Das Europa-League-Spiel des VfB am Donnerstag gegen den FC Kopenhagen hat für William Kvist eine besondere Bedeutung: Viele Jahre lang spielte er für die Dänen.

Stuttgart – Groß ist bei William Kvist die Freude gewesen, als dem VfB in der Europa League der FC Kopenhagen zugelost wurde. In Stuttgart kommt es heute Abend zum ersten Duell mit seinem Ex-Club. „Ich kenne praktisch alles und jeden in diesem Verein“, sagt der 27-Jährige.

 

Herr Kvist, haben Sie Ihren Mitspielern schon ein Mannschaftsessen auf Ihre Rechnung versprochen, damit gegen den FC Kopenhagen nichts schief geht?
Das ist nicht nötig. Alle wissen, dass wir die Punkte brauchen, um in der Europa League weiterzukommen – egal, ob es ein Essen gibt oder nicht. Wahrscheinlich werde ich aber trotzdem noch fünf Prozent motivierter sein als die anderen.

Wie besonders ist das Wiedersehen mit den alten Kollegen?
Kopenhagen ist mein Verein, meine Stadt – ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Ich kenne noch immer fast alle Spieler, ich kenne den Zeugwart, die Betreuer, eigentlich jeden Grashalm auf den Trainingsplätzen – also praktisch alles und jeden in diesem Club. Seit ich acht Jahre alt war, habe ich für Kopenhagen gespielt, ich war Kapitän und habe sehr viel dort erreicht. So etwas vergisst man nicht.

Wie hat sich Ihr Ex-Verein entwickelt, seit Sie sich verabschiedet haben?
Entscheidendes hat sich nicht verändert. Den Trainer kenne ich zwar nicht, aber der Manager ist seit vielen Jahren im Amt. Er hat ein Konzept und eine Spielphilosophie aufgebaut, nach der er den jeweiligen Trainer aussucht. Das funktioniert sehr gut. Jeder weiß, was er tun muss, die Mannschaft hat eine ausgeprägte Siegermentalität und ist taktisch flexibel. Auswärts wird Kopenhagen sehr kompakt stehen. Sie machen die Räume eng – und spielen trotzdem guten Fußball. Das wird eine schwierige Aufgabe.

Ein Duell auf Augenhöhe also?
Im Moment ja. Kopenhagen hat einen richtig guten Lauf, die Mannschaft hat großes Selbstvertrauen. Und: der Verein hat große Erfahrung mit internationalen Spielen. Allerdings haben wir die besseren Einzelspieler und sind es gewohnt, ein höheres Tempo zu gehen. Das tun wir in der Liga jede Woche, dort ist das Niveau höher als in Dänemark. Diesen Vorteil wollen wir ausspielen, dann werden wir uns auch gegen Kopenhagen durchsetzen.

Wie groß ist in Kopenhagen der Stellenwert solcher internationaler Spiele?
Größer als hier in Stuttgart. In Dänemark ist der Europapokal immer wichtiger als die heimische Superligaen, egal ob es die Champions oder die Europa League ist. Da ist das Stadion praktisch immer voll, das sind viel bedeutendere Spiele als gegen Aalborg oder Aarhus. Hier ist es anders, da hast du fast 60 000 Zuschauer gegen Düsseldorf und nur gut 17 000 gegen Bukarest.

Viel mehr Fans werden vermutlich auch gegen Kopenhagen kaum kommen, obwohl es für den VfB um sehr viel geht. Empfinden Sie großen Druck?
Ich finde es auch schön, wenn viel auf dem Spiel steht. Dann sind wir alle vielleicht besonders heiß. Ich persönlich bin es gewöhnt, international zu spielen. Und ich finde es immer interessant, andere Teams und ihre Konzepte kennenzulernen. Unser Anspruch sollte es sein, in der Europa League weiterzukommen. Deshalb wollen wir gegen Kopenhagen unbedingt gewinnen.

Was droht Ihnen, wenn Sie nicht gewinnen?
Dann werde ich viele SMS und E-Mails aus Dänemark bekommen . Ich bin zum VfB gewechselt, um in meiner Karriere einen Schritt nach vorne zu machen. Jetzt möchte ich gerne zeigen, dass ich zu einer Mannschaft gekommen bin, in der mir das gelungen ist.

Haben sich ihre Hoffnungen, die Sie an den Wechsel geknüpft hatten, bislang erfüllt?
Mein erstes Jahr war sehr gut für mich und den Verein. Wir sind Sechster geworden, spielen in der Europa League – das ist schon das, was ich mir erhofft hatte. Das hat mir gezeigt, dass es der richtige Schritt für meine Entwicklung war. In Kopenhagen gab für mich eigentlich nichts mehr zu erleben. Ich war Meister, Pokalsieger, habe in der Champions League gespielt. Jetzt spiele ich in einer der besten Ligen der Welt.

Neuerdings spielen Sie als alleiniger Sechser vor der Abwehr. Liegt Ihnen das mehr?
Ich denke schon. Ich kann auf diese Weise besser mit meinen Vorderleuten kommunizieren, mit Raphael Holzhauser und Christian Gentner. Gegen Hamburg hat das richtig gut geklappt – und wenn wir so weitermachen, wird es weiter aufwärts gehen. Wir müssen geordnet stehen, das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Gibt es eigentlich Dinge, die Ihnen in Stuttgart besser gefallen als in Kopenhagen?
Das Wetter hier ist besser. Die Autos sind viel billiger. Und die Berge und die ganze Natur finde ich auch sehr schön.

Und was fehlt Ihnen?
Die Familie und das Noma, das beste Restaurant der Welt. Fantastisches nordisches Essen, kann ich nur empfehlen.