Der Argentinier Emiliano Insúa hat schon bei vielen Clubs in Europa gespielt. Sein neuer Arbeitgeber heißt VfB Stuttgart – und beim Fußball-Bundesligisten hoffen sie sehr, dass der 26-Jährige eine Problemzone dicht macht.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Manchmal würde man ja schon gerne wissen, wie es Arthur Boka geht. Oder Cristian Molinaro. Diesen beiden Linksverteidigern, die in ihrer Anfangszeit beim VfB Stuttgart so herrlich zu gefallen wussten. Mit ihrer lebensbejahenden Einstellung und ihrem Spiel. Der eine ivorisch-ungestüm, der andere italienisch-zäh. Doch zum Ende ihrer Arbeitsverhältnisse beim Fußball-Bundesligisten wünschten sich viele Fans die zwei Abwehrspieler nur noch weg.

 

Zu oft hatten die Rivalen auf der Außenbahn schräg im Raum gestanden oder durch Schusseligkeiten Gegentore verursacht. Und kaum einer der Nörgler hätte sich vor einem Jahr vorstellen können, sich einmal nach den abgewanderten Boka (FC Málaga) und Molinaro (FC Turin) zurückzusehnen. Denn mit Gotoku Sakai, Konstantin Rausch und auch Adam Hlousek wurde ja nichts besser. Die Position links hinten blieb ein rechtes Problem bei den Stuttgartern.

Doch jetzt wird alles anders. Mit Emiliano Adrián Insúa Zapata. Das ist zumindest die Erwartung der Verantwortlichen – und die Hoffnung der Anhänger. „Er ist aggressiv und verteidigt nach vorne“, sagt Alexander Zorniger in seinem Trainerjargon. Also genau so, wie es der neue Chefcoach einfordert, und wie es Insúa schon von seiner letzten Station Rayo Vallecano in Spanien kennt. Er bringt auch reichlich Erfahrung mit, und der Manager Robin Dutt ist überzeugt, die Problemstelle mit einem passenden Profi besetzt zu haben. Robust im Zweikampf, präzise beim Flanken.

Insúa hat Nachholbedarf in Sachen Fitness

Noch schleppt der Argentinier aber vor allem ein kleines Fitnessproblem mit sich herum. Daran wird jetzt auch im Trainingslager in St. Gallen gearbeitet, um den 26-Jährigen möglichst schnell auf das gleiche konditionelle Niveau zu bringen wie seine Mitspieler. Kein großes Ding, meint Insúa, der in der Schweiz ein Zimmer mit dem Ecuadorianer Carlos Gruezo teilt.

Wie der Wechsel nach Deutschland bei Insúa überhaupt kein Herzrasen verursacht. Er ist es ja gewohnt, sich ständig auf neue Mannschaften einzulassen. Mit 18 Jahren verließ er seine Heimatstadt Buenos Aires und seinen Ausbildungsverein Boca Juniors, um sich dem FC Liverpool anzuschließen. Mit seinem Bündel an Begabungen und großen Hoffnungen machte er sich auf den Weg nach England. Der Trainer Rafael Benítez gab ihm dann die Chance, in der Premier League zu spielen. Danach ging es quer durch Europa weiter – zu Galatasaray nach Istanbul, zu Sporting nach Lissabon, zu Atlético nach Madrid.

Namhafte Clubs, in denen Insúa aber nicht Fuß fasste und weshalb er in der Vorsaison leihweise ein paar Kilometer zu Rayo Vallecano weiterzog. Einem Madrider Vorortverein, der in der Primera División in etwa so glanzvoll ist, wie der VfB zuletzt immer abgeschnitten hat. „Ich weiß, dass der VfB in den vergangenen Jahren ein paar Probleme hatte“, sagt Insúa, „aber er ist dennoch ein großer Club, ähnlich wie der FC Liverpool und Atlético Madrid.“

Informationen von Martin Demichelis

Große Vergleiche, gelassen ausgesprochen. Denn selbst wenn man eine gehörige Portion Höflichkeit gegenüber dem neuen Arbeitgeber abzieht, bleibt eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem schwäbischen Abstiegskandidaten der vergangenen beiden Jahre und den Europacup-Teilnehmern aus England und Spanien. Im Grunde weiß Insúa das, der Ende Mai vom Interesse des VfB erfuhr, sich bei seinem früheren Mitspieler und Ex-Bayern-Profi Martin Demichelis über Land und Leute erkundigte und trotz der Anfragen von Sporting Lissabon und River Plate Buenos Aires nicht zögerte, sich auf das nächste Auslandsabenteuer einzulassen.

Mit seiner Lebensgefährtin Tatiana und dem dreijährigen Sohn Noah kommt er nun nach Stuttgart, um einen Neuanfang zu wagen. „Dabei hoffe ich, in den nächsten drei Monaten schon ganz gut Deutsch zu lernen. Aber wahrscheinlich klappt es nicht so gut wie anfangs bei Pep Guardiola“, sagt Insúa, der in Buenos Aires inmitten einer fußballverrückten Familie mit fünf Brüdern aufgewachsen ist. Einer davon ist auch Profi geworden, linker Verteidiger sogar: Emanuel, mit 24 Jahren der Jüngste, steht beim FC Granada unter Vertrag.