Europameister, zweimal Vize-Weltmeister und „Fußballer des Jahres“: In den 1980er Jahren gehörte Karlheinz Förster als Profi des VfB Stuttgart zu den weltbesten Verteidigern. Mancher Gegenspieler denkt noch heute an die knallharten Duelle.

Stuttgart - Karlheinz Förster regt sich noch heute ein wenig auf, wenn er an die Fußball-WM 1982 denkt. Die Nationalelf hätte damals das Zeug dazu gehabt, Weltmeister zu werden, meint der frühere Weltklasse-Verteidiger. Und wer sich den Kader beim Turnier in Spanien anschaut, kann den ehemaligen Vorstopper verstehen. Neben ihm und seinem Bruder Bernd Förster gehörten auch andere Top-Spieler wie Uli Stielike, Paul Breitner, Hans-Peter Briegel oder Karl-Heinz Rummenigge dazu. Aber da war eben auch die Vorbereitung am Schluchsee gewesen, den der Boulevard schnell zu „Schlucksee“ umgetauft hatte.

 

Das unprofessionelle Verhalten einiger Spieler unter Trainer Jupp Derwall, das sich in der Vorrunde in Spanien noch fortgesetzt habe, wie Förster erzählt, „hat uns den WM-Titel gekostet“. Es habe ihn schon geärgert, „dass das mit dem WM-Gewinn nicht mal geklappt hat“.

Karriere mit vielen Höhepunkten

Doch so kurz vor seinem 60. Geburtstag, den der Mosbacher am Mittwoch feiert, will er nicht jammern. Er hatte auch so eine Karriere mit vielen Höhepunkten: 1980 war er Europameister, 1984 deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Noch heute ist er der VfB-Profi mit den meisten Länderspieleinsätzen (81). Die schönste Auszeichnung sei die zum „Fußballer des Jahres“ 1982 gewesen, sagt Förster.

Geschafft hat er das mit einer harten Spielweise, in den Zweikämpfen schonte er weder sich noch den Gegner. Gegen den damaligen HSV-Stürmer Horst Hrubesch, „das war ja ein halber Ringkampf auf dem Platz“, beschreibt Förster mit einem Lachen. Und Rummenigge sage noch heute respektvoll, wenn sie sich über den Weg laufen: „Gegen Dich, das hat immer weh getan.“

„Deutschlands kompromisslosesten Manndecker

Das Fußballmagazin „11Freunde“ nannte ihn einmal „Deutschlands kompromisslosesten Manndecker aller Zeiten“. Er spielte zu einer Zeit, als Raumdeckung noch nicht erfunden war. Seine Karriere musste er wegen gesundheitlicher Probleme mit 31 Jahren vorzeitig beenden - und litt noch länger unter den körperlichen Verschleißerscheinungen.

Erst nach zehn Jahren beim VfB kehrte er Stuttgart 1986 den Rücken. Er war gerade zum zweiten Mal Vize-Weltmeister geworden und wechselte zu Olympique Marseille. Es „war finanziell lukrativ und mit 28 Jahren die letzte Chance, noch mal ins Ausland zu wechseln“, sagt er heute.

Seine Zeit als VfB-Sportdirektor (1998 und 2001) verlief eher unglücklich. Als selbstständiger Spielerberater ist er gut im Geschäft. Neben VfB-Rückkehrer Daniel Didavi zählen unter anderen die Nationalspieler Niklas Süle und Timo Werner zu seinen Klienten.

Nicht in die Phalanx der Ex-Profis einreihen

Förster will sich nicht in die Phalanx der Ex-Profis einreihen, die Bundestrainer Joachim Löw nach dem WM-Scheitern in Russland Tipps geben. Auch wenn er das sicher könnte. Zwei Jahre vor seinem EM-Titel hatte es 1978 bei der WM schließlich die „Schande von Cordoba“ gegeben. Und 1984 - zwischen den zwei Vize-Weltmeisterschaften - flog das deutsche Team bei der EM in Frankreich nach der Vorrunde raus.

Er sei froh, dass er 1978 in Argentinien noch nicht dabei war, erklärt Förster. „Da war eine total schlechte Atmosphäre in der Mannschaft.“ Danach war er aber Teil des Neuaufbaus. „Deshalb würde ich jetzt sagen: Wenn es einen ähnlichen Umbruch wie damals gibt, dann werden wir auch wieder vorne mitspielen“, sagt der Jubilar.