VfB-Legende trifft Ardian Krasniqi So schlägt sich Timo Hildebrand im Boxring

Timo Hildebrand in Boxhandschuhen: Der frühere VfB-Torwart trainiert in Rottweil mit Ardian Krasniqi. Foto: yunusvue

Ardian Krasniqi besitzt Star-Potenzial – auch weil der Boxer aus Rottweil Prominente hinter sich hat, die ihn unterstützen. Einer ist Timo Hildebrand, der Meister-Torwart des VfB.

Normalerweise geht Timo Hildebrand (46) mit der Schale, die er sich wie einige seiner damaligen Teamkollegen nach der VfB-Meisterschaft 2007 hat anfertigen lassen, nicht hausieren. Er würde es peinlich finden, das Imitat bei jeder Gelegenheit vorzuzeigen. Doch diesmal macht er eine Ausnahme. Weil es ihm der Freund, den er in Rottweil besucht, wert ist.

 

Allerdings hat Timo Hildebrand an diesem Nachmittag nicht nur die Schale dabei, sondern auch Lust auf eine besondere Aktion. Also streift sich der frühere Torwart mal wieder Handschuhe über – diesmal jedoch die Arbeitswerkzeuge eines Boxers. Er macht sich warm, schlägt beherzt auf einen Sandsack ein und steigt danach auch in den Ring. Dort präsentiert Timo Hildebrand zuerst die Schale, Ardian Krasniqi (29) die beiden Gürtel, die er gewonnen hat. Dann treten die beiden gegeneinander an. Nicht, um sich wehzutun, sondern um den nächsten Kampf des Halbschwergewichtlers (bis 79,3 kg) am 13. Dezember in der Stuttgarter Scharrena zu promoten. „Vor dem, was Boxer leisten, habe ich großen Respekt“, sagt Timo Hildebrand ein paar Minuten später völlig verschwitzt, „Ardian ist ein toller Athlet und Mensch. Wenn ich ihn unterstützen kann, dann tue ich das gerne.“

Ardian Krasniqi schmeißt die PR-Maschine an

Der Besuch des früheren VfB-Profis und Nationaltorwarts im Gym von Ardian Krasniqi unterstreicht eindrucksvoll, wie viel Kraft die PR-Maschine des Boxers entwickeln kann. Denn neben Timo Hildebrand haben sich auch noch Schwergewichtslegende Luan Krasniqi (54), der Onkel des Athleten, und Ex-Weltmeister Firat Arslan (55), ein weiterer Mentor, in dem direkt am Neckar gelegenen Backsteingebäude eingefunden. Auch sie zeigen an den Sandsäcken, was sie noch draufhaben, auch sie tun dies, um die Karriere von Ardian Krasniqi zielsicher voranzutreiben. „Er ist ein riesengroßes Talent“, sagt Firat Arslan, „er hat das Zeug, um sich in die Weltspitze zu boxen.“ Und richtig einzuschlagen. Nicht nur als Boxer.

Timo Hildebrand überreicht Ardian Krasniqi ein VfB-Trikot. Foto: yunusvue

Ardian Krasniqi hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftsinformatik, er ist intelligent, eloquent, sympathisch, trägt einen großen Namen. Und er kennt genügend Leute, die ihn auf dem Weg nach oben führen können. Dorthin, wo es derzeit im deutschen Profiboxen reichlich Raum für neue Gesichter gibt. „Er hat das Potenzial, ein Star zu werden, davon bin ich überzeugt“, erklärte Luan Krasniqi, „allerdings muss er sich jetzt sportlich weiterentwickeln. Und dafür muss er gegen stärkere Gegner boxen.“

Ardian Krasniqi boxt am 13. Dezember in Stuttgart

Bisher ist die Bilanz von Ardian Krasniqi makellos. Alle seine elf Kämpfe gewann er vorzeitig, insgesamt stand er dabei allerdings nur 20 Runden im Ring. „Die Strategie, was die Qualität seiner Kontrahenten angeht, muss nun angepasst werden“, sagt Luan Krasniqi. Das weiß auch sein Neffe, der schon für den Kampf im Dezember in Stuttgart ein anderes Kaliber verspricht: „Ich trete gegen einen sehr starken Mann an, der zur Weltspitze gehört. Ein Sieg würde mir die Chance auf einen WM-Kampf eröffnen.“

Ob es wirklich so kommt? Dies bleibt, weil der Gegner noch nicht offiziell verkündet worden ist, zunächst unbeantwortet. Geklärt worden ist dagegen die Frage, wie sich Timo Hildebrand im Ring geschlagen hat.

Der frühere VfB-Profi, der sich in der Hochzeit des Boxens mehrere Kämpfe, unter anderem von Luan Krasniqi, in der Schleyerhalle angeschaut hat und zuletzt im April beim Auftritt von VfB-Fan Ardian Krasniqi im Sindelfinger Glaspalast zu Gast war, steht im Gym in Rottweil zuerst ein paar Minuten lang Firat Arslan gegenüber, anschließend dann Ardian Krasniqi. Die beiden Boxer gehen nicht in die Offensive, aber allein schon das Tänzeln im Ring, das Hochhalten der Arme und das Schlagen auf die Deckung fordern Timo Hildebrand, der seinen Körper mit Laufen, Kraft- und Fitnesstraining sowie Yoga fit hält und 2023 einen Halbdistanz-Triathlon bestritten hat, enorm. „Boxen ist brutal anstrengend, im Ring war es echt heftig“, sagt der Ex-Torwart sichtlich froh, dass sich die Boxer an die Abmachung gehalten haben, selbst nicht zuzuschlagen: „Ich habe als Fußballer genügend Schmerzen ertragen müssen.“

Legenden-Treffen in Rottweil (v. li.): Luan Krasniqi, Timo Hildebrand, Ardian Krasniqi, Firat Arslan. Foto: yunusvue

Anschließend loben Luan Krasniqi („Ein tolles Bewegungstalent“), Firat Arslan („Ein Vollblut-Sportler, der alles superschnell umgesetzt hat“) und Ardian Krasniqi („Eine Sport-Ikone – er hat sich tapfer geschlagen“) ihren Trainingspartner Timo Hildebrand, der sich bei der Einheit in Rottweil ziemlich verausgabt und sich seinen Sinn für Humor trotzdem bewahrt hat. „Sorry, Jungs“, sagt er abschließend zu Arslan und Krasniqi, „dass ich ein paarmal richtig getroffen habe.“ Zum Trost überreicht er Ardian Krasniqi anschließend vor laufenden Kameras ein VfB-Trikot mit dessen Namen – es ist der letzte Beweis dafür, wie perfekt der Boxer und sein Umfeld den PR-Doppelpass zu spielen verstehen. Nun muss er die Chance, die sich ihm bietet, nur noch verwandeln.

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