Der VfB ist Letzter, der Abstieg naht. Nun klammert sich der Club an 30 gute Minuten in Leverkusen und an die Schwäche der Konkurrenz.

Leverkusen/Stuttgart - Die nächtliche Rückkehr aus Leverkusen liegt erst ein paar Stunden zurück, doch Robin Dutt wird schon wieder Zeuge einer Enttäuschung. Diesmal trifft es die A-Junioren des VfB, denen der Sportvorstand am Samstagvormittag gegen den FC Bayern zuschaut. Mit 3:1 haben sie bereits geführt – und müssen kurz vor Schluss den 3:3-Ausgleich hinnehmen. Auch der Nachwuchs des VfB verlässt das Spielfeld folglich so wie es am Vorabend die Profis nach dem 0:4 bei Bayer Leverkusen getan haben: mit hängenden Köpfen.

 

Immerhin hält der Rest dieses Fußballsamstags für den Stuttgarter Bundesligaverein auch durchaus erfreuliche Nachrichten bereit: Denn die Hauptkonkurrenz im Kampf gegen den Abstieg weiß die Pleite des VfB nicht zu nutzen und geht auf ähnlich Weise unter. Der Hamburger SV hat beim 0:3 in Hoffenheim keine Chance, der SC Paderborn verliert sogar ebenfalls mit 0:4 bei Eintracht Frankfurt, dem nächsten Gegner des VfB. Also findet Robin Dutt dann doch noch ebenso versöhnliche wie kämpferische Worte zur Lage seines Arbeitgebers: „Die Situation ist alles andere als aussichtslos. Ich bleibe dabei: wir haben es weiter in den eigenen Händen.“

Die schlechteste Saison in der VfB-Geschichte

Abstiegskampf, das ist im Fußball auch immer die Zeit der Durchhalteparolen. Allmählich geht sie in ihre heiße Phase. So lange rechnerisch alles möglich ist, so lautet die übliche Parole, so lange gibt es keinen Grund aufzugeben. Und so lebt beim VfB die Hoffnung auf den Klassenverbleib, auch wenn im Augenblick nur sehr wenig auf eine wundersame Rettung hindeutet: Die Mannschaft spielt die schlechteste Saison der Stuttgarter Bundesligageschichte, sie hat seit neun Spielen nicht mehr gewonnen und liegt seit sechs Spielen auf dem letzten Tabellenplatz. Und dennoch: „Es wurden in der Vergangenheit schon deutlich größere Rückstände aufgeholt“, sagt Dutt.

Sie klammern sich beim VfB im Wesentlichen an drei Dinge: an die Schwäche der Konkurrenz, die ebenfalls nicht in der Lage ist, ein Spiel zu gewinnen; an die dreißig guten Auftaktminuten im Spiel gegen Leverkusen, „die besten, seit ich wieder in Stuttgart bin“, wie Huub Stevens findet. Und schließlich an die Erfahrung des Trainers, der trotz einer niederschmetternden Bilanz von nur zwei Siegen aus 13 Spielen auch weiterhin im Amt bleibt.

Robin Dutt will kein Glücksspieler sein

„Wäre ich ein Glücksspieler, würde ich vielleicht anders handeln“, sagt Dutt, „aber ich sehe mich als sachlichen Analytiker.“ In dieser Funktion ist der Manager zu dem Schluss gekommen, dass die Mannschaft von Stevens auch in Leverkusen „sehr gut eingestellt“ worden sei. Die Folge: „Es gibt keinen Grund, über die Position des Trainers nachzudenken. Huub Stevens genießt weiter unsere volle Rückendeckung.“

Das Restprogramm mit Heimspielen gegen Frankfurt, Bremen, Freiburg, Mainz und Hamburg könnte eigentlich ebenfalls dazu beitragen, ein bisschen Zuversicht zu schüren. Doch führt kein Weg daran vorbei, dass der VfB mehrere dieser Spiele gewinnen muss, wenn er in der Bundesliga bleiben will. Momentan fällt es schwer, sich nur einen Sieg vorzustellen, wenn man in Leverkusen den Gegentreffer zum 0:1 gesehen hat, der die gute Anfangsphase jäh beendete: Dem Tor ging eine abenteuerliche Fehlerkette voraus, an der nicht weniger als sieben VfB-Spieler (Werner, Sakai, Ulreich, Klein, Gentner, Kostic, Serey Dié) beteiligt waren. „Wenn wir diese Fehler nicht abstellen“, sagt Christian Gentner, „werden wir kein Spiel gewinnen.“

Die Nervenbelastung im Abstiegskampf

Aus Erfahrung weiß der Kapitän, dass der Abstiegskampf eine „brutale nervliche Belastung“ bedeutet. Es werde sich noch zeigen, wer damit umgehen kann, sagt Gentner, „das Trainerteam muss genau beobachten, wer diesem Druck standhält“. Fraglich, ob sich genügend Spieler finden lassen. Die Leistungen des VfB mögen in den vergangenen drei Spielen besser geworden sein – den Beweis, ein entscheidendes Spiel wie gegen Hertha BSC auf Biegen und Brechen gewinnen zu können, den hat die Mannschaft aber nicht erbringen können. Warum sollte sich das ändern, wenn die Zahl der verbleibenden Spiele ab-, der Druck des Gewinnenmüssens aber noch mehr zunimmt?

Nach dem 0:4 in Leverkusen suchte Gentner den Kontakt mit den VfB-Fans, sprach von „sachlichen Gesprächen“ – und hatte Glück: die besonders frustrierten Anhänger hatten das Stadion längst verlassen. Bei einer weiteren Niederlage gegen Frankfurt, so ist zu befürchten, werden sie bleiben. Und dann könnten die Gespräche nicht mehr ganz so sachlich werden.