiel auf keinen Fall verlängern dürfen.
Dafür wird der geschasste Fredi Bobic verantwortlich gemacht.
Ach, das ist mir zu einfach. Da haben ja ein paar Leute drauf geguckt. Und bei der Verpflichtung von Robin Dutt habe ich mich als Ferndiagnostiker in Köln schon gefragt: wie kommen die jetzt ausgerechnet auf diese Idee. Aber auch die Mannschaft hat mich in dieser Saison enttäuscht: die Abwehr war sehr oft bundesligauntauglich.
Euphorisch hört sich das nicht an.
Das Spiel in Paderborn ist entgegen anderslautender Expertenmeinungen eben noch nicht gewonnen. Ich sage nur, dass es keinen Grund gibt, jetzt schon wieder alles rosarot zu malen. Ich glaube, dass die Partie in Paderborn ganz, ganz schwer wird. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir es schaffen werden.
Sie scheinen gut informiert zu sein, wie halten Sie sich beim VfB auf dem Laufenden.
Ich greife auf Fachliteratur und aufs Internet zurück. Und dann kenne ich auch ein paar ehemalige VfB-Spieler ganz gut.
Hansi Müller soll eines Ihrer Jugendidole gewesen sein.
Stimmt. In meinen Büro hängt sogar immer noch ein Poster von ihm.
Dann hat es sie hart getroffen, dass er nicht mehr dem Aufsichtsrat angehört?
Ich weiß nicht, ob es ein so großer Fauxpas ist, auszuplaudern, dass Alexander Zorniger neuer VfB-Trainer wird. Ich dachte, das wäre eh klar. Wenn aber im Aufsichtsrat Schweigepflicht verabredet war, ist der Rücktritt richtig und konsequent gewesen. Das verdient Respekt
Respekt verdient es auch, in Köln bekennender VfB-Fan zu sein.
Hier hat der FC fast schon was Religiöses. Und ich darf mir dumme Sprüche anhören. Aber mit seinem Club sollte es sich wie mit der Ehefrau verhalten. Man entscheidet sich einmal und bleibt dann dabei.